Renk-Chefin Wiegand über KI in der Rüstungsindustrie: „Wir haben alle Ressourcen in Europa, um vorne dabei zu sein“
Aug 23, 2024
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Susanne Wiegand, die seit 2021 als Chefin der Renk AG innovative Lösungen für die Rüstungsindustrie vorantreibt, spricht über die Integration von Künstlicher Intelligenz in Militärfahrzeuge. Sie thematisiert die europäischen Ressourcen und die Notwendigkeit einer einheitlichen Verteidigungsstrategie. Wiegand teilt persönliche Erlebnisse aus ihrer Karriere und reflektiert über die Herausforderungen in der Branche. Ihr Appell an die europäische Industrie, zusammenzuarbeiten, um die Sicherheit in Deutschland und Europa zu stärken, ist ein zentraler Punkt des Gesprächs.
Susanne Wiegand betont die Notwendigkeit, den öffentlichen Diskurs über Verteidigungsbereitschaft zu verstärken, um Sicherheit in Deutschland zu gewährleisten.
Die Rüstungsindustrie muss sich an hybride Konflikte anpassen und Künstliche Intelligenz in militärische Systeme integrieren, um effektiv zu bleiben.
Wiegand plädiert für eine stärkere Zusammenarbeit der europäischen Verteidigungsindustrie zur Schaffung einheitlicher KI-Programme anstelle von fragmentierten Lösungen.
Deep dives
Die Bedeutung von Abschreckung
Es wird betont, dass die Fähigkeit zur Verteidigung und Abschreckung gegenüber potenziellen Aggressoren entscheidend ist. Die Aussage, dass eine starke militärische Präsenz signalisieren sollte, dass Übergriffe nicht toleriert werden, ist von zentraler Wichtigkeit. Ein Abbau militärischer Fähigkeiten in der Vergangenheit wird als Fehler betrachtet, da dieser Schwächung Raum für Aggression schafft. Insgesamt wird klar, dass ohne Abschreckung die Möglichkeit besteht, sich in einer unsicheren Welt verletzlicher zu machen.
Veränderungen in der Rüstungsindustrie
Die Rüstungsindustrie hat sich signifikant verändert, besonders nachdem der Krieg in der Ukraine ausbrach. Führungskräfte von großen Rüstungsunternehmen äußern sich nun öffentlich zu Sicherheitsfragen und wirtschaftlichen Erfolgen. Die Diskussion über die Verteidigungsbereitschaft hat an Dynamik gewonnen, aber es besteht weiterhin zurückhaltende Reaktion der Öffentlichkeit und der politischen Führung. Es wird gefordert, dass ein Bewusstsein für Sicherheit und militärische Stärke in der Bevölkerung und der Politik gewachsen werden muss.
Waffenlieferungen und geopolitische Dynamiken
Die Unterstützung für Waffenlieferungen an die Ukraine wird als unzureichend empfunden, was die Kriegsmüdigkeit in der Bevölkerung reflektiert. Selbst während andauernder Kämpfe scheint die Solidarität abzunehmen, da viele sich fragen, wie der Krieg effektiv beendet werden kann. Auch wird hervorgehoben, dass militärische Stärke unerlässlich ist, um akzeptable Verhandlungsergebnisse zu erreichen. Die Herausforderung besteht darin, den Ukraine zu helfen, eine starke Verhandlungsbasis zu schaffen, um den Konflikt zu beenden.
Europäische Sicherheitsarchitektur und NATO
Die Diskussion über die Notwendigkeit einer europäischen Armee wird verstärkt, da die Rolle der NATO in der neuen sicherheitspolitischen Realität neu bewertet wird. Es wird argumentiert, dass Deutschland, zusammen mit seinen europäischen Partnern, nicht nur auf USA-Angelegenheiten warten kann, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Der Fokus sollte darauf liegen, eigene strategische Lösungen zu entwickeln und weniger von externen Mächten abhängig zu sein. Die Notwendigkeit eines einheitlichen Auftritts der NATO wird hervorgehoben, um ein geschlossenes Signal an potenzielle Aggressoren zu senden.
Zukunftstrends in der Rüstungsindustrie
Die Rüstungsindustrie muss sich an die hybriden Konflikte anpassen, die aktuelle Entwicklungen und neue Technologien wie KI und elektronische Kriegsführung beinhalten. Es wird diskutiert, dass zukünftige Fahrzeuge und Systeme autonomer werden müssen, um die Sicherheit der Soldaten zu erhöhen. Technologische Innovationen sind notwendig, um eine langfristige Verteidigungsfähigkeit zu sichern und gleichzeitig auch zivile Anwendungen zu fördern. Die enge Verbindung zwischen militärischer und ziviler Technologie wird als Schlüssel für zukünftige Entwicklungen erwähnt.
Seit 2021 steht Susanne Wiegand an der Spitze der Renk AG, die Spezialgetriebe und Fahrwerke für Panzer, Fregatten und Eisbrecher baut. Im Gespräch mit Larissa Holzki, Teamleiterin KI beim Handelsblatt, beklagt sie, dass die öffentliche Diskussion über das Thema Verteidigungsbereitschaft zwar an Dynamik gewonnen habe, aber immer noch zu wenig in den Köpfen der Menschen und vieler Politiker verankert sei, um Sicherheit, Demokratie und die Freiheit Deutschlands zu sichern.
Das Rennen um Künstliche Intelligenz hat längst auch die Rüstungsindustrie erreicht. Wiegand erklärt im Podcast, wie Renk autonomes Fahren, hybride Antriebssysteme und KI-Technologien in Militärfahrzeuge integriert. „Wir haben in Europa alle Ressourcen, sowohl die geistigen Fähigkeiten als auch die wirtschaftlichen, vorne dabei zu sein“, betont sie. Wiegand appelliert an die europäische Verteidigungsindustrie, „an einem Strang zu ziehen“ und europäische KI-Programme zu schaffen, statt „27 Einzellösungen in Europa mit unterschiedlichen Regeln und Playern“ zu verfolgen.
Im persönlichen Teil des Gesprächs erzählt Wiegand, wie sie eher zufällig in die Rüstungsindustrie gelangt ist, inwieweit sie selbst Anfeindungen erfahren hat und warum sie oft fälschlicherweise „Susanne Renk“ genannt wird.
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