Till Kellerhoff, Staatswissenschaftler und Programmdirektor des Club of Rome, diskutiert die Notwendigkeit einer höheren Besteuerung von Reichen zur Bekämpfung des Klimawandels. Er erklärt, dass die vermögendsten 1 % für 17 % der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Darüber hinaus thematisiert er die Bedeutung von Erbschafts- und Vermögensteuern sowie die Einführung einer Grunddividende. Kellerhoff stellt in Aussicht, dass eine gerechte Klimastrategie sowohl ökologisch als auch sozial vorteilhaft sein kann und neue Arbeitsplätze schaffen könnte.
Die wohlhabendsten 10 Prozent sind für etwa 50 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, was die Notwendigkeit einer höheren Besteuerung verdeutlicht.
Die Einführung von Reichensteuern könnte soziale Ungleichheit verringern und essentielle Investitionen in grüne Technologien zur Bekämpfung der Klimakrise finanzieren.
Deep dives
Verbindung zwischen Reichtum und CO2-Emissionen
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Reichtum und CO2-Emissionen, wobei die wohlhabendsten 10 Prozent der Bevölkerung für etwa 50 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind. Das Quartil der obersten 1 Prozent emittiert allein 17 Prozent der Gesamtemissionen, während die unteren 50 Prozent nur einen sehr geringen Beitrag leisten. Dies verdeutlicht, dass die Disparität im Konsumverhalten und in den Lebensstilen zwischen Arm und Reich gravierende Auswirkungen auf das Klima hat. Ein Beispiel hierzu ist, dass die reichsten 10 Prozent in den USA über 120-mal mehr Emissionen verursachen als die unteren 50 Prozent der Bevölkerung in Afrika.
Überkonsum und seine Folgen
Der Überkonsum, insbesondere unter den Reichen, wird als bedeutender Treiber des Klimawandels identifiziert und umfasst sowohl Konsumverhalten als auch Investitionen. Es wird argumentiert, dass einige luxuriöse Konsumentscheidungen, wie privat geflogene Flüge, wesentlich höhere CO2-Emissionen verursachen als alltägliche Entscheidungen normalkapitalistischer Bürger. Die Diskussion hebt hervor, dass lediglich individuelle Verhaltensänderungen, wie die Verwendung nachhaltiger Produkte, nicht ausreichen, um die Klimakrise zu bewältigen. Ein tiefgreifendes Umdenken in Bezug auf die Systemstruktur ist erforderlich, um signifikante Verbesserungen zu erzielen.
Soziale Ungleichheit und populistische Bewegungen
Die wachsende soziale Ungleichheit führt zu sogenannten 'sozialen Kipppunkten', die potenziell Radikalisierung und eine Zunahme populistischer Bewegungen zur Folge haben können. Insbesondere in Deutschland hat die AfD aufgrund eines gefühlten wirtschaftlichen Ungerechtigkeitserlebnis an Stimmen gewonnen, was eng mit der Ungewissheit über die gesellschaftliche Zukunft verbunden ist. Über 60 Prozent der deutschen Bürger empfinden das aktuelle ökonomische System als ungerecht, was die Anfälligkeit für extremistische politische Ansichten verstärkt. Diese Dynamik dürfte sich verstärken, wenn die Kosten für die Klimawende ungleich verteilt werden und einige Bevölkerungsteile unverhältnismäßig belastet werden.
Reiche Steuern und deren Umsetzung
Die Einführung von Reichensteuern wird als ein mögliches Instrument zur Bekämpfung der sozialen Ungleichheit und zur Finanzierung der Klimawende angesehen. Es wird darauf hingewiesen, dass viele Länder hohe gelegte Steuern auf Einkommen erheben, jedoch die Steuern auf Vermögen und Erbschaften oft sehr gering ausfallen. Eine progressiv gestaffelte Erbschaftssteuer könnte dazu beitragen, das Vermögen besser zu verteilen und soziale Gerechtigkeit zu fördern, während zusätzliche Maßnahmen zur Vermögensbesteuerung in der Diskussion stehen. Angesichts der Herausforderungen der Klimakrise könnten solche Steuerpolitiken dazu beitragen, notwendige Investitionen in grüne Technologien und nachhaltige Entwicklungen zu finanzieren.
Der Staatswissenschafter Till Kellerhoff spricht darüber, warum Staaten Vermögende höher besteuern sollten
Wer mehr Geld hat, konsumiert meist auch mehr, kauft sich ein größeres Haus, zwei oder drei Autos und fliegt öfter auf Urlaub. Das reichste eine Prozent der Welt ist allein für 17 Prozent der Emissionen verantwortlich, die reichsten zehn Prozent für 50 Prozent der Emissionen, sagt Till Kellerhoff, deutscher Staatswissenschafter und Programmdirektor der gemeinnützigen Organisation Club of Rome. Vor kurzem veröffentlichte Kellerhoff das Buch "Tax the Rich", in dem er für eine höhere Besteuerung der Reichen plädiert, um damit das Klima zu schützen.
Im Podcast spricht Kellerhoff darüber, warum CO2-Steuern allein nicht reichen, um eine gerechte Klimawende zu schaffen, wie sich eine Erbschafts- oder Vermögenssteuer umsetzen ließe und wie eine Grunddividende aus der Nutzung von Gemeingütern, wie es sie beispielsweise im US-Bundesstaat Alaska gibt, allen zugutekommen könnte.
Hat Ihnen dieser Podcast gefallen? Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: abo.derstandard.at
Get the Snipd podcast app
Unlock the knowledge in podcasts with the podcast player of the future.
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode
Save any moment
Hear something you like? Tap your headphones to save it with AI-generated key takeaways
Share & Export
Send highlights to Twitter, WhatsApp or export them to Notion, Readwise & more
AI-powered podcast player
Listen to all your favourite podcasts with AI-powered features
Discover highlights
Listen to the best highlights from the podcasts you love and dive into the full episode