"Wir Europäer investieren zu wenig in den Weltraum" – #475
Mar 3, 2021
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Josef Aschbacher, Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und Experte für Meteorologie und Geophysik, diskutiert die wichtige Rolle der Raumfahrt bei der Erdbeobachtung und dem Klimawandel. Er erklärt, wie Satelliten entscheidende Daten über Umweltveränderungen liefern. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Luftqualität werden ebenfalls analysiert, sowie die geopolitische Bedeutung der Raumfahrtstrategien Europas. Aschbacher spricht über die menschliche Neugier im Weltraum und die Chancen, die private Raumfahrtunternehmen bieten.
Die ESA nutzt Satelliten für präzise Erdbeobachtungen, um drastische ökologische Veränderungen und Klimawandel dokumentiert und zu bekämpfen.
Der Weltraum wird zunehmend strategisch und militärisch genutzt, was eine Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Unternehmen erfordert.
Deep dives
Einblicke in die Erdbeobachtung
Die europäische Raumfahrtagentur ESA verwendet Satelliten zur präzisen Erdbeobachtung, die Veränderungen in Ökosystemen und Klimabedingungen dokumentieren. Insbesondere werden Abholzungen im Regenwald mit einer Genauigkeit von bis zu zehn Metern verfolgt, was eine beunruhigende Einsicht in die Geschwindigkeit menschlicher Eingriffe in die Natur ermöglicht. Die kontinuierliche Messung über Jahre hinweg zeigt dramatische Veränderungen, die als Grundlage dienen, um Wissenschaft und Politik zu informieren und Entscheidungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu treffen. Diese objektiven Daten bieten eine wichtige Unterstützung bei der Entwicklung geeigneter politischer Maßnahmen gegen Umweltzerstörung und fördern das öffentliche Bewusstsein für den Zustand des Planeten.
Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die Umwelt
Während der COVID-19-Pandemie wurde ein signifikanter Rückgang der Luftverschmutzung in europäischen Städten beobachtet, was durch die Nutzung des Satelliten Sentinel-5B dokumentiert wurde. Die Messungen ergaben, dass der Gehalt von Stickstoffdioxid in städtischen Ballungsgebieten um etwa 50 Prozent gesenkt wurde, was eindeutig den Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt verdeutlicht. Diese drastische Verbesserung der Luftqualität während der Lockdowns schärfte das Bewusstsein für die Verantwortung des Menschen für die eigene Umwelt. Es zeigte sich jedoch auch, dass die Emissionswerte nach Ende der Lockdowns schnell wieder auf alte Niveaus anstiegen, was die Dringlichkeit nachhaltiger Maßnahmen unterstreicht.
Weltraum als geopolitisches Schlachtfeld
Der Weltraum wird zunehmend als strategisches Terrain betrachtet, in dem geopolitische Machtverhältnisse entschieden werden können. Der Aufbau konkurrierender Standards wie GPS durch China zeigt, dass Raumfahrttechnologien nicht nur für friedliche Zwecke, sondern auch für militärische Strategien genutzt werden. Die USA haben bereits eine Space Force etabliert, um ihre Interessen im Weltraum zu sichern und sich gegen mögliche Bedrohungen zu positionieren. Während private Unternehmen wie SpaceX an Bedeutung gewinnen, wird betont, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentliche Institutionen und privaten Akteuren notwendig ist, um die Erkundung und Nutzung des Weltraums sinnvoll zu gestalten.
Die USA haben Streitkräfte für den Kosmos, China will die Vorherrschaft im All. Und Europa? Das darf sich nicht abhängen lassen, sagt Josef Aschbacher, seit 1. März der neue Chef der europäischen Raumfahrtbehörde ESA im Gespräch mit FALTER-Politikressortleiterin Eva Konzett. Aschbacher studierte Meteorologie und Geophysik in Innsbruck, stieg 1990 bei der ESA ein. Nur in den Orbit selbst hat er es nicht geschafft. Er hatte sich beworben, 1991 aber flog anstatt seiner der Österreicher Franz Viehböck ins All
Lesen Sie das Interview mit Josef Aschbacher im FALTER 09/21 online: https://www.falter.at/zeitung/20210303/wir-europaeer-investieren-zu-wenig-in-den-weltraum/_fcdf602155
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