Tiefgründige Einblicke in das Aussterben von Arten zeichnen ein erschreckendes Bild der Menschheit. Die tragischen Schicksale des letzten Karolinasittichs und der Wandertaube werden beleuchtet. Georges Cuvier revolutionierte die Paläontologie, indem er nachwies, dass Arten aussterben können. Vom Dodo bis zur Stellerschen Seekuh verdeutlicht die Diskussion, wie menschliches Handeln gefährdete Vogelarten beeinflusste. Historische Parallelen und das Werden der modernen Wissenschaft ergänzen dieses faszinierende Themenfeld.
Georges Cuvier revolutionierte das Verständnis des Artensterbens, indem er die wissenschaftliche Grundlage für deren Auslöschung durch Katastrophen entwickelte.
Die historischen Maßnahmen gegen Spatzen verdeutlichen, wie sehr das Verständnis von Schädlingen und Artenschutz im Laufe der Zeit schwankte.
Deep dives
Die Spatzenvertilgung im 18. Jahrhundert
Im Jahr 1750 befahl Kaiserin Maria Theresia die Ausrottung von Spatzen, da diese als Getreideschädlinge galten. Jährlich sollten Haus- oder Feldsperlinge gefangen und zur Verbrennung oder Vergrabung abgegeben werden, ansonsten drohten Strafen für nicht gefangene Vögel. Diese Maßnahme war nicht einzigartig; schon 1744 hatten andere Herrscher ähnliche Kampagnen gegen Spatzen initiiert, darunter auch Friedrich der Große. Solche als Spatzenkriege bezeichneten Aktionen zeugen von der weitreichenden Wahrnehmung der Spatzen als Schädlinge über Jahrhunderte hinweg, was teils bis in die 1960er Jahre andauerte.
Georges Cuvier und das Konzept des Aussterbens
Georges Cuvier, ein bedeutender Paläontologe des 18. Jahrhunderts, entwickelte die Katastrophentheorie, die besagt, dass Arten durch plötzliche Katastrophen wie Überschwemmungen ausgelöscht werden. Er argumentierte, dass Fossilien nicht nur Überreste bekannter Tiere sind, sondern Hinweise auf ausgestorbene Arten darstellen. Cuvier stellte die Theorie auf, dass nach solchen Katastrophen neue Arten in die betroffenen Gebiete einwandern, was zu einem ständigen Zyklus von Zerstörung und Erneuerung in der Erdgeschichte führt. Obwohl er mit seiner Theorie auf erhebliche Widerstände stieß, legte er den Grundstein für das heutige Verständnis des Artensterbens.
Die wissenschaftliche Wende zur Evolutionstheorie
Vor Cuvier war das vorherrschende Weltbild, dass alle Arten unveränderlich sind und von Gott geschaffen wurden. Cuvier selbst war ein prominenter Gegner der Evolutionstheorie, die erst durch Charles Darwin populär wurde. Wissenschaftler wie Cuvier mussten gegen den Glauben an eine ständige, graduelle Veränderung der Arten ankämpfen, indem sie die Idee eines plötzlichen Aussterbens einführten. Letztlich ebneten Cuvier und seine Zeitgenossen den Weg für Darwins Theorien, die das Verständnis von Evolution und Artenvielfalt revolutionierten.
Aussterben und kulturelle Wahrnehmung
Das Bewusstsein für ausgestorbene Arten entwickelte sich parallel zur Entdeckung von Fossilien, die notwendige Fragen nach den Ursachen des Aussterbens aufwarfen. Cuvier und seine Kollegen führten wissenschaftliche Methodiken ein, um zu beweisen, dass es in der Erdgeschichte bedeutende Aussterbewellen gab. Der Gedanke, dass viele Arten nicht mehr existieren können, war für viele Menschen zu seiner Zeit schwer nachvollziehbar. Diese kulturelle Kluft zwischen Glauben und Wissenschaft verstärkt sich durch Printveröffentlichungen und die zunehmende Verbreitung von Wissen über die Lebensgeschichten einst verbreiteter Arten.
Am 21. Februar 1918 stirbt im Zoo von Cincinnati mit Incas der letzte bekannte Karolinasittich. Vier Jahre zuvor starb in dem Käfig bereits ein anderer Endling: Martha, die Wandertaube. Die Dodos auf Mauritius waren da schon längst ausgestorben, ebenso wie die Stellersche Seekuh.
In dieser Folge geht es um eine kleine Geschichte des Aussterbens und wie der Mitbegründer der Paläontologie, Georges Cuvier, erstmals wissenschaftlich belegt, dass Arten aussterben und damit den Blick auf die Welt für immer verändert.
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