Soziale Ansteckung — wie sich Meinungen und Gefühle verbreiten
Dec 11, 2024
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Hans-Peter Erb, Professor für Sozialpsychologie, beleuchtet, wie Meinungen und Emotionen sozial verbreitet werden können. Er erklärt psychologische Mechanismen wie Imitation und sozialen Druck, die zur sozialen Ansteckung führen. Spannend ist die Diskussion über die Übertragung von psychischen Erkrankungen innerhalb von Freundesgruppen und die Rolle sozialer Medien, die sowohl Vielfalt bieten als auch Isolation fördern. Außerdem wird der Einfluss von Erwartungen auf die Leistungen von Schülern durch selbsterfüllende Prophezeiungen thematisiert.
Die soziale Ansteckung zeigt, wie Emotionen und Verhaltensweisen innerhalb von Gruppen ähnliche Reaktionen hervorrufen können, beeinflusst durch Imitation und normativen Einfluss.
Soziale Medien wirken ambivalent auf die soziale Ansteckung, indem sie einerseits Informationsvielfalt schaffen, andererseits aber auch zur Bildung von Meinungsechos und Blasen führen können.
Deep dives
Soziale Ansteckung von Emotionen
Die Theorie der sozialen Ansteckung besagt, dass Emotionen, Einstellungen und Verhaltensweisen zwischen Individuen innerhalb einer Gruppe übertragen werden können. Eine Studie von James Fowler und Nicholas Christakis zeigt, dass das Glück eines Freundes die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man selbst glücklich ist, um 25 Prozent. Dies bedeutet, dass sowohl positive als auch negative Emotionen wie Freude oder Unzufriedenheit sich schnell verbreiten können, was auch auf Meinungen und in schweren Fällen psychische Erkrankungen zutrifft. Das geschieht durch emotionale Ansteckung, wo man die Stimmung anderer Menschen, beispielsweise Traurigkeit oder Freude, annehmen kann, oft ohne es bewusst zu realisieren.
Mechanismen der sozialen Ansteckung
Die Mechanismen hinter sozialer Ansteckung sind vielfältig und umfassen unter anderem Imitation und normativen Einfluss. Menschen imitieren Verhaltensweisen, die sie bei anderen beobachten, was oft zu Trendveränderungen führt, wie zum Beispiel der Vorliebe für bestimmte Modestile oder Essgewohnheiten. Zudem merken Menschen, dass sie oft ausgeschlossen werden könnten, wenn sie nicht den Normen ihrer Gruppe folgen, was sie dazu bringt, sich anzupassen. Auch informativer Einfluss spielt eine Rolle; wir orientieren uns an den Entscheidungen anderer, sei es, welches Buch wir lesen oder welchen Film wir schauen, basierend darauf, was populär ist.
Einfluss der sozialen Medien
Soziale Medien haben einen komplizierten Einfluss auf soziale Ansteckung, da sie sowohl Informationsvielfalt als auch die Bildung von Blasen fördern können. Die Nutzer haben Zugang zu zahlreichen Informationsquellen, können dadurch aber auch in ihre eigenen sozialen Kreise eingeschlossen werden, was zu einer eingeschränkten Sichtweise führt. Algorithmen steuern, welche Inhalte gesehen werden, und neigen dazu, ähnliche Interessen zu fördern, was die Verbreitung besonders einseitiger Informationen zur Folge haben kann. Letztendlich bleibt der persönliche Umgang mit diesen Informationen entscheidend dafür, wie stark man von sozialen Ansteckungen betroffen ist.
Meinungen, Gefühle und sogar psychische Erkrankungen: Sie alle sollen sich verbreiten können. Ähnlich einem Virus. Unter Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern. Das Phänomen wird als soziale Ansteckung bezeichnet. Psychologe Hans-Peter Erb erklärt, was es damit auf sich hat.
Außerdem geht es um das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung.