Die Akte Biologische Zahnmedizin: Ein Mund voll Schwurbel
May 3, 2025
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Dominik Nischwitz, Zahnarzt und Heilpraktiker, erforscht die Welt der biologischen Zahnmedizin. Er diskutiert die Gefahren von Wurzelbehandlungen und die Mythen rund um Amalgamfüllungen. Besonders kontrovers wird die Behauptung, dass Zahngesundheit den gesamten Körper beeinflusst. Humorvoll wird die Kompetenz der alternativen Ansätze hinterfragt, während spannende Vergleiche zwischen Implantaten und traditionellen Behandlungen angestellt werden. Ein überraschender Einblick in eine alternative Sichtweise auf Zahngesundheit!
Die biologische Zahnmedizin kombiniert historische Ansätze und moderne Skepsis, indem sie alternative Behandlungen gegen konventionelle Methoden in Frage stellt.
Risiken von Amalgamfüllungen aufgrund von Quecksilber werden diskutiert, doch ein direkter Zusammenhang mit ernsthaften Erkrankungen bleibt wissenschaftlich umstritten.
Keramikimplantate bieten eine metallfreie Alternative zu Titanimplantaten, jedoch fehlen umfassende Daten zur langfristigen Haltbarkeit dieser innovativen Materialien.
Deep dives
Biologische Zahnmedizin: Konzept und Ursprung
Die biologische Zahnmedizin ist ein Ansatz, der die Behandlung von Zähnen ganzheitlicher Betrachtet, wobei der Fokus auf der Vermeidung von Fremdmaterialien und der Behandlung von vermeintlichen 'Störfeldern' liegt. Historisch lässt sich dieses Konzept bis zu Hippokrates zurückverfolgen, der postulierte, dass viele Krankheiten durch Zahnbeschwerden ausgelöst werden können. Wichtige Theorien, wie die Infektionsherd-Theorie des 19. Jahrhunderts, brachten die Vorstellung hervor, dass entzündete oder wurzelbehandelte Zähne systemische Erkrankungen hervorrufen können. Ein Zahnarzt, Dr. Weston Price, propagierte sogar das Ziehen von Zähnen als Präventivmaßnahme gegen chronische Krankheiten, was in Nordamerika zu einer massiven Entzündung führte, bis die wissenschaftliche Gemeinschaft diese Ansicht weitgehend als unhaltbar ablehnte.
Risiken von Amalgamfüllungen
Amalgamfüllungen sind in der zahnmedizinischen Praxis häufig anzutreffen, bergen jedoch Risiken aufgrund ihres Hauptbestandteils, Quecksilber, einem hochgiftigen Schwermetall. Bei Beanstandungen wird darauf hingewiesen, dass beim Kauen und Zähneputzen geringe Mengen Quecksilber freigesetzt werden, was potenziell gesundheitliche Probleme verursachen kann. Trotz dieser Risiken wird von zahnmedizinischen Fachgesellschaften betont, dass es keine ausreichenden Beweise für einen direkten Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen und schwerwiegenden Erkrankungen gibt. Die Empfehlung, bestehende Füllungen prophylaktisch zu entfernen, wird als nicht ratsam erachtet, da dies potenziell mehr Quecksilber freisetzen könnte.
Störfelder und deren Einfluss auf die Gesundheit
Die biologische Zahnmedizin postuliert, dass Störfelder, wie tote Zähne oder die Verwendung von bestimmten Metalllegierungen, gesundheitliche Probleme verursachen können, da sie das Energiefeld des Körpers stören. Ein bekannter Vertreter dieser Theorie, Dr. Johann Lechner, beschreibt, dass solche Störfelder zu chronischen Entzündungen führen können, die sich auf verschiedene Körperregionen auswirken. Dennoch ist die wissenschaftliche Grundlage für diese Behauptungen wackelig, da die Existenz von Energiebahnen und deren Einfluss auf die Gesundheit nicht empirisch nachgewiesen werden kann. Kritiker sehen die Verbindung zwischen den Mundzähnen und anderen Erkrankungen als übertrieben und warnen vor der Pseudowissenschaftlichkeit solcher Annahmen.
