Benedikt Dietsch, BR Investigativ-Reporter, beleuchtet das Phänomen der Tics, die durch Social Media verbreitet werden. Er erzählt die Geschichte von Chantal, die während der Pandemie plötzlich neue Tics entwickelt. Experten diskutieren die Verbindung zwischen Social Media und neurologischen Störungen, werfen einen historischen Blick auf diese Symptome und untersuchen einen mysteriösen Fall unter Schulmädchen. Abschließend werden die Herausforderungen und Heilungsansätze für Betroffene besprochen, wobei der Einfluss von Online-Communities auf die Symptomatik hervorgehoben wird.
Die Verbreitung neuer Tics während der Covid-Pandemie ist eng mit den Einflüssen von sozialen Medien und Nachahmungen verbunden.
Funktionelle neurologische Störungen unterscheiden sich von Tourette, indem sie psychisch bedingte Symptome ohne physische Ursachen verursachen.
Deep dives
Ansteckende Tics und ihre Ursachen
Es wird diskutiert, wie es zu einer Ansteckung von Tics kommen kann, besonders im Kontext von sozialen Medien. Ein Beispiel ist die Person Chantal, die ursprünglich an Tourette litt, jedoch zusätzliche, neuartige Tics entwickelte, die von sozialen Medien beeinflusst wurden. Die Ärzte vermuten, dass solche Tics durch Nachahmungseffekte verstärkt werden, wie es bei Chantal der Fall war, als sie Videos eines Tourette-Influencers sah. Dies stellt die Hypothese auf, dass psychischer Stress und mediale Einflüsse eine Rolle beim Ausbruch und der Intensivierung von Tics spielen können.
Funktionelle neurologische Störungen
Es wird zwischen Tourette und funktionellen neurologischen Störungen (FNS) unterschieden, wobei FNS als psychisch bedingte körperliche Symptome beschrieben wird. Diese Störungen können auftreten, obwohl keine physische Ursache im Körper gefunden wird, was die Diagnose und Behandlung kompliziert macht. Chantal erlebte eine Vielzahl von Tics, die zwar Ähnlichkeiten mit Tourette aufweisen, jedoch in ihrer Intensität und Natur unterschiedlich sind. Die Fachärzte untersuchen diesen Unterschied und suchen nach Erklärungen, die Chantal's Symptome als FNS klassifizieren.
Die Rolle der sozialen Medien
Die Verbreitung von Tics hat durch soziale Medien, insbesondere während der Corona-Pandemie, zugenommen, was zu einem weltweiten Phänomen führte. Es wird vermutet, dass die Isolation und der psychische Stress, verursacht durch die Pandemie, das Risiko erhöhten, dass betroffene Personen Symptome entwickelten. Diverse Influencer, die ihre Erfahrungen mit Tics teilen, haben dabei ungewollt zur Verbreitung dieser Symptome beigetragen. Der Fall von Chantal zeigt, wie diese Dynamik in der heutigen digitalen Welt funktioniert, wo Medienkonsum die Art und Weise beeinflussen kann, wie Krankheiten wahrgenommen und erlebt werden.
Räuspern, Augenzucken, unwillkürliche Bewegungen, das sind typische Symptome von Tourette, einer angeborenen Erkrankung des Nervensystems. So ist es auch bei Chantal – bis sie plötzlich neue, andere Tics entwickelt. Ihre Ärztin merkt: Damit ist Chantal nicht allein – denn andere Patient:innen entwickeln zeitgleich ähnliche Symptome. In dieser 11KM-Folge erzählt BR Investigativ-Reporter Benedikt Dietsch von einem weltweiten Phänomen und von Wissenschaftler:innen auf Spurensuche. Kann es wirklich sein, dass sich Chantal und andere Betroffene vor allem während der Covid-Pandemie durch Social Media “angesteckt” haben?
An dieser Folge waren beteiligt:
Folgenautorin: Nicole Ahles
Mitarbeit: Marc Hoffmann und Jasmin Brock
Produktion: Laura Picerno, Adele Meßmer, Ruth Maria Ostermann, Christiane Gerheuser-Kamp
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.
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