Wie rechtsextrem ist die FPÖ? FPÖ-Chef Norbert Hofer im Interview – #200
Jun 26, 2019
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Norbert Hofer, der neue FPÖ-Chef, spricht offen über die rechtsextreme Ausrichtung seiner Partei, nachdem er jahrelang mit dem FALTER verweigert hat. Er thematisiert die internen Machtkämpfe nach dem Ibiza-Skandal und die angespannte Beziehung zu den Medien. Zudem diskutiert er die Herausforderungen in der politischen Landschaft Europas und die Rolle der FPÖ in Bezug auf Migranten und Klimaschutz. Hofers Wunsch nach einer Koalition mit Sebastian Kurz zeigt seinen strategischen Ansatz für die bevorstehenden Wahlen.
Norbert Hofer betont die Notwendigkeit, die FPÖ von extremistischen Positionen zu distanzieren, um den internen Frieden zu wahren.
Die Rolle von Heinz-Christian Strache bleibt umstritten, da seine Aussagen und mögliche Rückkehr die Partei stark beeinflussen könnten.
Hofer sucht trotz der angespannten Medienbeziehung einen offenen Dialog, um das Vertrauen zurückzugewinnen und Vorurteile abzubauen.
Deep dives
Rechtsextremismus in der FPÖ
Die FPÖ wird immer wieder mit Vorwürfen des Rechtsextremismus in Verbindung gebracht, insbesondere nach dem Ibiza-Video, das belastende Äußerungen eines ehemaligen Parteivorsitzenden zeigt. Norbert Hofer, der aktuelle Parteichef, betont, dass die Partei sich von extremistischen Positionen distanzieren wolle, und erklärt, dass nicht alle Äußerungen von Ämterträgern die Werte der FPÖ widerspiegeln. Er weist darauf hin, dass es notwendig ist, das gesamte Wirken eines Mitglieds zu betrachten, anstatt einfache Ausschlüsse auszusprechen, was zu einem offenen Riss innerhalb der Partei führen könnte. Diese Situation verkompliziert die Wahrnehmung der FPÖ, da die Wählerbasis, die sehr an Strache gebunden ist, eine Herausforderung für die Parteiführung darstellt.
Die Rolle von Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache, der ehemalige Parteichef, spielt im Diskurs um die FPÖ eine zentrale Rolle, insbesondere hinsichtlich seiner politischen Zukunft und den skandalösen Inhalten des Ibiza-Videos. Hofer erklärt, dass Strache möglicherweise unter dem Einfluss von Substanzen einen untypischen Zustand hatte und seine Aussagen nicht das tatsächliche Gedankengut der FPÖ darstellen müssen. Dennoch bleibt unklar, ob Strache sich politisch zurückziehen wird oder ob er erneut für einen hohen Posten kandidieren könnte, was die Parteiführung unter Druck setzt. Dies führt auch zu einer internen Debatte über den Umgang mit solchen Vorfällen und den ethischen Standard innerhalb der FPÖ.
Die Beziehung zur Medienberichterstattung
Die Beziehung zwischen der FPÖ und den Medien ist angespannt, vor allem nach negativen Berichterstattungen über die Partei und ihre Mitglieder. Hofer äußert, dass er eine Offenheit im Umgang mit Journalisten anstrebt, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen und Vorurteile abzubauen. Er gibt jedoch auch zu, dass negative Presseberichterstattung eine Quelle der Frustration ist und dass die FPÖ oft als Zielscheibe von Kritiken angesehen wird. Diese Dynamik trägt dazu bei, dass die FPÖ als rechtsextreme Partei wahrgenommen wird, auch wenn Hofer diese Kategorisierung entschieden zurückweist.
Politische Zusammenarbeit in Europa
Die FPÖ verfolgt eine politische Zusammenarbeit mit anderen rechten Parteien auf europäischer Ebene, was Fragen zur politischen Ausrichtung der Partei aufwirft. Hofer betont, dass es wichtig ist, die Ergebnisse von Wahlen in anderen Ländern zu respektieren, auch wenn ihre politischen Positionen anders sind. Diese Strategie zielt darauf ab, die Position der FPÖ innerhalb des Europaparlaments zu stärken, was jedoch nicht ohne Kontroversen bleibt. Kritiker argumentieren, dass diese Allianzen die FPÖ weiter in die Ecke des Rechtsextremismus drängen und das öffentliche Bild der Partei verschlechtern.
Haltung zum Klimaschutz
Die FPÖ hat in der Vergangenheit eine kritische Haltung zum Klimaschutz eingenommen, was in den jüngsten Diskussionen thematisiert wird. Hofer erkennt an, dass Klimawandel und Umweltschutz entscheidende Themen der Zukunft sind und dass die Partei sich intensiver mit diesen Fragestellungen befassen muss. Er schlägt Lösungen vor, bei denen Österreichs Ressourcen für eine nachhaltige Energiezukunft genutzt werden können, ist sich jedoch der Herausforderungen bewusst. Diese Neuausrichtung könnte der FPÖ helfen, sich in einem zunehmend umweltbewussten politischen Klima zu positionieren.
Jahrelang hat Norbert Hofer jedes Gespräch mit dem FALTER verweigert. Vergangene Woche hat er ein Interview angeboten. Hofer will ein Zeichen setzen und reden. Aber was hat der neue FPÖ-Chef zu sagen? Ein Gespräch mit Florian Klenk und Raimund Löw über Ibiza, die Angriffe auf die Medien und Hofers Wunsch nach Fortsetzung der Koalition mit Sebastian Kurz.