Veronika Grimm, Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin an der TU Nürnberg, analysiert die Auswirkungen von Donald Trumps erratischer Zollpolitik auf die Weltwirtschaft. Sie diskutiert, wie Trumps Zölle die Arbeitsplätze in Deutschland und die Alterssicherung der Amerikaner gefährden können. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Rolle Chinas im Handelskonflikt. Grimm beleuchtet zudem potenzielle Risiken für die globale Wirtschaft und die Unsicherheiten an den Börsen sowie die langfristigen Herausforderungen für Europa im Angesicht dieser Entwicklungen.
Die Einführung von Importzöllen durch Donald Trump könnte nicht nur die US-Wirtschaft belasten, sondern auch die globalen Handelsbeziehungen destabilisieren.
Die Unsicherheit über die Auswirkungen der Zollpolitik führt zu einem Anstieg der Sorgen um einen möglichen Börsencrash und eine bevorstehende Weltwirtschaftskrise.
Die Handelskriege sowie Trumps erratische Politiken könnten neue strategische Allianzen formen, vor allem in Bezug auf die Beziehungen zu China und Europa.
Deep dives
Trumps Zollpolitik und ihre Auswirkungen
Die angekündigte Einführung eines pauschalen Zolls von 10 Prozent auf alle Einfuhren in die USA hat bereits zu erheblichen Turbulenzen an den internationalen Märkten geführt, was als Zeichen einer beginnenden Eskalation des Handelskriegs gedeutet wird. Diese Zollpolitik könnte in den USA sowohl negative Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft haben, als auch zu einer Erhöhung der Preise für Verbraucher führen, während gleichzeitig die globalen Handelsbeziehungen belastet werden. Die Angst vor einem Börsencrash und möglichen finanziellen Verlusten für Anleger wird deutlich, da Schätzungen prognostizieren, dass bis zu fünf Billionen Dollar an Vermögen verloren gehen könnten. Experten warnen vor einer drohenden Weltwirtschaftskrise, sollten sich die Spannungen zwischen den USA und anderen Ländern, insbesondere China, weiter verschärfen.
Die Entscheidungsträger und ihre Strategien
Die Strategien, die Trump verfolgt, sowie die Reaktion seiner Gegner, scheinen inkonsistent und unberechenbar zu sein, was großen Unsicherheiten in der Wirtschaft führt. Eine zentrale Frage ist, ob die Zölle tatsächlich einen positiven Effekt auf die Reindustrialisierung der USA haben können oder ob sie lediglich als politisches Druckmittel dienen, um Verhandlungen zu erzwingen. Experten äußern, dass Trump möglicherweise nicht die Unterstützung von großen Tech-Unternehmen wie Apple hat, da diese durch Zölle stark betroffen wären und intern versuchen könnten, den Einfluss auf die Entscheidungsträger zu erhöhen. Gleichzeitig könnte der Druck, der durch die Zölle entsteht, die amerikanische Industrie dazu zwingen, ihre Produktion näher an den US-Markt zu verlagern.
Regierungen und ihre Reaktionen
Die europäischen Regierungen reagieren zunehmend besorgt auf die Zollerhöhungen und erwägen Gegenmaßnahmen, um die eigenen Volkswirtschaften zu schützen. Dazu gehören mögliche Gegenzölle auf amerikanische Produkte, was die bereits bestehende wirtschaftliche Unsicherheit verschärfen könnte. Deutschland, als einer der wichtigsten Handelspartner der USA, ist besonders betroffen, da viele deutsche Exporte die USA erreichen und durch die Zölle teurer werden würden. Experten warnen, dass die deutsche Wirtschaft bereits in einer strukturellen Krise steckt und die zusätzlichen Zölle zu einem signifikanten Rückgang des Wachstums führen könnten.
Folgen für den Weltmarkt
Die Auswirkungen dieser Zollpolitik könnten sich weit über die USA und China hinaus ausbreiten und auch die globale Wirtschaft stark belasten. Die Unsicherheit, die Trumps erratische Handelsstrategie schafft, kann nicht nur Investitionen hemmen, sondern auch zu einem Rückgang des Vertrauens in den US-Markt führen, was sich negativ auf die wirtschaftliche Stabilität auswirkt. Neben höheren Preisen für importierte Waren besteht auch das Risiko, dass die Globalisierung zurückgedrängt wird, was letztlich den internationalen Handel und die Zusammenarbeit behindern könnte. Auch die Arbeitsplätze in den betroffenen Industrien könnten aufgrund der steigenden Produktionskosten in Gefahr geraten.
Die Rolle Chinas in der neuen Weltordnung
China könnte aus der aktuellen Situation profitieren, da die Spannungen zwischen China und den USA innovative Alliierte in der Region, wie Japan und Südkorea, dazu bringen, sich neu zu formieren. Während einige europäische Regierungen nach Wegen suchen, um ihre Handelsbeziehungen mit China zu vertiefen, entstehen durch die Zollpolitik neue strategische Allianzen. Das Bestreben, sich von der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China zu lösen, könnte daher in eine breitere, klügere Handelsstrategie übergehen, die das Potenzial hat, die internationalen Märkte auf völlig neue Weise zu gestalten. Daher wird es entscheidend sein, wie Europa und andere Akteure auf die aggressive Zollpolitik der USA reagieren und ob sie in der Lage sind, die eigenen wirtschaftlichen Interessen zu wahren.
Die Woche begann mit einem schwarzen Montag, und was sich seitdem ereignet hat, kann man wahlweise den Kategorien "Der erratische US-Präsident" oder "Trump macht, was er will" zuordnen. Vergeltungszölle wurden erhoben und gleich wieder ausgesetzt, aber nicht ganz. Handelskriege wurden erklärt und sofort wieder eingefroren, aber nicht alle. Gigantische Vermögenswerte wurden vernichtet und rasch wieder erwirtschaftet, aber nicht vollständig. Trumps erratische Zollpolitik verunsichert Menschen und Märkte weltweit. Nicht wenige Experten befürchten, dass sie zu einer neuen Weltwirtschaftskrise führen könnte. Und von der wäre die Exportnation Deutschland besonders betroffen.
In der neuen Folge von "Das Politikteil" sprechen Peter Dausend und Heinrich Wefing mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Veronika Grimm über die Wirkungsweise von Zöllen, den Börsencrash zu Wochenbeginn und die Frage, was Trump zu seiner Zollkeule treibt und welche Ziele er mit ihr verfolgt. Veronika Grimm erläutert die Auswirkungen dieser Politik – auf die Alterssicherung der Amerikaner wie die Arbeitsplätze in Deutschland. Sie analysiert die falschen Zahlen, die der US-Präsident seiner Politik zugrunde legt, und beschreibt, welche entscheidende Rolle China im globalen Handelszoff mit den USA zukommt. Und sie zeigt auf, was tatsächlich zu einer Weltwirtschaftskrise führen könnte.
Veronika Grimm hat VWL und Soziologie in Hamburg und Kiel studiert, an der Humboldt-Uni in Berlin promoviert und unter anderem in Alicante, Köln und Brüssel gelehrt, bevor sie der Ruf als Professorin an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ereilte. 2024 wechselte sie an die TU Nürnberg. Frau Grimm ist Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, also eine der fünf Wirtschaftsweisen, die die Bundesregierung wirtschaftspolitisch beraten.
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