Rüdiger Frank, Ostasienwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Nordkoreastudien, zusammen mit Bernd Stöver, Historiker und Experte für den Kalten Krieg, diskutieren die düstere Realität Nordkoreas. Sie beleuchten den Personenkult um Kim Il-sung und die Ideologie des Juche. Die Auswirkungen des Koreakriegs und die Teilung des Landes sind zentrale Themen. Zudem wird die Rolle Nordkoreas im aktuellen Ukraine-Konflikt und die Perspektive einer möglichen Wiedervereinigung mit Südkorea erörtert.
Nordkorea sendet Soldaten zur Unterstützung Russlands im Ukraine-Konflikt, was zur Stärkung Kim Jong-uns als geopolitischen Akteur beiträgt.
Die ideologische Verehrung von Kim Il-sung als ewiger Präsident prägt weiterhin die nationale Identität und Legitimität des nordkoreanischen Regimes.
Deep dives
Russlands Aggression und Nordkoreas Rolle
Russlands völkerrechtswidriger Angriffskrieg auf die Ukraine verstärkt sich durch die Unterstützung Nordkoreas, das Tausende von Soldaten mit russischer Ausrüstung an die ukrainische Grenze entsendet. Diese Zusammenarbeit hat dazu geführt, dass nordkoreanische Truppen möglicherweise bereits an russischen Militäraktionen teilnehmen. Kim Jong-un nutzt dieses geopolitische Engagement als Werkzeug zur Stärkung seiner Position sowohl im Inland als auch international, um Nordkorea als gleichwertigen Partner Russlands zu präsentieren. Die militärische Kooperation dient dem Zweck, den eigenen Einfluss zu vergrößern und das Klientel des ehemaligen sowjetischen Staates zu konsolidieren.
Die Isolation und Wahrnehmung in Nordkorea
In Nordkorea gibt es kaum persönliche Kommunikation mit der Außenwelt, was das Verständnis für die Meinungen normaler Bürger stark einschränkt. Die Regierung kontrolliert die Informationen, die die Bevölkerung erhält, und fördert eine Politik der Abschottung und Provokation, wie die Raketentests zeigen. Das Regime scheint das Vertrauen der meisten Menschen in Nordkorea zu genießen, auch wenn unter dem Volk große Not herrscht. Diese Dynamik führt zu einer inneren Zustimmung zum bestehenden System, trotz der offenkundigen Mängel in sozialen und wirtschaftlichen Bereichen.
Historische Wurzeln der Teilung Koreas
Die Teilung Koreas nach dem Zweiten Weltkrieg ist eng mit den geopolitischen Interessen der Supermächte jener Zeit verbunden, insbesondere mit den Entscheidungen, die auf der Yalta-Konferenz getroffen wurden. Nach der Kapitulation Japans im Jahr 1945 etablieren die USA und die Sowjetunion Besatzungszonen entlang des 38. Breitengrades, wodurch die Grundlage für die spätere Gründung zweier separater koreanischer Staaten gelegt wurde. Die darauf folgende politische Entwicklung führte dazu, dass im Norden ein sozialistisches System und im Süden eine Demokratie entstand. Diese unterschiedlichen politischen und ideologischen Gesellschaften prägten die Entwicklung und die Konflikte zwischen Nord- und Südkorea bis in die Gegenwart.
Kim Il-sung und das nordkoreanische Identitätsbild
Kim Il-sung wird in Nordkorea als ewiger Präsident und nationale Ikone verehrt, dessen image eine zentrale Rolle in der nordkoreanischen Identität spielt. Diese Wahrnehmung wird durch die Ideologie des Juche gestärkt, die nationale Unabhängigkeit und Selbstversorgung in den Mittelpunkt des staatlichen Handelns stellt. Trotz seines Todes im Jahr 1994 hat Kim Il-sung nach wie vor Einfluss auf die legitimatorischen Ansprüche seiner Nachkommen, Kim Jong-il und Kim Jong-un. Seine Vermächtnisse prägen das nationale Narrativ und die Politik Nordkoreas bis heute, wobei die Erzählungen über seinen Kampf gegen den Kolonialismus und seine Führungsstärke verstärkt werden.
Nordkoreas Herrscher posiert mit dicken Raketen, sein Volk lässt er hungern und jetzt müssen seine Soldaten für Russland kämpfen. Säbelrasseln, Abschottung und Personenkult haben in Nordkorea eine lange Geschichte.
Das erwartet Euch in dieser Folge:
(00:00) Nordkoreas Soldaten in Russlands Krieg (03:57) Der Kalte Krieg und die Teilung Koreas entlang des 38. Breitengrades (09:39) Der Korea-Krieg 1950 bis 1953 (18:53) Personenkult: Kim Il-sung als „ewiger Präsident“ (24:18) Korea unter japanischer Herrschaft bis 1945 (30:02) Nordkoreanischer Sozialismus: die Juche-Ideologie (35:39) Parallelen zur deutsch-deutschen Teilung und Einheit (39:19) 2023: Kim Jong-un erklärt Südkorea zum feindlichen Ausland (41:50) Gibt es Hoffnung auf eine Wiedervereinigung?
Unsere Gäste in dieser Folge:
Rüdiger Frank ist Ostasienwissenschaftler und Professor an der Universität Wien sowie Direktor des Zentrums für Nordkoreastudien. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Nordkorea, u.a. „Unterwegs in Nordkorea. Eine Gratwanderung“, (Deutsche Verlags-Anstalt 2018).
Bernd Stöver ist Historiker und Professor an der Universität Potsdam. Er forscht unter anderem zum Koreakrieg und zur Geschichte des Kalten Krieges.
Die Macherinnen und Macher dieser Folge:
Host: Jörg Biesler Autorin: Josephine Kuban Regie und Produktion: Robert Hauspurg Redaktion: Monika Dittrich
Mehr zum Thema in der Deutschlandfunk App:
Kalenderblatt über Kim Il-sung, den "ewigen Präsidenten"
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