Veronika Grimm ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin für Wirtschaftstheorie an der FAU Erlangen-Nürnberg. Sie spricht über ihre Erfahrungen in der Gaspreisbremse-Kommission und die Herausforderungen des Klimawandels in Bezug auf den Kapitalismus. Dabei thematisiert sie die Rolle von CO2-Preisen und die Wichtigkeit nachhaltigen Konsums. Grimm fordert eine ehrliche Diskussion über Fracking und die Möglichkeit einer Wasserstoffwirtschaft. Auch die Vermögensverteilung und die Notwendigkeit neuer ökonomischer Modelle werden lebhaft diskutiert.
Veronika Grimm beschreibt ihren untypischen Werdegang von Soziologie zur Volkswirtschaftslehre, beeinflusst durch familiäre akademische Hintergründe.
Sie betont die Bedeutung der Spieltheorie für das Verständnis strategischer Interaktionen in der Lehre der Volkswirtschaftslehre.
Grimm erklärt die Herausforderungen der Energiewende und die Notwendigkeit, fossile Brennstoffe durch Technologien wie Wasserstoff zu ersetzen.
Die Diskussion über Umverteilung und Steuern wird als Schlüssel zur Verringerung sozialer Ungleichheit und zur Schaffung von Chancengleichheit hervorgehoben.
Sie kritisiert die aktuelle Inflation und die geldpolitischen Strategien der EZB, die entscheidend für die Marktentwicklung sind.
Deep dives
Beruflicher Werdegang
Veronika Grimm, Professorin für Wirtschaftstheorie, schildert ihren untypischen beruflichen Werdegang, der mit einem Soziologiestudium begann. Sie entwickelte sich zur Ökonomin und trat letztlich im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ein. Trotz ihrer Anfänge außerhalb der Universität zog es sie immer wieder in den akademischen Bereich zurück. Ihre Erfahrungen in der Politik- und Wirtschaftberatung formen heute ihre Perspektiven und Entscheidungen.
Politikberatung und Mediale Aufmerksamkeit
Grimm erklärt, dass die politische Beratung durch den Sachverständigenrat sowohl der Politik als auch der Öffentlichkeit zugute kommt. Ihre Rolle umfasst den intensiven Austausch mit verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren, was den analytischen Blick auf ökonomische Themen schärft. Die damit verbundene mediale Aufmerksamkeit ermöglicht es, wirtschaftliche Themen für ein breiteres Publikum verständlich und greifbar zu machen. In dieser Position hat sie die Möglichkeit, aktiv an der öffentlichen Diskussion über Wirtschaftspolitik teilzunehmen.
Berufsstart und Einfluss von Familie
Grimm reflektiert über ihre Kindheit und die familiären Einflüsse, die sie auf ihren Bildungsweg hatten. Aufgewachsen in einem akademischen Haushalt, in dem sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter in Wirtschaftsdisziplinen tätig waren, war sie anfangs skeptisch, denselben Weg einzuschlagen. Ihre Erfahrungen im sozialen Bereich befeuerten zunächst ihr Interesse an Soziologie. Letztlich führte sie ihre Neugier und ihre Fähigkeiten in Mathematik dazu, dass sie zur Volkswirtschaftslehre wechselte.
Veränderungen in der Volkswirtschaftslehre
Grimm diskutiert, wie das Studium der Volkswirtschaftslehre sich im Laufe der Jahre verändert hat, insbesondere in der Lehrmethodik. Der Fokus hat sich verschoben, um den Studierenden zu helfen, ein tieferes Verständnis für Modelle und deren Anwendung zu entwickeln. Während frühere Methoden oft auf Auswendiglernen setzten, liegt der Schwerpunkt heute auf dem praktischen Verständnis der wirtschaftlichen Prinzipien. Dies zeigt sich besonders in der Lehre der Spieltheorie, die strategische Interaktionen zwischen Marktteilnehmern analysiert.
Energie- und Klimapolitik
In ihren Diskussionen über Energie stellt Grimm die Herausforderungen und Chancen im Zusammenhang mit der Energiewende dar. Der Übergang zu erneuerbaren Energiequellen erfordert durchdachte Politikgestaltung, um kurzfristige Entscheidungen mit langfristigen Zielen zu vereinen. Sie betont die Wichtigkeit, auf Technologien wie Wasserstoff zu setzen, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Gleichzeitig erkennt sie die Notwendigkeit an, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen bei der Transformation zu berücksichtigen.
