Olivier Coste, Unternehmer und Autor des Buches "Europe, Tech and War", sowie Yann Coatanlem, CEO von Data Core Innovations, diskutieren Europas Innovationsproblem. Sie beleuchten die hohe Kosten des Scheiterns als zentrales Hindernis für europäische Unternehmen im Vergleich zu den USA und China. Innovative Ansätze zur Förderung von Technologiefortschritt werden vorgestellt, inklusive der Notwendigkeit, die Investitionslandschaft in Europa zu verbessern und flexiblere Regelungen zu schaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Europa hat Schwierigkeiten, im Bereich der Künstlichen Intelligenz mitzuhalten, da es an Risikokapital und innovativen Gründern mangelt.
Die hohen Kosten des Scheiterns und strikte Arbeitsrechtvorschriften behindern die Innovationsfähigkeit europäischer Unternehmen erheblich.
Reformen des Arbeitsmarktes für hochqualifizierte Arbeitnehmer könnten die Anpassungsfähigkeit erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit Europas im Technologiebereich stärken.
Deep dives
Rivalität zwischen den USA und China im Bereich Künstliche Intelligenz
Die Konkurrenz zwischen den USA und China um die Führerschaft in der Künstlichen Intelligenz (KI) spitzt sich zu, insbesondere durch die Einführung des KI-Modells DeepSeq durch ein chinesisches Startup. DeepSeq könnte im Hinblick auf Leistung und Kosten mit führenden Modellen wie OpenAI mithalten und bietet potenziell erhebliche Kosteneinsparungen sowie eine Reduzierung des Energieverbrauchs. Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, ob China in der KI tatsächlich die Oberhand gewinnen kann, während Europa bei entscheidenden Technologien weitgehend abraucht. Die Diskussion beleuchtet die Herausforderungen, denen sich Europa in der globalen Technologielandschaft gegenübersieht und den dringenden Handlungsbedarf für die europäische Innovationsförderung.
Hindernisse für europäische Innovationen
Europa hat Schwierigkeiten, in der Hochtechnologie innovativ zu sein, was teils auf die hohen Kosten des Scheiterns zurückgeführt wird. Diese Kosten fallen nicht nur in Form von Investitionen an, sondern auch aufgrund strengerer Arbeitsrechtvorschriften, die eine erhebliche finanzielle Belastung für Unternehmen darstellen. Während Unternehmen in den USA ein Risiko von 80% bei Scheitern in Kauf nehmen und weiterhin investieren können, sind europäische Firmen durch hohe Umstrukturierungskosten oft abgeschreckt. Dies bedeutet, dass Innovationen in Europa häufig stagnieren und stattdessen inkrementelle Anpassungen im bestehenden Technologieportfolio verfolgt werden.
Kapitallücke und Risikoscheu in Europa
Ein weiteres Problem ist die ungleiche Verteilung der Risiken und Renditen zwischen europäischen und amerikanischen Investitionen. Europäische Investoren zeigen eine geringere Risikobereitschaft, was zu einem Mangel an Startkapital für innovative Projekte führt. Die hohen Umstrukturierungskosten bei Fehlschlägen führen dazu, dass die Investoren bei der Mittelvergabe vorsichtiger sind, was wiederum die Innovationskraft behindert. Im Vergleich dazu investieren amerikanische Unternehmen viel aggressiver in Hochtechnologie, da sie sich niedrigere Kosten im Falle eines Scheiterns leisten können und diese Risiken besser verteilen können.
Die Herausforderungen des EU-Investitionsumfelds
Das Investitionsklima in Europa ist hauptsächlich geprägt von Überregulierung und einer Fragmentierung der Märkte, was sowohl für Startups als auch für etablierte Unternehmen hinderlich ist. Ein Mangel an agilen Strukturen und bürokratischen Hürden führt dazu, dass Unternehmen in Europa weniger wettbewerbsfähig sind und nicht in der Lage sind, schnell auf technologische Veränderungen zu reagieren. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es entscheidend, ein dynamisches Investitionsumfeld zu schaffen, das sowohl Hochtechnologie als auch disruptive Innovationen fördert. Diese Herausforderungen erfordern drängende Reformen, um das Potenzial der europäischen Technologiebranche zu mobilisieren.
Lösungen für ein besseres Innovationsklima
Um die Innovationskraft in Europa zu erhöhen, sollten Reformen des Arbeitsmarktes für hochqualifizierte Arbeitnehmer in Betracht gezogen werden. Die Senkung der Kündigungsschutzgesetze für gutverdienende Techniker könnte Europa agiler machen und die Risiken im Zusammenhang mit disruptiven Innovationen reduzieren. Solche Reformen würden es Unternehmen ermöglichen, flexibler auf Veränderungen zu reagieren und schneller in neue Technologien zu investieren, was letztlich der Wettbewerbsfähigkeit Europas zugutekommen würde. Ziel dieser Initiativen sollte es sein, die Innovationsführerschaft zurückzugewinnen und die europäische Wirtschaft nachhaltig zu stärken.
bto#280 – Die USA und China liefern sich ein erbittertes Wettrennen um die Vorherrschaft in der Künstlichen Intelligenz. So sorgt das chinesische Start-up DeepSeek für Aufsehen, weil es ein KI-Modell vorstellte, das in puncto Leistungsfähigkeit mit GPT-4 von OpenAI konkurrieren kann. Europa, währenddessen, spielt beim Thema KI wie bei den meisten Schlüsseltechnologien der Zukunft keine Rolle. Es gibt viele Vermutungen, woran der europäische Rückstand liegt: Mangel an erfahrenen Gründern, fehlendes Risikokapital oder Verkauf erfolgreicher Start-ups an die US-amerikanischen Tech-Giganten. Kein Wunder, dass die deutsche und europäische Politik versucht, mit mehr Förderung gegenzusteuern. Dabei gäbe es einen billigeren und effektiveren Weg, die Innovationskraft der EU zu steigern, wie eine aktuelle Studie zeigt. Das Kernproblem Europas sind demnach die zu hohen Kosten des Scheiterns. Und das ließe sich ändern!
Im Gespräch mit den Unternehmern Olivier Coste und Yann Coatanlem geht Daniel Stelter ihrem Lösungsvorschlag auf den Grund.
Hörerservice
Die Studie zur europäischen Innovationskraft finden Sie hier: https://is.gd/1X4ilb
Die Studie Cost of Failure and Competitiveness in disruptive Innovation finden Sie hier: https://is.gd/Og84Sk
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