
Beatmungspflege bei COVID-19 Infektionen - mit Dr. Ismail Özlü und Prof. Markus Wübbeler * Pflegewissenschaft
Beatmungspflege bei COVID-19 Infektionen
Markus Wübbeler, Professor für Pflegewissenschaft an der Hochschule für Gesundheit in Bochum, spricht mit Dr. Ismail Özlü, Vertretungsprofessor für Akutpflege an der HSG, über die Indikationen und die Formen der Beatmungspflege. Aufgrund der aktuellen Lage geht Dr. Özlü im weiteren dann auf die Besonderheiten der Beatmungspflege bei Patienten mit Coronavirus Infektionen ein.
Indikation zur Beatmung: respiratorische Insuffizienz
Unterschiedliche Typen der respiratorischen Insuffienz:
- Störung der Oxygenierung als Folge einer Schädigung des Lungenparenchyms mit daraus resultierender Hypoxämie
- Ventilationsstörung: Störung der Atemmuskulatur (v.a. des Zwerchfells) mit Störung der Pumpfunktion mit daraus resultierender Hyperkapnie
- Kombination aus Oxgenierungsstörung und Ventilationsstörung Krankheitsbilder mit respiratorischer Insuffizienz
COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen): Typ 2 - Respiratorische Insuffizienz: Ventilationsstörung
Covid-19 Infektionen: Typ 1- Respiratorische Insuffizienz: Störung der Oxygenierung
Parameter der Beatmung
Sauerstoff-Konzentration der Atemluft (FiO2) Atemzugsfrequenz Druck mit dem die Atemluft in die Lunge gepumpt wird
Horovitz-Quotient:
Quotient aus dem arteriellen Sauerstoff-Partialdruck paO2 (in der Blutgas-Analyse erkennbar) und der Sauerstoff-Konzentration in der Einatemluft (FiO2). Gibt Auskunft über den Schweregrad der Lungenfunktionsstörung.
Formen der maschinellen Beatmung
- Nicht-Invasive Beatmung/Ventilation (NIV): Maskenbeatmung (Nase-/Mund-Masken, Full-Face-Masken. Mittels des PEEP (Positive end-expiratory pressure) werden die Atemwege sozusagen "geschient" und offen gehalten, nur bei wachen Covid-19 Patienten durchführbar
- Invasive Beatmung: endotracheale Tuben (orotracheal, nasotracheal, Tracheal-Kanüle über Tracheostoma, bei bewußtseinsgestörten Patienten indiziert, Cuff vermindert die Aspirationsgefahr bei fehlenden Schutzreflexen Weaning
Entwöhnung von der Beatmungsmaschine: Mit zunehmender Beatmungsdauer atrophiert die Atemmuskulatur und macht ein selbständiges Atmen für den Covid-19 Patienten immer schwieriger Unterteilung in 3 Kategorien:
- Einfaches Weaning: Extubation bereits nach dem 1. Spontanatemversuch
- Schwieriges Weaning: spästestens nach 3 Spontanatemversuchen oder spätestens nach 7 Tagen nach dem ersten erfolglosen Spontanatemversuch
- Prolongiertes Weaning
Beatmungspflege
- Anordnungsverantwortung liegt bei den Ärzten
- Umsetzung des angeordneten Beatmungs-Regimes
- Adäquate Lagerung der Patienten
- Sekretmanagement, Sekretmobilisation
- Mundpflege
- Kontrolle der richtigen Tubus-Lage, z.B. durch - Auskultation
- Vibraxmassage
ARDS : Acute respiratory distress syndrome
regelmäßige Bauchlagerung notwendig um gleichmäßige Belüftung aller Lungenabschnitte zu gewährleisten
Abschließend sei noch auf unseren Podcast zum Thema Covid-19 und MS mit Dr. Matthias Veit und den mit Dr. Stephan Schwarz zu radiologischen Befunden hingewiesen.
Viel Spaß beim Hören und Lernen!