#12 2019 Über Kultur und Politik – mit Thomas Stipsits
Jun 30, 2019
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Thomas Stipsits, Kabarettist und Schauspieler, bekannt aus dem Wiener Tatort, spricht über die Bedeutung von Humor in der Politik. Er reflektiert über die Herausforderungen für Künstler und die Rolle von Kabarett in politischen Debatten. Stipsits thematisiert den Einfluss des Ibiza-Videos auf die österreichische Politik und die Notwendigkeit für Transparenz. Darüber hinaus diskutiert er persönliche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit seinem Vater und die Faszination für Mafia-Dramen wie 'Die Sopranos'.
Humorlose Äußerungen in sozialen Medien behindern echte Gespräche und fördern eine gefährliche Form der politischen Einsamkeit.
Transparenz in der Kunstbranche über Gehälter und Gagen ist essenziell für eine gerechtere Bezahlung von Künstlern und Künstlerinnen.
Künstler sollten das Recht haben, ihre politischen Meinungen frei zu äußern, ohne in ideologische Kategorien eingeordnet zu werden.
Deep dives
Die Stereotypisierung in sozialen Medien
Soziale Medien, insbesondere Twitter, zeigen oft eine ausgeprägte Humorlosigkeit, die sowohl linke als auch rechte Ansichten für einen Konsens eint. Der Gast, Thomas Stipsitz, äußert seine Frustration über die omnipräsente Meinung, dass Nutzer sich ständig gegenseitig übertrumpfen und dabei die Fähigkeit zu echten Gesprächen verlieren. Diese kritische Reflexion über den Zustand der politischen Diskussion spiegelt die Zusammenhänge zwischen Humor und politischer Haltung wider. Der Wunsch nach Dialog wird als entscheidend erachtet, um offener und toleranter miteinander umzugehen.
Transparenz im Kulturbetrieb
Transparenz ist ein zentrales Thema im kulturschaffenden Bereich und wird von Stipsitz als essenziell angesehen, um die Gehälter und Gagen innerhalb der Branche offener zu diskutieren. Es wird darauf hingewiesen, dass ein besserer Austausch darüber, was Künstler verdienen, zu einer gerechteren Vergütung für alle führen kann. Insbesondere die Gleichheit in der Bezahlung zwischen Männern und Frauen wird als wichtiges Thema angesprochen, da der Austausch unter Kollegen dazu beiträgt, Diskrepanzen zu reduzieren. Der Dialog über finanzielle Themen soll dazu führen, dass alle Akteure einen fairen Lohn erhalten.
Politisches Engagement und kulturelles Engagement
Stipsitz beschreibt seine politische Aktivität im Rahmen der Unterstützung von Alexander Van der Bellen während der Präsidentschaftswahlen 2016 und betont, dass dies sein einziges politisches Engagement war. Er hebt hervor, dass künstlerische Persönlichkeiten oft mit politischen Themen verknüpft werden, jedoch Vorsicht geboten ist, um nicht als propagandistisches Werkzeug genutzt zu werden. Dabei findet er es wichtig, sich für Themen zu positionieren, die authentisch sind und mit denen man sich identifizieren kann. Diese Selbstverortung soll nicht nur darum gehen populär zu sein, sondern um eine persönliche Überzeugung.
Die Rolle der Künstler in der Gesellschaft
Die Diskussion über die Rolle der Künstler in der politischen Landschaft verdeutlicht, dass viele Kulturschaffende politisch ausgerichtet sind, jedoch nicht jedem politischen Standpunkt zustimmen müssen. Stipsitz argumentiert, dass Künstler das Recht haben sollten, ihre Meinung zu äußern, ohne in eine ideologische Schublade gesteckt zu werden. Er zieht Parallelen zwischen politischer Positionierung und sozialen Beziehungen, indem er anspricht, dass Freundschaften nicht durch unterschiedliche politische Ansichten beeinträchtigt werden sollten. Der Fokus sollte darauf liegen, Dialoge zu führen und Verständnis für unterschiedliche Perspektiven zu entwickeln.
Migration und persönliche Erfahrungen
Die persönliche Geschichte von Stipsitz und dessen Familienhintergrund, insbesondere der Aufnahme eines Flüchtlingskindes aus Jugoslawien, spielt eine zentrale Rolle in seiner Haltung zur Migration. Er schildert, wie sein Engagement für geflüchtete Menschen stark von seinen eigenen Erlebnissen geprägt ist, die ihm eine differenzierte Sicht auf die anhaltende Debatte über Asylsuchende vermittelt haben. Das Verständnis, dass Migration komplex ist und nicht nur einfache Schwarz-Weiß-Denken zulässt, fördert eine tiefere Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, vor denen Flüchtlinge stehen. Der persönliche Kontakt zu geflüchteten Personen wird als entscheidend für den Abbau von Vorurteilen und für soziale Integration gesehen.