Wie ist es, einen Tiger zu verarzten, Frau Hantschmann?
Aug 1, 2023
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Anja Hantschmann, Tierärztin und Forschungskoordinatorin im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, erzählt von der oft unerwarteten Realität als Zoo-Tierärztin. Sie beleuchtet spannende Themen wie die Herausforderungen bei der Behandlung von Wildtieren und die Bedeutung von Zahnpflege für Bären. Hantschmann berichtet von ihrer Erfahrung, Wisente in einen Nationalpark in Aserbaidschan zu begleiten und erklärt, wie sie Ultraschalluntersuchungen bei schwangeren Tieren durchführt. Ihre Einblicke in den Artenschutz und die emotionale Bindung zu Tieren sind ergreifend.
Die Realität der Arbeit als Zoo-Tierärztin ist herausfordernder als die romantisierten Vorstellungen vieler Kinder und Jugendlichen.
Erfolgreiche Tierschutzmaßnahmen und die Wiederansiedlung bedrohter Arten sind zentrale Aufgaben von Tierärzten in Zoos.
Deep dives
Die Faszination für Tiere und der Traumberuf Tierarzt
Viele Kinder und Jugendliche träumen davon, Tierarzt zu werden, was oft aus einer tiefen Begeisterung für Tiere resultiert. Diese Faszination wird von der Idee verstärkt, dass Tierärzte Lebewesen helfen und sogar Leben retten können. Die interviewte Tierärztin erklärte, dass ihr Interesse vor allem auf Wildtiere gerichtet war, welches durch Zoobesuche und Praktika bei Zootierärzten genährt wurde. Auch ein umwelt- und tierschutzorientierter Gedanke prägte ihre Entscheidung, diesen beruflichen Weg einzuschlagen.
Die Herausforderungen der Tiermedizin im Zoo
Die Arbeit als Tierarzt im Zoo umfasst eine Vielzahl von Aufgaben, die nicht auf das ihm zugeschriebene glamouröse Bild passen. Notfälle können dabei von komplizierten Geburten bis zu Verletzungen reichen, wobei kein Fall dem anderen gleicht. Viele Tierärzte müssen entscheiden, ob ein Eingreifen notwendig ist, oft durch präzises Beobachten des Verhaltens von Tieren. Die Tierärztin hob hervor, dass viele Eingriffe dazu dienen, das Wohlergehen der Tiere zu gewährleisten, und dass sie häufig nicht eingreifen, wenn der Zustand der Tiere stabil ist.
Artenschutz und erfolgreiche Wiederansiedlungen
Tierschutzmaßnahmen und die Erhaltung bedrohter Arten sind von zentraler Bedeutung in der Arbeit von Tierärzten in Zoos. Ein Beispiel für erfolgreiche Wiederansiedlungen sind Wisente in Aserbaidschan, die über ein Zuchtprogramm im Tierpark Berlin erfolgreich reintroduziert werden. Dabei ist es wichtig, eine genetische Vielfalt in der Zucht zu sichern und den natürlichen Lebensraum zu erhalten, um eine nachhaltige Population zu gewährleisten. Durch solche Programme wird klar, dass Zoos nicht nur Ausstellungen von Tieren sind, sondern auch aktive Akteure im artenschutzorientierten Umweltschutz.
Die Realität hinter den Kulissen der Tiermedizin
Die Realität für Tierärzte in einem Zoo ist oft herausfordernder als sich viele vorstellen. Die Arbeit umfasst nicht nur medizinische Eingriffe, sondern auch umfangreiche Dokumentation und Kommunikation über Behandlungen, um den Gesundheitszustand der Tiere zu verfolgen. Obwohl viele Menschen die Vorstellung haben, Tiere zu streicheln oder regelmäßig zu helfen, ist der Berufsalltag von Tierärzten von Dokumentationsaufwand und einem tiefen Verständnis für die individuellen Bedürfnisse der Tiere geprägt. Zudem sind die Herausforderungen, mit denen Tierärzte konfrontiert werden, oft emotional und erfordern eine Balance zwischen medizinischer Expertise und tierpsychologischen Aspekten.
“Als Kind habe ich mir den Beruf der Tierärztin im Zoo total anders vorgestellt, im Sinne von: Ich rette jedes Tier, ich werde ganz viele Tiere streicheln, die Tiere werden mich alle mögen." Die Realität sieht anders aus, erzählt die Zoo-Tierärztin Anja Hantschmann im Podcast "Frisch an die Arbeit". “Die Tiere, die einen Tierarzt mit einem Blasrohr sehen, hassen diesen Menschen.”
Hantschmann, 1988 in Leipzig geboren, arbeitet seit zwei Jahren als Tierärztin und Forschungskoordinatorin im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde. Sie kümmert sich um alle gesundheitlichen Aufgaben, von Karies bei Braunbären über Impfungen für Tiger bis hin zu Ultraschallbildern von schwangeren Hirscheberweibchen.
Im Podcast erzählt sie, welchen romantischen Irrtümern selbst Tiermedizin-Studierende oft unterliegen, wie sie eine Herde der einst fast ausgestorbenen Wisente von Berlin in einen Nationalpark in Aserbaidschan begleitete und welche Verletzung für Menschen banal ist – aber für Wildtiere oft den Tod durch Einschläfern bedeutet.
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