#760 - Alina Schwermer über den Fußball-Kapitalismus & ein anderes System
Apr 10, 2025
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Alina Schwermer ist eine freiberufliche Sportjournalistin, die sich mit den gesellschaftlichen und politischen Aspekten des Fußballs auseinandersetzt. Sie spricht über die Kommerzialisierung des Fußballs und analysiert das Ungleichgewicht zwischen wohlhabenden und ärmeren Klubs. Rassismus, Homophobie und die Rolle des Frauenfußballs werden ebenfalls thematisiert. Alina diskutiert alternative Ideen für ein gerechteres System und reflektiert über die gesellschaftlichen Strukturen, die den Sport prägen. Ihre Utopien für eine bessere Fußballwelt bieten spannende Denkanstöße.
Alina Schwärmer diskutiert die Herausforderungen und Vorurteile, mit denen Frauen im traditionell männlich dominierten Sportjournalismus konfrontiert sind.
Die starke Identifikation der Fans mit ihren Vereinen führt zu sozialen Komplexitäten und übertriebenem Ehrgeiz, was den Spaß am Spiel mindern kann.
Die Kommerzialisierung des Fußballs, geprägt durch Sponsoren und Werbung, verschiebt den Fokus weg von Gemeinschaftsbewegungen hin zu einem reinen Unterhaltungsgeschäft.
Utopische Ideen für eine solidarischere Fußballzukunft beinhalten eine Beitragsökonomie, die den Nutzen für die Gesellschaft in den Vordergrund stellt.
Rassismus im Fußball wird als tief verwurzeltes Problem thematisiert, das einen gesellschaftlichen Wandel und aktive Lösungen erfordert.
Soziale Medien spielen eine ambivalente Rolle im Fußball, da sie sowohl positiven Dialog fördern als auch als Plattform für Negativität dienen können.
Deep dives
Alina Schwärmer und ihr Weg zum Sportjournalismus
Alina Schwärmer ist als freie Sportjournalistin tätig und vereint in ihrer Arbeit Sportpolitik und gesellschaftliche Themen. Sie hat eine Karriere im Sportjournalismus begonnen, ohne ursprünglich den Plan, Sportjournalistin zu werden. Ihre Leidenschaft für Sport, insbesondere Fußball, wurde durch persönliche Erlebnisse und ihre Begeisterung für ihr Heimatteam, Bayer Leverkusen, geprägt. Diese Kombination aus persönlichem Interesse und beruflicher Vorliebe ermöglicht es ihr, sich tiefgreifend mit den Themen im Sport auseinanderzusetzen.
Interkulturelle Aspekte beim Fußball
Schwärmer hebt die interkulturellen Aspekte von Großturnieren hervor, bei denen Fans aus verschiedenen Ländern zusammenkommen. Sie beschreibt die Verbindung zwischen Sport und gesellschaftlichen Themen und wie Fußball Menschen in einem großen Spannungsfeld zusammenbringt. Diese kulturellen Austauschmöglichkeiten werden als wichtig für das Verständnis zwischen verschiedenen Nationen angesehen. Die Kombination aus kulinarischen, kulturellen und sportlichen Erlebnissen macht diese Veranstaltungen einzigartig und spannend.
Vorurteile im Sportjournalismus
Im Podcast wird diskutiert, wie Schwärmer als Frau im Sportjournalismus vorurteilsbelastet ist, da dieser Beruf traditionell von Männern dominiert wird. Es wird darauf hingewiesen, dass Frauen oft in Gleichstellungsthemen gedrängt werden, während ihre Expertise in anderen Bereichen nicht anerkannt wird. Diese Unterrepräsentation zeigt sich auch in der allgemeinen Wahrnehmung und Darstellung von Sportlerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Solche Stereotypen sind filmische Barrieren, die es zu überwinden gilt.
Die Rolle von Fan-Identität im Fußball
Schwärmer thematisiert die starke Identifikation von Fans mit ihren Vereinen und die damit verbundenen sozialen Komplexitäten. Diese Identität spielt eine entscheidende Rolle im Begeisterungsgrad und in den Erwartungen der Fans, was zu übersteigertem Ehrgeiz bei manchen Eltern führt. Diese Situation wird als Problem erkannt, da sie den Druck auf Spieler und Trainer erhöht und spielerischen Spaß mindert. Der damit verbundene Wettbewerb führt oft zu einer negativen Auswirkung auf die jüngsten Sportler und deren Entwicklung.
Kritik an der Kommerzialisierung des Fußballs
Schwärmer spricht die Kommerzialisierung des Fußballs an, die durch Werbeverträge und Sponsoren der Liga stark geprägt ist. Es wird diskutiert, wie sich die Einnahmen auf die Sportler und die gesamte Infrastruktur auswirken. Die Abhängigkeit von Geldgebern und Sponsoren hat oft zur Folge, dass soziale Aspekte und Faninteressen in den Hintergrund gedrängt werden. Das führt dazu, dass der Fußball mehr als ein Unterhaltungsgeschäft und weniger als eine Gemeinschaftsbewegung wahrgenommen wird.
