Maria Furtwängler über Gewalt gegen Frauen: „Sprichst Du als Mann eigentlich darüber?“
Nov 28, 2024
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Maria Furtwängler, Schauspielerin und bekannt für ihren Film "Bis zur Wahrheit", diskutiert mit FAZ-Redakteurin Franziska Pröll die alarmierenden Statistiken zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Sie erörtern die Grauzonen zwischen Flirt und Übergriff und die gesellschaftlichen Normen, die zu diesem Problem beitragen. Pröll teilt Einblicke aus ihrer Recherche zu Femiziden und den Herausforderungen in der Justiz. Beide betonen die Dringlichkeit von Gewaltprävention und die Verantwortung der Männer in der Diskussion.
Die alarmierenden Statistiken zur Gewalt gegen Frauen in Deutschland weisen auf eine tief verwurzelte gesellschaftliche Problematik hin, die dringenden Handlungsbedarf erfordert.
Die Diskussion über Gewalt gegen Frauen sollte Männer einbeziehen, um eine breitere Aufklärung und effektive Präventionsstrategien zu entwickeln.
Deep dives
Erschreckende Statistiken zur Gewalt gegen Frauen
In Deutschland wird alle drei Minuten eine Frau Opfer häuslicher Gewalt, während alle 48 Stunden eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wird. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen die Gefahren, denen Frauen ausgesetzt sind, und zeigen einen Anstieg in allen Kategorien von Gewaltdelikten, einschließlich häuslicher Gewalt und Femiziden. Laut dem aktuellen Lagebild des Bundeskriminalamtes gab es im Jahr 2023 fast 181.000 Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt waren, daneben erlebten über 52.300 Frauen eine Sexualstraftat. Die erschreckenden Statistiken offenbaren, dass das Problem der Gewalt gegen Frauen tief in der Gesellschaft verwurzelt ist.
Der Entwurf des Gewalthilfegesetzes
Der Entwurf für ein Gewalthilfegesetz soll einen individuellen Rechtsanspruch auf Unterstützung für Frauen schaffen, die Gewalt erfahren haben. Dieses Gesetz wird als möglicher Schritt betrachtet, um die Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und den Opfern die nötige Hilfe zu bieten. Kritiker betonen jedoch, dass ein solches Gesetz allein nicht ausreicht, um den grundliegenden gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen, der erforderlich ist, um gewaltsame Übergriffe zu verhindern. Der Fokus auf rechtliche Rahmenbedingungen muss von einer breiteren Aufklärung und gesellschaftlichem Engagement begleitet werden.
Scham und gesellschaftliche Reaktionen auf sexuelle Gewalt
Ein zentrales Thema bei der Diskussion über Gewalt gegen Frauen ist die Scham, die oft Frauen davon abhält, Übergriffe zu melden und Unterstützung zu suchen. Viele Frauen quälen sich mit Schuldgefühlen und dem Gedanken, ob sie selbst für die erlebte Gewalt verantwortlich sind. Zudem zeigt sich in der Gesellschaft eine besorgniserregende Tendenz, Übergriffe zu verharmlosen oder abzulehnen, was die Betroffenen zusätzlich belastet. Diese gesellschaftlichen Normen erschweren es den Opfern, offen über ihre Erfahrungen zu sprechen und die notwendige Hilfe zu finden.
Die Notwendigkeit einer umfassenden gesellschaftlichen Debatte
Es wird betont, dass die Debatte über Gewalt gegen Frauen nicht nur Frauen, sondern auch Männer einbeziehen muss, um ein Verständnis für das Problem zu schaffen und Prävention zu fördern. Männliche Perspektiven und Erfahrungen sind entscheidend, um die Wurzeln von Gewalt zu erkennen und effektive Lösungsansätze zu entwickeln. Die Diskussion sollte auch über spezifische Themen wie den Einfluss von Pornografie und toxischer Männlichkeit auf die Wahrnehmung von Gewalt führen. Eine stärkere Aufklärung und das Teilen von Erfahrungen könnten dazu beitragen, das Bewusstsein für diese Probleme zu schärfen und eine Kultur des Respekts zu fördern.
Simon Strauß spricht mit Maria Furtwängler über ihren neuen Film, der die schwierigen Grauzonen zwischen Flirt und Übergriff beleuchtet. Außerdem gibt es Einblicke in die spannende Recherche von Franziska Pröll und Julia Bellan zum Umgang mit Femiziden in Deutschland.
Host der Woche: Simon Strauß
Mitarbeit: Michael Götz, Anne Hartmann
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