Brasiliens Präsident Lula und der globale Süden - #1297
Jan 9, 2025
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Johannes Waldmüller, Politikwissenschaftler und Lateinamerika-Experte an der Universität Wien, diskutiert die faszinierende Rolle von Brasilien unter Präsident Lula da Silva im globalen Süden. Er beleuchtet Lulas Einfluss auf die soziale Gerechtigkeit und die Fortschritte sowie Rückschläge bei der Hungerbekämpfung. Zudem geht es um Brasiliens diplomatische Haltung im Ukraine-Konflikt und die Bedeutung eines Freihandelsabkommens mit der EU. Abschließend thematisiert Waldmüller die neue politische Linke in Lateinamerika und die Stärke der feministischen Bewegung.
Lula da Silva setzt sich für die Beseitigung von Hunger ein und betont die Wichtigkeit von Gleichheit und Bildung in Brasilien.
Die neue Linke in Lateinamerika fokussiert soziale Inklusion und Umweltfragen, anstatt nur Hunger und Armut zu bekämpfen.
Deep dives
Lulas Aufstieg und Herausforderungen
Lula da Silva, eine zentrale Figur der lateinamerikanischen Linken, kehrte nach seiner Gefängnisstrafe als Präsident Brasiliens ins Amt zurück. Trotz seiner Erfolge wie der vollständigen Beseitigung des Hungers unter seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff, steht sein Regime vor Herausforderungen: Die Hungerquote stieg während der vorherigen Regierung und betrifft nun 36 Millionen Menschen. Lula zielt darauf ab, den Hunger bis zum Ende seiner Amtszeit erneut zu beseitigen, während er zunehmend Themen wie Gleichberechtigung und Bildung in den Vordergrund stellt. Celso Amorim, sein außenpolitischer Berater, betont, dass Lula eine unabhängige Außenpolitik in einer multipolaren Welt anstrebt.
Brasilien und die multipolare Weltordnung
Brasilien unter Lula verfolgt das Ziel einer stärkeren regionalen Zusammenarbeit innerhalb des globalen Südens, insbesondere durch die BRICS-Staaten. Amorim erklärt, dass das Land beim bevorstehenden Vorsitz von BRICS im Jahr 2025 darauf abzielt, eine inklusive und stabilere Außenpolitik zu fördern. Trotz der Verurteilung der russischen Aggression im Ukraine-Konflikt hat Brasilien vor Sanktionen gewarnt und lehnt diese ab, was auf einen pragmatischen Ansatz hinweist. Lula strebt an, diplomatische Beziehungen zu bleiben und betont die Notwendigkeit von Gesprächen zur Lösung internationaler Konflikte.
Neue linke Ansätze in Lateinamerika
Die neue Linke in Lateinamerika, verkörpert durch Politiker wie Lula, Gustavo Petro und Gabriel Boric, hat eine andere Herangehensweise als die alte orthodoxe Linke. Sie richtet ihren Fokus auf soziale Inklusion, Gleichstellung und Umweltfragen, anstatt allein auf die Beseitigung von Hunger und Armut zu setzen. Die feministische Bewegung spielt hierbei eine entscheidende Rolle, insbesondere im Kontext von Jugend- und Femizidraten sowie der Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung. Diese neue Strömung zeigt sich auch in der wachsenden Bedeutung sozialer Bewegungen, die sich für die Rechte aller gesellschaftlichen Gruppen einsetzen.
Zu hören sind Lula-Berater Celso Amorim über Weltpolitik und die Linke Lateinamerikas sowie eine Einschätzung von Lateinamerika-Experten Johannes Waldmüller von der Universität Wien
Der globale Süden ist in der Weltpolitik ein nicht mehr wegzudenkendes Korrektiv zu den Großmächten des Nordens. Zu den tonangebenden Stimmen des Südens gehört Brasilien unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva.
Lula da Silva ist eine überragende Persönlichkeit der lateinamerikanischen Linken. Der einstige Gewerkschaftsführer war zweimal Präsident, saß anschließend wegen Korruptionsvorwürfen im Gefängnis und verhinderte nach seiner Enthaftung als Kandidat der Armen eine zweite Amtszeit des rechtsextremen Staatschefs Jair Bolsonaro.
Als Lula vor zwei Jahren wieder in den Präsidentensitz in Brasilia einzog, entging er knapp einem Mordanschlag, wie man heute weiß.