

Wie gelingt die Energiewende mit Millionen E-Autos im Netz?
Mit dem wachsenden Anteil an E-Autos steigt auch die Belastung der Stromnetze. Forschende an der Montanuniversität Leoben entwickeln Konzepte für intelligentes Laden – und setzen auf Flexibilität, Kommunikation und Preisanreize.
Auch nach dem Jahr 2030, wenn nur noch emissionsfreie Pkw zugelassen werden dürfen, wird der Strom für die Mobilität aus der Steckdose kommen. Doch mit der steigenden Zahl an Elektrofahrzeugen wächst auch der Energiebedarf – und damit die Belastung der Stromnetze. Ein zentraler Baustein, um einer Überlastung vorzubeugen, ist das sogenannte „smarte Laden“ von E-Autos.
Im Rahmen des Innovationsforums diskutierte „Presse“-Redakteur Michael Köttritsch diese Thematik mit Thomas Kienberger, Leiter des Lehrstuhls für Energienetztechnik, und Julia Vopava-Wrienz, Leiterin der Forschungsgruppe „Verteilte Energiesysteme“ an der Montanuniversität Leoben – einer Institution, die als österreichische Innovationsschmiede bereits heute eine wichtige Rolle bei der Entwicklung intelligenter Energieversorgungssysteme spielt.
„Der globale Trend zeigt, dass die Elektromobilität ihren Siegeszug bereits angetreten hat. Wir müssen diese Fahrzeuge in unser Energiesystem integrieren. Das bringt Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich“, betont Kienberger. Damit das Laden von E-Autos an privaten Wallboxen nicht zu Netzüberlastungen führt, sei unter anderem eine Reduktion der Ladeleistung notwendig. „Wenn alle Menschen ihre Fahrzeuge mit 11 kW laden, wird die Netzkapazität – auch in Verbindung mit Photovoltaik – überschritten“, warnt er.
Kommunikation zwischen Netz und Fahrzeug
Ein weiteres zentrales Element für das Gelingen der Energiewende ist laut Julia Vopava-Wrienz die Flexibilisierung des Stromverbrauchs. An der Montanuniversität Leoben wird daher an Systemen geforscht, die eine bidirektionale Kommunikation zwischen Verbraucher – etwa einem Elektroauto als Speichereinheit – und dem Stromnetz ermöglichen.
Ein zusätzlicher Anreiz für das netzschonende Laden könnte in einem dynamisch berechneten Strompreis liegen, etwa auf Basis des Spotmarkts. Vopava-Wrienz erklärt: „Jede:r kennt es aus dem Energievertrag – man bezahlt einen konstanten Preis. Die Idee ist nun, über den Spotmarktpreis abzurechnen. Dieser ergibt sich aus Angebot, Nachfrage und der tatsächlich am Markt verfügbaren Strommenge. Ein cooler Nebeneffekt: Ist zu viel Strom verfügbar, kann der Konsument sogar Geld dafür erhalten, wenn er Energie verbraucht.“
Um die Akzeptanz solcher Technologien in der breiten Bevölkerung zu erhöhen, sieht Kienberger die Universität auch in der Verantwortung, technisches Verständnis zu fördern: „Die Uni darf auf keinen Fall der sprichwörtliche Elfenbeinturm sein. Wir gehen regelmäßig in Schulen, um jungen Menschen zu zeigen, dass Technik und Forschung Spaß machen. Auch in den sozialen Medien sind wir präsent und zeigen, woran wir an der Universität arbeiten.“
Mehr zur Forschung an der Montanuniversität Leoben unter unileoben.ac.at