Mareike Fallwickl, österreichische Bestseller-Autorin, spricht über ihr neues Buch "Die Wut, die bleibt". Sie beleuchtet die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit und die Herausforderungen, denen Mütter in belastenden Zeiten wie der Pandemie gegenüberstehen. Fallwickl erörtert die komplexen Erwartungen an Frauen und die Rolle der Männer in der Diskussion um Geschlechterverhältnisse. Zudem diskutiert sie die Kraft weiblicher Erfahrungen und Literatur als Mittel zur Empathie und zum Verständnis.
Mareike Fallwickl thematisiert die anhaltende Wut von Frauen über Geschlechterungerechtigkeiten und die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit in ihrem Buch.
Die duale Perspektive in der Erzählung zeigt die unterschiedlichen Herausforderungen von Müttern und kinderlosen Frauen und reflektiert den Wandel von Geschlechterrollen.
Deep dives
Die Wut, die bleibt
Das Buch thematisiert die anhaltende Wut von Frauen gegenüber den gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, insbesondere in Bezug auf Care-Arbeit und Gewalt gegen Frauen. Die Protagonistin ist eine Mutter, die im Affekt vom Balkon springt, was als dramatischer Anfang eine Diskussion über Femininität und psychische Belastungen auslöst. Es wird deutlich, dass solche extremen Handlungen oft ohne offensichtliche äußere Gründe geschehen, was einen neuen Blick auf weibliche Verzweiflung und die gesellschaftlichen Erwartungen eröffnet. Die Autorin strebt an, das Tabu brechen und den Lesern zu zeigen, dass die Wut der Frauen eine tragische, aber auch oft nicht verstandene Realität ist.
Pandemie als Katalysator
Die Pandemie wird als Hintergrund und als Katalysator für viele der behandelten Themen dargestellt, ohne jedoch der Hauptfokus des Buches zu sein. Sie bringt bestehende Probleme in der Familienpolitik und der Belastung von Müttern an die Oberfläche, was die Herausforderungen des Lebens als Frau in der Gesellschaft verstärkt. Diese verstärkte Sichtbarkeit der Problematik ist besonders wichtig und dient dazu, das Bewusstsein für die Stimmen und Erfahrungen von Frauen zu schärfen. Das Buch zeigt, wie historische und gesellschaftliche Kontexte das Verhalten und die Entscheidungen von Frauen nachhaltig prägen.
Die Charaktere im Fokus
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: der 15-jährigen Tochter der Protagonistin und ihrer besten Freundin, die keine Kinder hat. Diese Darstellung zeigt, wie zwei unterschiedliche Frauenleben miteinander verwoben sind und die Herausforderungen von Müttern und kinderlosen Frauen thematisiert werden. Die eine kämpft mit den Schwierigkeiten der Mutterschaft, während die andere mit den gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen konfrontiert wird, die keine Kinder haben wollen oder können. Diese duale Perspektive schafft ein vielschichtiges Bild der weiblichen Erfahrung und erhellt, wie sich Geschlechterrollen und Erwartungen ändern können.
Ein neuer Feminismus
Das Buch spiegelt einen neuen Feminismus wider, der von jüngeren Generationen geprägt wird und bereit ist, die bestehenden Strukturen zu hinterfragen. Die 15-jährige Lola repräsentiert diese Generation und konfrontiert die älteren Frauen mit ihren Wahrnehmungen und Erfahrungen, die oft als überholt angesehen werden. Es wird aufgezeigt, dass die Herausforderungen und Gefahren, denen Frauen gegenüberstehen, nach wie vor bestehen und ernst genommen werden müssen. Gleichzeitig wird ein Dialog zwischen den Generationen angeregt, in dem Verständnis und Reflexion über Gender-Themen im Mittelpunkt stehen.
In dieser Folge ist Mareike Fallwickl mit ihrem neuen Buch "Die Wut, die bleibt" (Rowohlt) zu Gast. Mit Moderatorin Petra Hartlieb spricht sie über Geschlechterverhältnisse, die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit in der Familie und Gewalt an Frauen – Themen, die auch in das jüngste Werk der Bestseller-Autorin geflossen sind. Am Ende der Sendung hören Sie Buchtipps aus der FALTER-Redaktion; diesmal von unserem Literaturkritiker Klaus Nüchtern.
Zu den Bücher:
"Die Wut, die bleibt" (Rowohlt) von Mareike Fallwickl: https://shop.falter.at/detail/9783498002961/die-wut-die-bleibt
"Surazo. Monika und Hans Ertl: Eine deutsche Geschichte in Bolivien" (Matthes & Seitz Berlin) von Karin Harrasser: https://shop.falter.at/detail/9783751803533/surazo