In den 1980er-Jahren erschütterte ein Pflegeskandal Wien, als vier Stationshilfen in einem Krankenhaus 49 Menschen töteten. Dr. Christian Reiter analysiert, wie ein mangelhafter Gesundheitsdienst zu solchen Gräueltaten beitrug. Die Diskussion beleuchtet die psychologischen und sozialen Faktoren, die zu den Verbrechen führten, und die unzureichende Ausbildung des Pflegepersonals. Zudem wird die problematische mediale Berichterstattung thematisiert und die Notwendigkeit von Verantwortung im Pflegewesen betont.
Die Mordserie im Krankenhaus Lainz wurde durch ein misslungenes Gesundheitssystem und mangelnde Aufsicht begünstigt, was zu katastrophalen Folgen führte.
Psychologische Belastungen und soziale Bedingungen der Pflegekräfte trugen zur Verrohung bei, die Gewalt und Missbrauch im Pflegebereich erleichterten.
Deep dives
Die Mordserie in Leinz
In einem Wiener Krankenhaus wurden 49 Menschen durch ein Pflegepersonal ermordet, was als die Mordserie von Leinz bekannt wurde. Diese Taten wurden überwiegend von vier Schwestern verübt, die sich, angetrieben von einem verzerrten Arbeitsanreiz, entschieden hatten, den Sterbeprozess ihrer Patienten zu beschleunigen. Es wurde festgestellt, dass dieser Missbrauch durch mangelnde Ausbildung und unzureichende Kontrolle im Gesundheitssystem begünstigt wurde. Diese Umstände schufen ein Umfeld, in dem die Schwestern ihre Tötungen als eine Lösung für ihre Überforderung betrachteten.
Die Methoden der Mörderschwestern
Die Schwestern verwendeten sowohl Medikamente als auch eine gefährliche Methode, die fälschlicherweise als Mundpflege bezeichnet wurde, um Patienten zu töten. Sie verabreichten Beruhigungsmittel, die die Atemfunktion beeinträchtigten, und injizierten Wasser in die Lunge der Patienten, was zu einem Ertrinkungstod führte. Diese Methoden wurden aus einer Ahnung heraus entwickelt, dass sie für die bereits stark geschwächten Patienten tödlich sein könnten. Dabei wurde eine neue, nie zuvor identifizierte Tötungsmethode angewandt, die im medizinischen Bereich nicht bekannt war.
Das System im Versagen
Das Versagen des Gesundheitssystems spielte eine entscheidende Rolle bei den Vergehen der Schwestern, da es an einer geeigneten Kontrolle und Aufsicht mangelte. Obwohl es zahlreiche Hinweise gab, dass unverhältnismäßig viele Todesfälle in der Station stattfanden, wurde nichts unternommen, um dies zu untersuchen. Die Ärzte und das Krankenhauspersonal schieden sich weitgehend aus der Verantwortung und schauten weg, anstatt sich mit den Todesursachen auseinanderzusetzen. Diese Ignoranz führte dazu, dass die Schwestern in ihrer Hochburg der Isolation und des Uncontrollierten weiter morden konnten.
Gesellschaftliche Einflüsse auf die Taten
Die Taten der Schwestern können auch durch die gesellschaftlichen Bedingungen erklärt werden, unter denen sie arbeiteten. Sie hatten mit Sterblichkeit konfrontierte Patienten und kannten eine stationäre Umgebung, die für ernste psychologische Belastungen sorgte. Diese Situation führte zu einer Verrohung, bei der einige von ihnen zynische Umgangsformen entwickelten, um sich emotional zu distanzieren. Solche sozialen und psychologischen Faktoren schufen einen fruchtbaren Boden für die Entwicklung von Gewalt und Missbrauch im Gesundheitssystem.
In den 1980er-Jahren kam es in Wien zu einem Pflegeskandal: Vier Stationshilfen töteten im Spital Lainz 49 Menschen, mitunter durch besonders qualvolle Methoden.
Dr. Christian Reiter, der damals durch Obduktionen die wahren Todesursachen der Opfer ermitteln konnte, erklärt in dieser Folge, wie ein mangelhaftes Gesundheitssystem solche Taten begünstigt. Florian Klenk, der seit Jahrzehnten über Gewaltexzesse in "totalen Institutionen" berichtet, will wissen, ob sich die Situation seither verbessert hat.