Rüdiger Dannemann, Mitbegründer der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft und Experte für dessen Werke, beleuchtet die prägende Philosophie von Georg Lukács. Er diskutiert die Rolle des Proletariats als Subjekt und Objekt in der Verwandlung gesellschaftlicher Verhältnisse. Themen wie Verdinglichung, die Kritik an Kapitalismus und der Einfluss von Lukács auf den westlichen Marxismus werden angesprochen. Auch die Beziehung zwischen Lukács und Adorno sowie die Verbindungen zu musikalischen Elementen und der Rätedemokratie werden ergründet.
01:02:29
forum Ask episode
web_stories AI Snips
view_agenda Chapters
menu_book Books
auto_awesome Transcript
info_circle Episode notes
insights INSIGHT
Totalitätsbegriff und Kapitalismus
Lukács betont die Methode der Totalität, das Ganze bestimmt die Teile.
Der Kapitalismus erkennt sich nicht als Totalität und bleibt dadurch unbewusst.
insights INSIGHT
Proletariat als Subjekt der Totalität
Das Proletariat kann die Totalität der kapitalistischen Gesellschaft erkennen und durchbrechen.
Es besitzt Selbstbewusstsein, weil es seine Arbeit als Ware eigenständig reflektieren kann.
volunteer_activism ADVICE
Marxistische Impulse bewahren
Bewahre wichtige marxistische Impulse und Forschung vor dem Vergessen.
Pflege den Dialog zwischen Lukács und anderen Marxisten für neues Verständnis.
Get the Snipd Podcast app to discover more snips from this episode
Ein Jahrhundertbuch, das die «Philosophie der Praxis» tiefgreifend beeinflusste und einen Grundstein für den «westlichen Marxismus» (Perry Anderson) legte. Lukács publizierte die Aufsatzsammlung 1923, viele der Überlegungen des Buches wurden über die Jahrzehnte immer wieder aufgegriffen und von Autoren wie Jürgen Habermas oder Louis Althusser kritisch diskutiert. Es steht am Schnittpunkt von politischen Erfahrungen in der Rätebewegung Ungarns, Lukács´ Exil in Wien und Berlin und seiner langjährigen Arbeit als Literaturkritiker und Philosoph, der mit Georg Simmel, Max Weber oder Ernst Bloch bekannt war. Er nimmt Bezug auf Marx und Luxemburg aber auch auf Kant, Fichte oder Hegel; politische Themen wie Organisation und Klassenbewusstsein sind ebenso wichtig wie philosophische Begriffe wie Totalität, Dialektik oder Verdinglichung. Theoretisch ist für Lukács das Ziel, zu einer anspruchsvollen marxistischen Philosophie beizutragen, die er im Materialismus seiner Zeit nur unzulänglich ausgearbeitet findet. Politisch-philosophisch ist sein Ziel die klassenlose Gesellschaft. Dieses Ziel sieht er im Proletariat verkörpert. Es tritt die Nachfolge der bürgerlichen Klasse an und verwirklicht die große klassische Philosophie. Möglich ist dies, weil das Proletariat aufgrund der Tatsache, dass es mit seiner Arbeit die gegenständliche Welt erzeugt, die Möglichkeit hat, sie sich mit Bewusstsein anzueignen. Dem Proletariat kann gelingen, woran das Bürgertum scheitern muss: den Fetischcharakter der Waren- und Gegenständlichkeitsform zu durchdringen und die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Vermittlung und als Totalität zu erkennen. Handeln auf dem Niveau der Totalität stellt für Lukács die nächste Stufe in der Entwicklung der Menschheit dar. Grundlage ist die umfassende Erkenntnis all der gesellschaftlichen Vermittlungen und deren bewusste Gestaltung.
Gesprächsgast ist in dieser Folge Rüdiger Dannemann. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft und Autor zahlreicher Publikationen über Georg Lukács.