Philip Pilkington, ein irischer Ökonom und Podcaster, diskutiert die zukünftige Rolle des US-Dollars in einer sich wandelnden globalen Wirtschaftsordnung. Er wirft einen kritischen Blick auf die BRICS-Staaten und deren Pläne für eine goldgedeckte Handelswährung, die den Dollar unter Druck setzen könnte. Zudem thematisiert er die geopolitischen Veränderungen durch den Ukraine-Krieg und die Abhängigkeit der USA von China. Die Aussichten für alternative Währungen und deren Einfluss auf globale Handelsbeziehungen stehen ebenfalls im Fokus.
Der Erdüberlastungstag offenbart gravierende Umweltprobleme, die durch unseren übermäßigen Ressourcenverbrauch und die Kritik an bestehenden Berechnungen verstärkt werden.
Hans-Werner Sinn kritisiert die deutsche Energiepolitik und unterstreicht die globalen Auswirkungen einer alleinigen Reduktion von Öl- und Gasverkäufen.
Die künftige Rolle des US-Dollars im globalen Finanzsystem ist in Gefahr, da geopolitische Spannungen und die Bildung von Allianzen wie BRICS zunehmen.
Eine mögliche Entdollarisierung könnte zu einer Reduzierung der US-amerikanischen Einflussnahme auf den globalen Handel und zu wirtschaftlichen Veränderungen führen.
Deep dives
Erdüberlastungstag und dessen Bedeutung
Der Erdüberlastungstag markiert den Zeitpunkt, an dem die Menschheit alle Ressourcen verbraucht hat, die die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann. In Deutschland wäre dieser Tag sogar bereits auf den 4. Mai gefallen, was die Auswirkungen des Lebensstils hier verdeutlicht. Die Berechnungen des Global Footprint Networks zeigen, dass wir mehr Rohstoffe, Wasser und Nahrungsmittel konsumieren, als die Natur bereitstellen kann. Kritiker des Erdüberlastungstags stellen jedoch in Frage, ob die zugrunde liegenden Annahmen der Berechnung gerechtfertigt sind und argumentieren, dass technologische Innovationen eine effektivere Lösung zur Reduzierung von CO2-Emissionen sein könnten.
Kritik an der Energiepolitik
Professor Hans-Werner Sinn äußerte in einem Interview Kritik an der deutschen Energiepolitik und warnte davor, dass die Reduktion von Öl- und Gasverkäufen in Europa kaum Auswirkungen auf den globalen Markt habe. Wenn nur in Deutschland die Nachfrage sinkt, könnte dies dazu führen, dass der weltweite Ölpreis fällt, während andere Länder den niedrigeren Preis ausnutzen. Seine Kritiker werfen ihm vor, veraltete Industrien zu verteidigen und nicht die globalen Zusammenhänge zu erkennen. Die Diskussion verdeutlicht die Schwierigkeiten der Klimapolitik und die Notwendigkeit einer umfassenderen Perspektive in der Debatte über Emissionen und Energieverbrauch.
Die Rolle des US-Dollars im Weltfinanzsystem
Der US-Dollar hat traditionell eine dominierende Rolle im globalen Finanzsystem gespielt, doch Veränderungen in den internationalen Beziehungen und Handelsabkommen könnten seine Stellung gefährden. Die Herabstufung des Kreditratings der USA durch Fitch hat Fragen zur Zukunft des Dollars aufgeworfen, insbesondere im Hinblick auf geopolitische Spannungen und den Anstieg der Allianzen wie BRICS. Experten warnen, dass eine schnelle Abkehr von der Verwendung des Dollars im internationalen Handel massive wirtschaftliche Belastungen mit sich bringen könnte. Eine multipolare Welt könnte mit sich bringen, dass der Dollar nicht mehr die einzige dominierende Währung im globalen Markt bleibt.
