Marlene Streeruwitz über das Leben in ermattenden Systemen
Nov 25, 2021
auto_awesome
Marlene Streeruwitz, Autorin und Regisseurin, spricht eindringlich über das Leben in ermattenden Systemen. Sie diskutiert die Herausforderung gesellschaftlicher Normen und die Beziehung von Individualität und Glück im modernen Alltag. Streeruwitz reflektiert über die Auswirkungen patriarchaler Strukturen und die Bedeutung von Bildung für Frauen. Außerdem beleuchtet sie ihre Erfahrungen als alleinerziehende Mutter, das Schreiben als Akt der Selbstverwirklichung und das Streben nach kleinen Momenten der Zufriedenheit.
Die Diskussion über generationsübergreifende Kommunikationsunterschiede zeigt, wie Kultur und Werte den Dialog prägen können.
Kindheitserlebnisse und familiäre Struktur beeinflussen maßgeblich den Lebensweg sowie die kreative Selbstwahrnehmung einer Person.
Gesellschaftliche Erwartungen und Geschlechterrollen schränken oft die kreative Entfaltung von Frauen ein, was ihre Sichtbarkeit in der Kunstwelt beeinträchtigt.
Deep dives
Generationen und Ansprache
Die Diskussion über die Ansprache zwischen den Generationen verdeutlicht, wie tief die kulturellen Unterschiede zwischen der älteren und der jüngeren Generation verwurzelt sind. Während die jüngere Generation das Du als Zeichen von Nähe und Informalität bevorzugt, reflektiert die vorherige Generation oft eine Distanz, die durch Respekt und formelle Ansprache geprägt ist. Diese unterschiedlichen Ansätze zur Kommunikation können zu Missverständnissen führen, da jede Generation ihre eigenen sozialen Normen und Werte hat. Letztendlich wird betont, dass die Wahl der Ansprache je nach Kontext und Beziehung variieren sollte, wobei es wichtig ist, Sensibilität für die individuellen Bedürfnisse zu entwickeln.
Einfluss der Kindheit auf das Leben
Die Kindheit und die familiären Strukturen prägen maßgeblich den Lebensweg und die beruflichen Entscheidungen einer Person. Erlebnisse aus der Kindheit, wie strenge Erziehung und gesellschaftlicher Druck, können zu einem Gefühl der Entfremdung führen, was sich später auf das Selbstverständnis und die Kreativität auswirkt. Diese Erfahrungen können auch eine Rückkehr zur Literatur und zum Schreiben als Form der Verarbeitung und Therapie fördern. Im weiteren Verlauf wird aufgezeigt, dass das Interesse an Literatur und Kunst oft aus dem Wunsch resultiert, das eigene Leben und die eigenen Erfahrungen zu verarbeiten und zu verstehen.
Kreativität und Gesellschaft
Die Beziehung zwischen individueller Kreativität und gesellschaftlichen Erwartungen wird eingehend beleuchtet. Es wird diskutiert, wie gesellschaftliche Normen und Geschlechterrollen Einfluss auf die Freiheit der kreativen Entfaltung haben. Insbesondere Frauen sehen sich oft zusätzlichen Herausforderungen gegenüber, die ihre Sichtbarkeit und ihren Erfolg in der Kunstwelt einschränken. Das Gespräch hebt hervor, dass es für Künstlerinnen wichtig ist, sich von diesen gesellschaftlichen Erwartungen zu befreien, um authentisch und kreativ zu arbeiten.
Wirtschaftliche Herausforderungen und Selbstversorgung
Die Herausforderungen der wirtschaftlichen Selbstversorgung für alleinerziehende Eltern, insbesondere für Frauen, werden thematisiert. Oftmals müssen Frauen strategisch planen, um ihre Kinder zu ernähren, während sie gleichzeitig ihre kreative Arbeit verfolgen. Diese doppelte Belastung erschwert nicht nur die persönliche Stabilität, sondern beeinflusst auch die künstlerische Produktion. Zudem wird die Notwendigkeit betont, dass gesellschaftliche Unterstützungssysteme geschaffen werden sollten, um Frauen in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen.
Kulturelle Identität und Feminismus
Der Einfluss der kulturellen Identität auf das persönliche und kreative Schaffen wird intensiv diskutiert. Es wird erläutert, wie kulturelle Normen und patriarchale Strukturen Frauen in ihrer kreativen Entfaltung behindern können. Die Autorin reflektiert über feministische Bewegungen und deren Bedeutung für die Sichtbarkeit von Frauen in der Literatur und Kunst. Diese Überlegungen führen zu der Erkenntnis, dass eine tiefere Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den sozialen Strukturen nötig ist, um einen Platz in der Gesellschaft für sich selbst und andere zu schaffen.
Marlene Streeruwitz ist eine Flutwelle. Ihr hört ihren Fokus ab der ersten Silbe dieses Gesprächs, dessen Intensität nicht abnimmt. Ein besonderes Treffen – wir sind sehr dankbar für diese Aufnahme: Marlene Streeruwitz über das Leben in ermattenden Systemen.
Zwei Zitate aus der Aufnahme seien vorab genannt – sie profitieren davon, das komplette Gespräch angehört zu haben:
"Die Frage 'was wäre wenn', die beantworte ich nicht, weil es immer zu seltsamen Spekulationen führt, und außerdem nicht zulässig ist. Diese Frage beantworte ich in der Fiktion."
"Du bist nie klein, du kannst nie klein sein. Du kannst nie sagen: 'Ich leide jetzt'. Das ist eine solche Beraubung, ich würde mich da unglaublich aufregen als Mann. Weil die Landschaft der Emotion ist so schmal, und so unerreichbar für die Person in diesen Verhältnissen, und ein österreichischer Mann lebt in diesen Verhältnissen."
Diese Folge ist gefördert von der Stadt Wien Kultur, sowie durch eine Förderung des Landes Niederösterreich. Ebenfalls danken wir wendy.network für die Unterstützung, sowie audiamo.plus
Remember Everything You Learn from Podcasts
Save insights instantly, chat with episodes, and build lasting knowledge - all powered by AI.