Eine Geschichte nicht über, sondern aus dem Meer zu schreiben – das war die Idee von Nikolas Jaspert, als er seine Recherchen begann. Er ist in die Tiefen der Meere abgetaucht und mit einem dicken Buch an Land gegangen.
„Fischer, Perle, Walrosszahn. Das Meer im Mittelalter“ heißt es und will „die erste Geschichte des Mittelalters von der Warte des Meeres aus“ sein. Denn, sagt Nikolas Jaspert, „das Mittelalter ist nach geläufiger Vorstellung ländlich geprägt, und wenn wir vom Meer auf das Land schauen, dann sehen wir Schiffe, Hafenstädte und Menschen, die vom Meer lebten.
Was mir jetzt wichtig war, eine Geschichte aus dem Meer zu schreiben, also zu schauen, was unter Wasser existierte und wie dies genutzt, verarbeitet und gedeutet wurde.“
Meeresmonster, Sirenen und seltsame Mischwesen
Und da tummelt sich allerhand Getier und mehr. Jaspert erzählt von Meeresmonstern, Sirenen und seltsamen Mischwesen, halb Fisch, halb Mönch, aber auch von Alexander dem Großen, der sich der Legende nach in einer Glaskugel auf den Meeresgrund habe sinken lassen, um die Unterwasserwelt zu erforschen.
„Es wird im Mittelalter nicht unterschieden zwischen wirklichen und Fantasielebewesen, und zwar ganz einfach aus dem Grund, weil man sich nicht sicher sein konnte, dass es sie nicht doch gibt. Man mag das naiv nennen, aber wir wissen selbst heute noch wenig über die Meere, noch viel weniger wusste man im Mittelalter“.
Pragmatisches Denken
Die Menschen im Mittelalter begegneten dem Meer mit Respekt, man fürchtete es. Und trotzdem nutzte man es früh als Ressource. Die Schätze des Meeres wurden gehoben. Muscheln, Korallen, Bernstein, und vor allem Fisch, der mit Salz konserviert und weit ins Landesinnere verschickt werden konnte. Massenware wie der Hering wurde auch weit entfernt der Küsten in Hospitälern für die Ärmsten gereicht.
Bei alldem wusste man darum, dass man einen Fluss leerfischen kann, und man traf Vorkehrungen. Darüber geben Marktverordnungen, Zolllisten und andere Quellen Aufschluss, die regeln, wie viel gefischt und verkauft werden darf.
„Es geht weniger darum, Mutter Natur zu schützen, sondern man dachte sehr pragmatisch, aber eben nachhaltig. Im Kern ist das Nachhaltiges Denken, aber nicht aus Liebe zur Natur, sondern aus Selbstinteresse.“