Implantate versus Wurzelbehandlungen
Biologische Zahnärzte empfehlen häufig, anstelle einer Wurzelbehandlung einen Zahn zu extrahieren und ein Implantat zu setzen, da angenommen wird, dass der tote Zahn gesundheitliche Probleme verursacht. Während Wurzelbehandlungen hohe Erfolgsquoten aufweisen, steht jedoch die Aussage im Raum, dass diese auch langfristige Risiken mit sich bringen, wie eine erneute Entzündung. Implantate, die eine verbreitete Alternative darstellen, können ebenfalls Komplikationen nach sich ziehen, wie die Ausbreitung von Entzündungen, die zur Auflösung des Kieferknochens führen können. Vor einer Entscheidung zwischen beiden Behandlungsformen ist eine gründliche Risikoabwägung notwendig, um die für den Patienten bestmögliche Methode zu wählen.
Keramikimplantate und deren Vor- und Nachteile
Keramikimplantate stellen eine metallfreie Alternative zu Titanimplantaten dar und sollen geringere Entzündungsrisiken aufweisen. Dennoch gibt es nur begrenzte wissenschaftliche Daten über die langfristige Haltbarkeit dieser Implantate, da die zugrunde liegenden Materialien ständig weiterentwickelt werden. Klinische Studien haben gezeigt, dass keramische Implantate potenziell weniger Probleme verursachen können, allerdings sind sie auch teurer und die Krankenkassen beteiligen sich nicht an den Kosten. Patienten müssen sich bewusst entscheiden, ob sie in ein noch nicht vollständig erprobtes Material investieren möchten, oder sich für die etablierten Titanimplantate entscheiden, die bereits umfangreiche Forschung hinter sich haben.
Wurzelbehandlungen? Gefährlich! Metall im Mund? Bloß nicht! In der "biologischen Zahnmedizin" gelten die Methoden der normalen Zahnheilkunde als Gesundheitsrisiko. So sollen Zahnfüllungen etwa die "Energiebahnen" des Körpers stören. Ein kaputter Backenzahn kann angeblich über die Gesundheit deines Hüftgelenks entscheiden. Die Quarks Science Cops prüfen, was hinter dieser alternativen Zahnmedizin steckt - es wird schmerzhaft.
Hier sind unsere wichtigsten Quellen für diese Folge (alle findet ihr auf www.quarks.de/podcast/quarks-science-cops-biologische-zahnmedizin):
Root Canal Safety (American Association of Endodontists, 2023) https://www.aae.org/specialty/wp-content/uploads/sites/2/2023/10/RootCanalSafety_v1.pdf
Preston et al.: A long-term retrospective analysis of single tooth implants and endodontic therapies in a university setting. In: The Journal of Periodontology, 2022. https://www.nature.com/articles/s41415-022-4099-8
Chatzopoulos et al.: Implant and root canal treatment: Survival rates and factors associated with treatment outcome. In: Journal of Dentistry, 2018. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S030057121830037X
Pjetursson et al.: Dental implants – are they better than natural teeth? In: European Journal of Oral Sciences, 2018. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/eos.12543
Winning et al.: Periodontitis and systemic disease (BDJ Team, 2015) https://www.nature.com/articles/bdjteam2015163
S3-Leitlinie (Langfassung): Keramikimplantate ( Deutsche Gesellschaft für Implantologie; 2022) https://www.dginet.de/wp-content/uploads/sites/4/2024/02/20240130_LL_083-039_S3_Keramikimplantate_lang_2022_meta.pdf
The safety of dental amalgam and alternative dental restoration materials for patients and users (Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks, EU Kommission, 2015) https://ec.europa.eu/health/scientific_committees/emerging/docs/scenihr_o_046.pdf
Frankenberger et al.: Amalgam und Alternativen – Diskussionen zur Quecksilberreduktion in der Umwelt. (Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz, 2021) https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8212278/#Sec5
Virtanen et al.: Interaction of mobile phones with superficial passive metallic implants. (Physics in Medicine and Biology, 2005) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15901963/
Amalgam-Verbot 2025: Informationen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, 2025) https://www.dgzmk.de/aktuelles-karten?article=amalgam-verbot-2025-informationen-der-wissenschaftlichen-fachgesellschaft-1
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