Brauchen wir künftig keine Natur-, sondern "Menschenschutzgebiete"?
Oct 4, 2024
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Ulrich Burchardt ist Bürgermeister von Konstanz und Autor des Buches "Menschenschutzgebiet". Im Gespräch plädiert er für eine neue Sichtweise im Naturschutz, die den Menschen als Teil der Natur betrachtet. Er betont die Notwendigkeit, Städte klimaneutral zu gestalten und engagierte Bürger für den Umwelt- und Klimaschutz einzubeziehen. Unter anderem vergleicht er Städte mit Wäldern und fasst die Herausforderungen und Fortschritte in Konstanz zusammen, um eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.
Ulrich Burchardt fordert einen Paradigmenwechsel hin zu Menschenschutzgebieten, die den Menschen als Teil der Natur verstehen und nicht isolieren.
Klimaneutralität in Städten erfordert innovative Ansätze und aktive Bürgerbeteiligung, um nachhaltige und lebensfähige urbane Umgebungen zu schaffen.
Deep dives
Menschenschutzgebiete statt Naturschutzgebiete
Die Diskussion um Naturschutzgebiete wird neu betrachtet, indem der Fokus auf Menschenschutzgebiete gelegt wird. Der Begriff Naturschutzgebiet suggeriert eine Trennung zwischen Mensch und Natur, während es wichtig ist, den Menschen als Teil der Natur zu verstehen. Ulrich Burchardt argumentiert, dass das Ziel nicht darin bestehen sollte, die Natur unberührt zu lassen, sondern den Lebensraum des Menschen so zu schützen, dass er mit der Natur harmoniert. Diese ganzheitliche Denkweise ermutigt zu Fragen wie, wie Menschen in städtischen Umgebungen leben können, um eine gesunde Umwelt zu gewährleisten.
Städte als Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft
Burchardt plädiert dafür, Städte als wesentliche Elemente einer klimaneutralen Zukunft zu sehen. Er hebt hervor, dass Städte durch Innovative Designansätze wie Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Energiegewinnung nicht nur lebensfähiger, sondern auch umweltfreundlicher gestaltet werden können. Beispiele aus großen Städten weltweit zeigen bereits Erfolge in urbaner Landwirtschaft oder der Schwammstadt-Strategie, die Wasser speichern kann. Diese Ansätze sollen das Bewusstsein dafür stärken, dass Städte nicht isolierte, versiegelte Flächen sein sollten, sondern integrative Teile der Natur.
Die Herausforderung der Gemeinschaftsbildung
Ein zentrales Thema ist die Herausforderung, die Gemeinschaft in die Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzubeziehen. Burchardt betont, dass Veränderungen in der Bevölkerung ein gemeinsames Engagement erfordern und dass die Politik nicht allein verantwortlich sein kann. Die Erfahrungen aus der Implementierung von Bürgerbeteiligung zeigen, dass Zufallsbürgerentscheidungen starke Akzeptanz in der Gesellschaft finden. Dieses partizipative Element fördert ein Gefühl von Verantwortung und Mitgestaltung unter den Bürgern.
Klimaneutralität bis 2035 in Konstanz
Seit der Ausrufung des Klimanotstands im Jahr 2019 hat Konstanz bedeutende Fortschritte in Richtung Klimaneutralität gemacht. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines umfassenden Klimaschutzplans mit konkreten Maßnahmen, der die Reduktion von Emissionen in verschiedenen Bereichen anstrebt. Als Reaktion auf die Kritik der Klimaschutzbewegung erkennt Burchardt an, dass es dennoch Herausforderungen gibt, insbesondere in Bezug auf die Geschwindigkeit der Veränderungen. Der Bürgermeister ist optimistisch, dass die Stadt ihre Ziele erreichen kann, erarbeitet jedoch auch weiterhin Strategien, um die Bürger in diesen Prozess aktiv einzubeziehen.
Ulrich Burchardt, Bürgermeister der deutschen Stadt Konstanz, plädiert für eine neue Art des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur.
Seit langem gehört Naturschutz zum erklärten Ziel vieler Organisationen, Städte und Staaten. Dabei ist der Begriff eigentlich falsch. Denn es sollte nicht darum gehen, die Natur zu schützen, sondern uns Menschen, sagt Ulrich Burchardt, gelernter Land- und Forstwirt und Oberbürgermeister der deutschen Stadt Konstanz. Wir seien als Menschen Teil der Natur, die Natur zu schützen und den Menschen auszusperren, könne und dürfe nicht das Ziel sein.
Vor kurzem veröffentlichte Burchardt das Buch "Menschenschutzgebiet: Wie die Stadt der Zukunft ein Teil der Natur wird". Darin plädiert er dafür, Städte als Schlüssel für eine lebenswerte und klimaneutrale Zukunft zu sehen. "Die Stadt darf nicht das versiegelte Stück Anti-Natur sein", sagt Burchardt. Im Podcast spricht er darüber, wie das gelingen kann, was in der Stadt Konstanz dafür bereits passiert ist und was noch fehlt, und warum es für Klima- und Umweltschutz vor allem auch engagierte Bürgerinnen und Bürger braucht.
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