Zukunft des Fußballs: Utopische Ideen
Im Gespräch werden verschiedene utopische Ideen für die Zukunft des Fußballs angesprochen, wie der Vorschlag einer Beitragsökonomie, die den Fokus auf den Nutzen für die Gesellschaft legt. Veränderungen in den aktuellen Strukturen sind notwendig, um den Fokus vom kapitalistischen Wachstum hin zu einem solidarischen und inklusiven System zu verschieben. Dies könnte den Gemeinschaftsgeist stärken und das Spielerlebnis bereichern, indem vielfältige Spielarten gefördert werden. Dabei wird die Vorstellung angesprochen, dass Veränderungen auch auf kleinerer Ebene beginnen können, um die Fußballszenen nachhaltig zu reformieren.
Doping und ethische Fragen im Fußball
Ein weiteres Thema im Podcast sind Dopingpraktiken im Fußball und die ethischen Fragen, die damit verbunden sind. Es wird thematisiert, dass der Fokus auf gesundheitsbezogenen Aspekten liegen sollte, anstatt den sportlichen Wettkampf im Zentrum der Dopingdiskussion zu stellen. Auch die Ausschaltung menschlicher Fehler durch Techniken wie VAR wird kritisch hinterfragt. Problematische Regelungen und diese Art von Einfluss auf die Spielerpersönlichkeiten führen dazu, dass auch diesbezüglich dringender Handlungsbedarf besteht.
Die Komplexität von Rassismus im Fußball
Schwärmer spricht über die Problematik von Rassismus im Fußball und die Herausforderung, rassistische Äußerungen von Spielern und deren Konsequenzen zu diskutieren. Die Frage der Verantwortlichkeit und der Umgang mit solchen Vorfällen sind wichtig, um ein respektvolles Miteinander zu fördern. Es wird betont, dass die Gesellschaft gefordert ist, solche Themen aktiv aufzugreifen und Lösungen zu finden. Diese Diskussion zeigt, wie tief verwurzelt Rassismus im Fußball und darüber hinaus ist und wie wichtig gesellschaftlicher Wandel ist.
Der Einfluss von sozialen Medien auf den Sport
Der Einfluss von sozialen Medien auf den Fußball wird thematisiert, da sie sowohl den Dialog zwischen Fans als auch zwischen Spielern fördern können. Gleichzeitig können sie auch schädliche Effekte auslösen, da sie oft als Plattform für Negativität und Shitstorms genutzt werden. Schwärmer diskutiert, wie wichtig es ist, positive Nutzungsmöglichkeiten von sozialen Medien anzustreben und die Fans einzubeziehen. Letztendlich spielen soziale Medien eine zentrale Rolle in der Relevanz und Wahrnehmung des Fußballs in der heutigen Gesellschaft.
Persönliche Erfahrungen einer Sportjournalistin
Schwärmer reflektiert in persönlichen Anekdoten über ihre Erfahrungen als Sportjournalistin und der Arbeit im Fußball. Sie hebt hervor, wie wichtig es ist, Offenheit für alle Sportabteilungen zu haben und den Sport ganzheitlich zu betrachten. Dabei wird deutlich, dass der Austausch mit anderen Berufen im Sportkontext und für die persönliche Entwicklung unerlässlich ist. solcher Austausch könnte auch interkulturelle Übertragungen und dadurch ein besseres Verständnis fördern.
Die Bedeutung von Tradition im Fußball
Tradition wird häufig im Zusammenhang mit Vereinen diskutiert, aber Schwärmer hinterfragt die Bedeutung dieses Begriffs kritisch. Der Fokus sollte nicht ausschließlich auf Tradition liegen, sondern darauf, welche Werte und Prinzipien tatsächlich die Grundlage eines Vereins bilden. Die Überführung von Traditionsclube in die Kommerzialisierung führt oft dazu, dass das Wesentliche aus den Augen verloren wird. Es ist wichtig, wie Erinnerungen an Traditionsvereine in der modernen Fußballkultur bewahrt werden können.
Zu Gast im Studio: Journalistin Alina Schwermer. Alina Schwermer wuchs in Köln auf. Ab 2009 studierte sie Journalistik und Geschichte in Dortmund, Bochum und Sankt Petersburg. 2015 ging sie nach Berlin und ist seitdem als freiberufliche Journalistin und Autorin tätig. Sie beschäftigt sich vor allem mit politischen und gesellschaftlichen Sportthemen, Kapitalismus, Utopien, Feminismus und Reisen. Für die Tageszeitung taz begleitete sie zahlreiche Fußballgroßturniere.
Ein Gespräch über Alinas Weg in den Fußballjournalismus, die Geschichte des Fußballs in der Menschheitsgeschichte, die Kontrolle der Verbände über diese Geschichte, die Parallelen zur Industrialisierung, Rassismus und Homophobie im Fußball, Demokratie vs. Autokratie im System, die Gründe für die globale Popularität, Gewalt und Brutalität des Systems, Sklaverei, Kolonialismus, Spielertransfers und ein Fußball-Lieferkettengesetz, die Bedeutung der Macht des Kapitals im System, die Nichtverhinderung von Monopolbildung, Feudalismus vs. Kapitalismus, die Privatisierung von Gewinnen vs die Sozialisierung von Verlusten, Wettbewerb vs Kooperation, Sieg und Niederlage, Auf- und Abstieg, der Sport als Abbild unserer Gesellschaft, Green und Sports Washing, die Reaktionen auf Alinas Utopie einer besseren Fußballwelt als "Illusionen", ihre Vorschläge für neue Regeln des Spiels, Ligen, Gewinnen und Verlieren, Wachstumsobergrenzen und Nachhaltigkeit sowie den Faktor Technik + eure Fragen via Hans