Susanne Koelbl, SPIEGEL-Auslandsreporterin mit umfassender Erfahrung in Krisengebieten, spricht über die Herausforderungen, vor denen die iranische Jugend steht. Sie beleuchtet die Wut der Bevölkerung nach den Protesten gegen das Regime und die Sehnsucht nach sozialen Freiheiten. Koelbl beschreibt die gefährlichen Bedingungen, unter denen Journalisten im Iran arbeiten, und betont den Protest einer Studentin ohne Hijab. Zudem wird die Diskrepanz zwischen den Reformversprechen der Regierung und der Realität für die junge Generation thematisiert.
Die anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die hohe Inflation im Iran führen zu wachsender Unzufriedenheit und Angst innerhalb der Bevölkerung.
Die mutigen Proteste junger Iranerinnen gegen das Hijab-Gesetz zeigen einen zunehmenden Wunsch nach sozialen Freiheiten und einem Wandel der gesellschaftlichen Normen.
Deep dives
Angespannte Stimmung im Iran
Die Atmosphäre im Iran ist von einer intensiven Anspannung geprägt, die durch wirtschaftliche Schwierigkeiten, hohe Inflation und eine besorgniserregende Überwachung verstärkt wird. Menschen leben in ständiger Angst vor der Sittenpolizei und zeigen eine tiefe Wut über ihre Lebensumstände, die durch eine Inflation von 34 Prozent erheblich verschärft wird. Diese Wut richtet sich nicht nur gegen die Regierung, die als unfähig wahrgenommen wird, sondern auch gegen wohlhabendere Mitbürger. Viele vermeiden es, öffentlich gesehen zu werden, da die Angst vor Repressionen und direkten Konsequenzen, wie Verhaftungen, groß ist, was den sozialen Zusammenhalt weiter belastet und das Gefühl der Unsicherheit verstärkt.
Widerstand und soziale Veränderungen
Die Massenproteste haben zu einem spürbaren Wandel im gesellschaftlichen Verhalten der jungen Leute im Iran geführt, insbesondere hinsichtlich des Tragens des Hijabs. Trotz der rechtlichen Situation verzichten viele Frauen bewusst auf den Schleier, was die Regierung in den Großstädten vor Herausforderungen stellt. Ein bemerkenswerter Vorfall war der Protest einer Studentin, die ohne Hijab an ihrer Universität erschien und dafür schikaniert wurde; ihr Handeln wurde von vielen als mutiger Akt betrachtet. Diese Entwicklungen zeigen ein wachsenden Ungehorsam und das Verlangen nach sozialen Freiheiten, selbst wenn das Regime versucht, die Kontrolle aufrechtzuerhalten, und damit deutlich macht, dass die Jugend nicht mehr bereit ist, sich unterdrücken zu lassen.
Wirtschaftliche Notlage und Zukunftsperspektiven
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Iran sind gravierend, wobei etwa 30 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, was die Jugend vor immense Herausforderungen stellt. Es wird berichtet, dass die meisten jungen Iraner sich nicht genügend Essen leisten können und viele gezwungen sind, nebenbei als Taxifahrer zu arbeiten, um ihren Lebensstandard zu sichern. Die Aussicht auf eine bessere Zukunft wird durch die anhaltenden Sanktionen und die Instabilität der Regierung weiter getrübt, was zu einer massiven Abwanderung qualifizierter Fachkräfte führt. Die gesellschaftliche Unzufriedenheit wächst, und viele wünschen sich ein Leben in Freiheit und Wohlstand, wodurch der Druck auf das Regime zunimmt, reformerische Schritte einzuleiten.
Druck von außen, Wut von innen: Wie lange können Hardliner in Iran das eigene Volk in Schach halten? SPIEGEL-Reporterin Susanne Koelbl kennt das Land gut - und schildert Eindrücke von ihrem jüngsten Besuch.
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