Herausforderungen für die US-Wirtschaft
Die USA stehen vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Abhängigkeit von ausländischen Investitionen zur Finanzierung ihrer Schulden. Eine mögliche Abkehr vom Dollar als Leitwährung könnte zu höheren Zinsen und einer Abwertung des Dollars führen, was die Importpreise in die Höhe treiben würde. In einem Szenario, in dem die Nachfrage nach US-Staatsanleihen durch ausländische Anleger sinkt, könnte die US-Notenbank unter Druck geraten. Die Entwicklung könnte zu einem massiven Anstieg der Inflation führen, ähnlich wie die Ereignisse in der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg.
Technologischer Wandel in der Energieversorgung
Die Diskussion über die künftige Energiepolitik und die Rolle von erneuerbaren Energien versus fossilen Brennstoffen gewinnt an Bedeutung. Die USA suchen zunehmend nach Möglichkeiten, ihre Energiestrategie zu diversifizieren, insbesondere in Anbetracht der globalen geopolitischen Unsicherheiten. Ein Beispiel für diese Bemühungen ist die Annäherung der USA an Venezuela, um deren Ölressourcen zu erschließen, nachdem langjährige Feindseligkeiten zwischen den zwei Ländern bestehen. Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit, dass die US-Politik flexibler und reaktionsfähiger auf globalen Druck reagieren muss.
Die Entdollarisierung und ihre Folgen
Vorzeichen einer Entdollarisierung zeigen sich bereits, da zunehmend Geschäfte in anderen Währungen wie dem Renminbi abgewickelt werden. Wichtig ist, dass der Erfolg dieser Bewegung davon abhängt, dass genügend Länder und Unternehmen bereit sind, diese neuen Handelsbedingungen zu akzeptieren. Bereits jetzt gibt es Beispiele, in denen Länder, wie Indien und Saudi-Arabien, in ihren Handelsabkommen alternative Währungen verwenden. Die Schaffung eines von Dollar unabhängigen Handelssystems könnte die politische und wirtschaftliche Einflussnahme der USA auf globaler Ebene signifikant verringern und somit massive Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben.
Globale geopolitische Veränderungen
Die geopolitische Landschaft verändert sich, da Länder wie China, Russland und Iran beginnen, gemeinsam Alternativen zum US-Dollar und dessen hegemonialen Einfluss zu entwickeln. Die Bildung von Allianzen unter den BRICS-Staaten ist ein Beweis für diese Verschiebung und könnte einen nachhaltigen Einfluss auf den globalen Handel haben. In dieser neuen Ordnung wird es für die USA schwieriger sein, mit derartigen Veränderungsdynamiken umzugehen, da sie auf ein System angewiesen sind, das selbst unter Druck steht. Langfristig wird die Fähigkeit der USA entscheidend davon abhängen, wie gut sie auf diese Veränderungen reagieren können und ob sie innovative Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen finden.
Hinweis: Am Ende dieser Episode finden Sie das englische Originalinterview mit Philip Pilkington. Es beginnt nach exakt einer Stunde. Dauer: 50 Minuten. Ohne diesen Teil ist diese Ausgabe 60 Minuten lang.
In der 202. Folge von „bto – beyond the obvious – der Ökonomie-Podcast mit Dr. Daniel Stelter“ starten wir mit dem Earth Overshoot Day und werfen in diesem Zusammenhang einen Blick auf die Thesen des ehemaligen Präsidenten des ifo Instituts, Hans Werner Sinn, zur Sinnhaftigkeit der deutschen Klimapolitik. Hauptthema dieser Episode ist aber die zukünftige Rolle des US-Dollars im Weltfinanzsystem. Bleibt alles wie es ist oder droht dem US-Dollar ein relativer Bedeutungsverlust? Über die Folgen eines solchen Szenarios spricht Dr. Daniel Stelter mit dem irischen Ökonomen und Podcaster Philip Pilkington. Pilkington ist Spezialist für Investitionsfinanzierung.
Das vollständige Gespräch (englisch) befindet sich am Ende dieses Podcasts.
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