Franziska Tschinderle, Cover-Autorin des DATUM Magazins, diskutiert den brisanten Fall des Österreichers Max Zirngast, der in der Türkei der Terrorismus beschuldigt wird. Sie beleuchtet die Herausforderungen, denen Journalisten in solchen Ländern gegenüberstehen. Anatol Vitouch, Textchef des Magazins, teilt seine Einsichten über den jüdischen Humor und die feinen Unterschiede zwischen humorvollen und beleidigenden Witzen. Zudem erfährt man von den kreativen Prozessen und der Bedeutung von Teamarbeit im Journalismus.
Der Fall von Max Zirngast verdeutlicht die Gefahren, denen regimekritische Journalisten in der Türkei ausgesetzt sind, und die manipulative Nutzung von Beweismitteln durch den Staat.
Die mangelhafte Solidarität unter Medienkollegen in Österreich wirft ernste Fragen zur journalistischen Ethik und zum Schutz kritischer Stimmen im Ausland auf.
Deep dives
Max Zirngast und die Anklage
Max Zirngast, ein österreichischer Politikwissenschaftler, sieht sich in der Türkei dem Vorwurf gegenüber, einem Terrornetzwerk anzugehören. Er wurde 2015 nach Ankara geschickt, um seinen Master zu machen und hat seither regimekritische Texte verfasst. Im September wurde er unerwartet von der Antiterrorpolizei festgenommen und verbrachte drei Monate im Gefängnis, bevor ihm doch Freiheit gewährt wurde. Er steht nun unter dem Druck eines bevorstehenden Prozesses, wassuggestiert, dass der türkische Staat rigoros gegen kritische Stimmen vorgeht und dabei gezielt konstruiertes Beweismaterial nutzt, um Oppositionelle zu unterdrücken.
Österreichs Reaktion auf den Fall Zirngast
Der Fall von Max Zirngast hat in Österreich gemischte Reaktionen ausgelöst, wobei die Unterstützung durch Medien und Gesellschaft weitgehend ausbleibt. Die Berichterstattung über die Probleme, die Zirngast als Journalist in der Türkei hat, bleibt vage und wenig emphatisch, was Fragen zur Solidarität unter Kollegen aufwirft. Zirngast selbst sieht seine Arbeit als eine Kombination aus Journalismus und Aktivismus, was ihn in den Augen mancher Kritiker ins Abseits stellt. Dennoch betont er, dass es unerheblich ist, ob er den Titel Journalist oder Aktivist trägt, solange er nichts Unrechtes getan hat.
Journalisten in der Türkei: Ein gefährliches Umfeld
Die Türkei ist gegenwärtig das Land mit der höchsten Inhaftierung von Journalisten weltweit, was eine kritische Untersuchung der Pressefreiheit in dem Land notwendig macht. Vor Ort müssen Journalisten mit einer ständigen Sorge leben, überwacht zu werden, und es erfordert besondere Sorgfalt, um Informationen zu beschaffen. So benutzte eine Übersetzerin bei Interviews vorsichtshalber shredded Notizen, um Beweise vor möglichen Durchsuchungen zu schützen. Dies verdeutlicht das Risiko, dem Journalisten in der Türkei ausgesetzt sind, sowie den herausfordernden Kontext, in dem sie arbeiten müssen.
In dieser Episode des DATUM Kosmos sprechen wir mit Franziska Tschinderle über den Fall des Österreichers Max Zirngast, dem in der Türkei der Terror-Prozess droht. Eva Konzett erzählt von ihrem größten Fehler und warum ihre erste große Auslandsreportage fürs DATUM nie abgedruckt wurde. Und Textchef Anatol Vitouch erklärt, was er vom ehemaligen Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg über jüdische Witze gelernt hat.
Viel Freude mit dem DATUM Kosmos!
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Danke an Peter Kollreider und dem hoerwinkel für die Hilfe bei der konzeptionellen wie technischen Umsetzung. Sie zeichnen sich auch für die musikalische Gestaltung verantwortlich und den ›DATUM Kosmos Sound‹.
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