Herausforderungen des Arbeitsmarktes
Grimm thematisiert das Matching-Problem auf dem deutschen Arbeitsmarkt, bei dem nicht alle Arbeitssuchenden den offenen Stellen entsprechen. Diese Diskrepanz zeigt die Notwendigkeit von Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, damit die Beschäftigten die Anforderungen des Arbeitsmarktes erfüllen können. Trotz einer hohen Anzahl offener Stellen gibt es strukturelle Probleme, die behoben werden müssen, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Der Spielraum für Unternehmen muss erweitert werden, um Investitionen in Arbeitskräfte zu fördern.
Umverteilung und soziale Ungleichheit
Die Diskussion über Umverteilung steht im Mittelpunkt von Grimms Überlegungen zur Verringerung der sozialen Ungleichheit. Sie erkennt an, dass eine stärkere Umverteilung notwendig ist, um Chancengleichheit zu schaffen, insbesondere im Bildungsbereich. Die Debatte um Vermögensteuern und die Erbschaftssteuer wird als ein Mittel angesehen, um Ressourcen gerechter zu verteilen. Trotz ihrer Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen auf das Investitionsklima befürwortet sie eine verstärkte Diskussion über diese Themen.
Die Rolle der Wissenschaft im Klimaschutz
Grimm sieht die Wissenschaft als Schlüsselressource im Kampf gegen den Klimawandel, die helfen kann, Lösungen zu finden und fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie betont die Notwendigkeit, transparente Daten zu sammeln, um belastbare Schlussfolgerungen über ökologische und wirtschaftliche Herausforderungen zu ziehen. Auch bei der Gestaltung von Politiken, die sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch Klimaschutz fördern, ist es wichtig, evidenzbasierte Ansätze zu verfolgen. Dies erfordert von den Wissenschaftlern, ihre Ergebnisse klar zu kommunizieren und aktiv an der politischen Debatte teilzunehmen.
Inflation und Geldpolitik
Grimm erklärt die Verbindung zwischen der aktuellen Inflation und der geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank. Um die Inflation zu kontrollieren, ist eine strikte Geldpolitik notwendig, die auch die Nachfrage dämpfen kann. Sie diskutiert die Risiken, die mit einer hohen Inflation verbunden sind, insbesondere die Möglichkeit von Lohnpreis-Spiralen, die es zu vermeiden gilt. Die Bedeutung von Inflationsbekämpfung und die Rolle der Geldpolitik im wirtschaftlichen Kontext sind für die Stabilität des Marktes entscheidend.
Bürgergeld und Reformen auf dem Arbeitsmarkt
Grimm diskutiert den aktuellen Stand und die Kritik am Bürgergeld in Deutschland. Dabei wird deutlich, dass es entscheidend ist, Anreize für die Erwerbsarbeit zu schaffen, um die Menschen zur aktiven Teilnahme am Arbeitsmarkt zu motivieren. Die Balance zwischen sozialen Hilfen und Anreizen zur Arbeit ist eine zentrale Herausforderung für die Zukunft der sozialen Sicherheit. Grünms Überlegungen zu dieser Thematik reflektieren die komplexen Zusammenhänge zwischen sozialer Unterstützung und der Förderung von Beschäftigung.
Politik für Desinteressierte
Zu Gast im Studio: Wirtschaftswissenschaftlerin Veronika Grimm. Sie ist seit 2008 Inhaberin des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 2020 wurde sie in den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Die Wirtschaftsweisen") berufen.
Ein Gespräch über Veronikas Kindheit, Jugend und Werdegang, das Volkswirtschaftsstudium für sie als Studentin und als Professorin, Spieltheorie und die Arbeit in der Gaspreisbremse-Kommission, ihre ökonomische Ideologie und ihre Modelle, Kapitalismus als bestes System, das Ende des Kapitalismus, Wirtschaftswachstum als Ursache für den Klimawandel, ihre Expertise bei Energiewende und Nachhaltigkeit, ihre offensichtliche Nähe zur Politik von rechts, ihr Eintreten für Atomkraftverlängerung, Erdgas und ihr Wunsch nach einer "offen und ehrlichen" Diskussion über das Fracking, CO2-Preis, die neuesten Vorschläge des Club of Rome zu einer klimaneutralen Welt und zur Beseitigung von Armut und Herstellung von Gleichheit, Umverteilung, Vermögens- und Erbschaftssteuer sowie die Konzentration von Vermögen in Deutschland + eure Fragen feat. Maurice Höfgen
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