Wie links ist der Schweizer Journalismus wirklich?
Dec 6, 2024
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Eine neue Studie zeigt einen signifikanten Linksrutsch im Schweizer Journalismus. 37 Prozent der Medienschaffenden sehen sich links, was Fragen zur politischen Berichterstattung aufwirft. Diskussionen zur Neutralität und den persönlichen politischen Präferenzen von Journalisten werden geführt. Die akademische Ausrichtung wird thematisiert, ebenso wie die Herausforderungen, diverse Perspektiven in den Redaktionen zu integrieren. Zudem wird die mediale Darstellung der Zuwanderung kritisch analysiert, während die Fragmentierung der Schweizer Politik und deren Einfluss auf den Diskurs beleuchtet wird.
Eine Studie zeigt, dass 76 Prozent der Journalisten in der Schweiz sich entweder links oder eher links verorten, was bestehende Vorurteile bestätigt.
Die mangelnde Diversität unter Journalisten, insbesondere der geringe Anteil mit Migrationshintergrund, könnte entscheidende Perspektiven in der Berichterstattung ausschließen.
Deep dives
Eine Studie zur politischen Ausrichtung von Journalisten
Eine neue Studie von Vincent Zwis der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften zeigt, dass 37 % der Journalisten in der Schweiz sich als links und weitere 39 % als eher links einordnen. Diese Ergebnisse bestätigen ältere Wahrnehmungen über eine politische Neigung im Journalismus. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von über 1.000 Journalisten und beleuchtet nicht nur deren politische Meinungen, sondern auch ihre Arbeitsweise. Es bleibt zu klären, wie diese Tendenz die politische Berichterstattung in der Schweiz beeinflusst.
Berücksichtigung von Meinungen in der Berichterstattung
Journalisten äußern ihre persönlichen Meinungen häufig in Kommentaren, jedoch wird in der sachlichen Berichterstattung eine Neutralität angestrebt. Einige kritisieren, dass diese professionelle Distanz nicht immer eingehalten wird, insbesondere in Fällen wie der Berichterstattung über Donald Trump. Die Einhaltung professioneller Standards wird als entscheidend erachtet, um die Objektivität im Journalismus zu gewährleisten. Gleichzeitig gibt es auch in der Medienlandschaft einige Publikationen, die klar eine politische Linie vorgeben.
Diversität und Hintergründe in Redaktionen
Die Studie zeigt, dass Journalistinnen und Journalisten in der Schweiz häufig aus akademischen Circles stammen, was zu einer politischen Homogenität führt. Nur ein geringer Anteil von Journalisten hat einen Migrationshintergrund, was die Diversität in den Redaktionen einschränkt. Diese Ungleichheit wird als problematisch angesehen, da sie nicht die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegelt und damit potenziell wichtige Perspektiven in der Berichterstattung fehlen. Rekrutierungsprozesse, die vor allem an Hochschulen stattfinden, sind ein weiterer Faktor, der zu dieser Ungleichheit beiträgt.
Der Einfluss der Medien auf das Vertrauen der Öffentlichkeit
Die Wahrnehmung, dass die Medien überwiegend eine linke Agenda verfolgen, könnte das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien untergraben. Während der Covid-19-Pandemie wurde dieser Eindruck verstärkt, da viele Menschen das Gefühl hatten, die Medien hätten eine bestimmte Sichtweise propagiert. Kritiker argumentieren, dass dadurch Zweifel an der Neutralität und Objektivität der Berichterstattung aufkamen, was zu einer Vertrauenskrise führen könnte. Auch politische Parteien nutzen soziale Medien, um Kritik an den Medien zu üben, was die öffentliche Wahrnehmung zusätzlich beeinflusst.
Egal ob über die SRG oder andere Journalistinnen und Journalisten gesprochen wird: Schnell steht der Vorwurf im Raum, das Journalismus per se eher links sei. Nun kam eine neue Studie zum Thema heraus - und sie hat alle Vorurteile bestätigt.
Vinzenz Wyss von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften stellt einen regelrechten Linksrutsch fest. 37 Prozent der Medienschaffenden verorten sich laut seiner Studie links, weitere 39 Prozent eher links.
Kann das wirklich sein? Und wenn ja: Was bedeutet es für die politische Berichterstattung in der Schweiz? Diese und weitere Fragen beantworten Raphaela Birrer, Jacqueline Büchi, Fabian Renz und Larissa Rhyn in einer Folge des «Politbüro», dem Politik-Podcast des Tages-Anzeigers.