
5 Minus Ohne OTAs keine OPs – und trotzdem stimmen die Arbeitsbedingungen nicht | Eli Inhester
Wie ist es, jeden Tag in einem OP zu arbeiten?
Darüber spricht Dr. Laura Dalhaus in der neuen Folge von „5 Minus – Das Gesundheitssystem verfehlt das Klassenziel“ mit Elisabeth Inhester, kurz Eli.
Sie ist OTA, das ist kurz für operativtechnische Assistentin, früher wurde das OP-Schwester genannt.
Als OTA arbeitet man ausschließlich im OP. Früher hat man hierfür zunächst eine Krankenpflegeausbildung gemacht, mittlerweile gibt es direkt eine Ausbildung, die sich auf den OP bezieht.
Ganz wichtig: OTA ist kein Pflegeberuf!
Im OP ist man sowohl die Person, die den sterilen Part übernimmt (kennt man aus Greys Anatomy, diejenigen, die Schere und Tupfer angeben), als auch die Person, die den Instrumentierenden versorgt und die Dokumentation macht. In jedem OP gibt es somit zwei OTAs – ohne sie ist keine OP möglich.
Mittlerweile ist Eli OP-Leitung und koordiniert somit auch die OP-Säle und die Mitarbeitenden. Schon vor 12 Jahren, während ihrer Ausbildung, waren die Bedingungen schlecht. Mittlerweile sind sie noch schlimmer geworden: Es gibt kaum Fachpersonal, Stellen werden gestrichen und Berufsgruppen werden bunt durcheinander eingesetzt.
Das Problem: Gesundheitsversorgung lohnt sich finanziell nicht.
Die Arbeit im OP funktioniert im Zweischichtsystem und im Bereitschaftsdienst. OP-Zeit ist tagsüber, der Bereitschaftsdienst übernimmt dann Notfälle wie Notfall-Kaiserschnitte.
Das Problem: Für die Bereitschaftszeit wird nur eine gewisse Zeit angerechnet. Eigentlich gibt es ein EU-Gesetz dazu, dass Bereitschaftszeit immer Arbeitszeit ist, doch wenn man Vollzeit arbeitet (und einen Teil im Bereitschaftsdienst) macht man automatisch ein Minus in den Stunden.
Die Leidensfähigkeit der Healthcare Professionals ist sehr hoch, sie wird von der Politik aber auch genauso erwartet.
Ausgebildet wird im laufenden Betrieb. Doch im OP gilt: Zeit ist Geld!
Eli erzählt, dass Ausbildung kaum möglich ist, weil sie sonst zu dritt im OP stehen müssten – da gibt es einfach nicht genug Ressourcen für. Eine gute Einarbeitung braucht ein halbes Jahr, das ist in der Realität kaum möglich. Die Erwartungen und der Druck sind hoch, alles muss schnell gehen – da fällt Empathie öfter mal hinten runter.
Im Gesundheitssektor gibt es eigentlich ein großes Druckmittel: Wir könnten auf Arbeitsgesetze plädieren, haben aber die Mentalität in uns, leiden zu müssen. Im OP merkt man fast militärische Hierarchiestrukturen immer noch. Auf der einen Seite ist das sinnvoll, damit nichts schiefgeht, modern ist es allerdings nicht.
Laura möchte von Eli wissen, wie sie ein Krankenhaus organisieren würde, wenn man sie lassen würde. Eli würde den Fokus darauflegen, wie sinnvoll eine OP ist, nicht wie lukrativ.
Bei Laura würde der Notfallbetrieb wie bei der Feuerwehr laufen: Tagsüber die geplanten Sachen und dann gibt es einen Saal nur für Notfälle. In großen Häusern ist es selbstverständlich, dass das Regulärprogramm bis abends um 22 Uhr läuft.
Der Stress der Teams sollte definitiv reduziert werden, um die Qualität auch zu gewährleisten.
Die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus und OP sind schlecht, bei den KVen oder Krankenkassen sind sie viel besser, dass viele auch einfach in die Teppich-Etagen oder an die Schreibtische wechseln – ein Verlust an Ressourcen da, wo sie so dringend benötigt werden!
Trotz all der schwierigen Seiten liebt Eli ihren Job und findet ihn erfüllend.
Zum Kurs für PAs und PCM: https://bryght.social/shop/790
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