Das Fellner-Imperium (1/5): Aufstieg eines Medienmachers
Jun 11, 2022
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Harald Fidler, Ressortleiter beim STANDARD und langjähriger Beobachter von Wolfgang Fellner, und Claudia Schanza, Journalistin und Medientrainerin, die in der Gründungsredaktion von News arbeitete, diskutieren den Aufstieg des umstrittenen Medienmachers. Sie beleuchten Fellners Anfänge mit einer Schülerzeitung, seine Innovationskraft sowie den Einfluss seiner provokanten Berichterstattung auf die österreichische Medienlandschaft. Zudem geht es um die dunklen Schatten seiner Karriere und die Herausforderungen im Boulevardjournalismus.
Wolfgang Fellner legte den Grundstein seiner Karriere mit einer provokanten Schülerzeitung, die innovative Berichterstattung und Jugendwerbung kombinierte.
Sein Erfolg im österreichischen Boulevardjournalismus führte zu politischen Verbindungen, Kontroversen und mutmaßlichen Interessenkonflikten, die seine Karriere überschatteten.
Deep dives
Die Anfänge von Wolfgang Fellner
Wolfgang Fellner gründete mit seinem Bruder Helmut während ihrer Schulzeit eine Schülerzeitung. Diese Schülerzeitung, der Rennbahn-Express, kombinierte provokante und kritische Geschichten mit Sportberichterstattung, was schnell zu ihrem Erfolg führte. In nur wenigen Jahren schaffte es das Magazin, landesweit zu expandieren und wurde zu einem Vorreiter in der Jugendberichterstattung, unterstützt von Jugendwerbung und Inseraten. Diese frühen Erfahrungen im Mediengeschäft prägten Fellner und legten den Grundstein für seine spätere Karriere im österreichischen Medienmarkt.
Der Aufstieg zum Medienimperium
Nach dem Erfolg des Rennbahn-Express gründeten die Fellner-Brüder das Magazin Basta, das mit sensationellen Reportagen und Schockmeldungen Schlagzeilen machte. Gleichzeitig gelang es Fellner, durch politische Verbindungen in der SPÖ an Einfluss zu gewinnen und seine Bedeutung im österreichischen Boulevardjournalismus zu festigen. Das Magazin war bekannt für investigative Berichte, darunter auch Aufdeckungen von illegalen Waffenexporten. Dieser Erfolg führte dazu, dass sie sich mit dem Kurier-Verlag zusammenschlossen, was wiederum seine Ambitionen in der Medienbranche weiter ankurbelte.
Die Gründung von News
In den frühen 90er Jahren, nach einer Lehre in den USA, starteten die Fellners das Nachrichtenmagazin News, das sich schnell als das erfolgreichste Wochenblatt Österreichs etablierte. Es bot eine Kombination aus politischen und kulturellen Themen, wodurch es ein breites Publikum ansprach und die Konkurrenz überholte. Fellners Innovationsgeist, zusammen mit einem Gespür für Themen, das sowohl Berichterstattung als auch Anzeigenverkauf berücksichtigte, spielte eine zentrale Rolle bei diesem Erfolg. Dieser Erfolg schloss auch eine enge Verknüpfung zwischen redaktionellen Inhalten und Werbeeinnahmen ein, was zu Kontroversen bezüglich der Unabhängigkeit der Berichterstattung führte.
Kontroversen und Einfluss
Wolfgang Fellners Karriere war nicht nur von Erfolg, sondern auch von zahlreichen Kontroversen geprägt, besonders im Umgang mit politischen Akteuren. Er nutzte seine Medienmacht, um gezielt Informationen zu steuern und Kritiker abzuwürgen, was ihm vielen Respekt, aber auch viel Feindschaft einbrachte. Diese Methoden führten zu mutmaßlichen Interessenkonflikten und einem Aufeinandertreffen mit Korruptionsermittlungen. Seine direkte und oft polarisiert agierende Art sorgte dafür, dass viele in Österreich vor ihm zurückschreckten, während er gleichzeitig als prägender Einfluss im Mediasektor wahrgenommen wurde.
Wolfgang Fellner ist einer der mächtigsten Medienmacher Österreichs – und der umstrittenste. Wie alles anfing, wie ihm der Aufstieg gelang und vor welchen Abgründen er heute steht
Wolfgang Fellner prägt mit seinen schrillen Medien und seiner gnadenlosen Berichterstattung seit Jahrzehnten Österreichs Gesellschaft und Politik . Lange ging es für ihn immer nur bergauf, doch nun hängen über seiner Karriere zwei dunkle Schatten. Ehemalige Mitarbeiterinnen werfen Fellner sexuelle Belästigung vor. Und er steht im Verdacht, mutmaßlich illegale Inseratengeschäfte mit dem Team des Exkanzlers Sebastian Kurz gemacht zu haben.
Bewundert, gefürchtet, verachtet – wer ist dieser Mann, der hinter "Österreich" und"OE24" steht und davor schon "News" und ein dutzend anderer Magazine gegründet hat?
In dieser mehrteiligen Serie von Inside Austria erzählen wir die Geschichte eines Grenzgängers. Eine Geschichte über ein Leben auf der Überholspur, über Macht und über Abgründe im Boulevardjournalismus. Wir rekonstruieren Wolfgang Fellners steilen Werdegang und treffen dazu Wegbegleiterinnen und ehemalige Kollegen. Wir beleuchten die Methoden seines Erfolgs und dessen Kehrseiten. Wir sprechen mit Frauen, die gegen ihn vor Gericht gezogen sind. Und wir wollen herausfinden, wieso er ins Visier von Korruptionsermittlungen geraten ist.
In der ersten Folge gehen wir zurück an die Anfänge. Wir schauen, wie Wolfgang Fellner mit einer Schülerzeitung den Grundstein seines Erfolgs legt. Wie er als Erwachsener Österreichs Medienmarkt erobert. Und wie er schon damals seinen wachsenden Einfluss für seine eigenen Zwecke zu nutzen weiß.
In dieser Folge zu Gast: Harald Fidler (Ressortleiter Etat/Kommunikation beim STANDARD), Claudia Schanza (Journalistin, Medientrainerin, Moderatorin), Christian Nusser (Chefredakteur von "Heute"). Moderation: Zsolt Wilhelm und Lucia Heisterkamp. Skript und Gestaltung: Zsolt Wilhelm und Lucia Heisterkamp. Mitarbeit: Harald Fidler, Laurin Lorenz. Redaktion: Ole Reißmann. Produktion: Christoph Grubits.
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Alle Infos dazu finden Sie auf spiegel.de/derstandard
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