#331 Erklär mir, wie man Dörfer belebt, Peter Nageler
Jan 14, 2025
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Peter Nageler, Architekt und Gründer des Büros nonconform, ist Experte für die Revitalisierung ländlicher Räume. Er erklärt, wie engagierte Bürger Dörfer retten können, indem sie öffentliche Räume schaffen und die Verkehrsinfrastruktur überdenken. Nageler hebt hervor, dass das Ortskernsterben viele Ursachen hat, aber durch gemeinschaftliche Projekte und lokale Initiativen aufgehalten werden kann. Er betont, dass Demokratie Raum für Begegnungen braucht und dass der Verzicht auf Autos in Ortskernen das Leben nachhaltiger und lebendiger macht.
Das Ortskernsterben kann durch das Engagement weniger Menschen und gemeinsame Initiativen schrittweise überwunden werden.
Öffentliche Räume sind essenziell für soziale Interaktionen und die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in Dörfern.
Deep dives
Herausforderungen des Ortskernsterbens
Das Ortskernsterben stellt eine vielfältige Herausforderung für kleine Gemeinden dar, die mit dem Verlust von Geschäften und sozialen Einrichtungen konfrontiert sind. Dieser Prozess wird durch den Trend zu Einkaufszentren und die damit verbundene Mobilität der Menschen verstärkt, die dazu führt, dass lokale Geschäfte nicht mehr genügend Kundschaft haben. In vielen Dörfern schließen Supermärkte und Bäckereien, was zu einem Rückgang sozialer Interaktionen und zu einer Abwanderung junger Menschen führt. Die Kombination von wirtschaftlichen und demografischen Veränderungen erzeugt eine Art Teufelskreis, in dem leerstehende Geschäfte und eine verminderte Lebensqualität zueinander in Wechselwirkung stehen.
Initiativen zur Belebung von Gemeinden
Um das Ortsleben wiederzubeleben, ist es entscheidend, dass engagierte Bürger gemeinsam anpacken, um Veränderungen herbeizuführen. Ein erster Schritt könnte darin bestehen, lokale Netzwerke zu aktivieren und Eigeninitiativen zu starten, beispielsweise durch die Organisation von Treffen oder kleinen Veranstaltungen im Ortskern. Indem man Nachbarn und Bekannte zusammenbringt, kann ein positives Gemeinschaftsgefühl entstehen, das in weiterer Folge auch andere Bewohner anzieht. Solche grassroots-Initiativen fördern nicht nur das Gefühl der Zusammengehörigkeit, sondern können auch als Katalysator für größere Projekte und Entwicklungen dienen.
Die Rolle des öffentlichen Raums
Öffentliche Räume spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von sozialen Interaktionen und der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Orte, an denen Menschen sich zufällig begegnen können, sind wesentlich, um neue Kontakte zu knüpfen und den Austausch zwischen verschiedenen Generationen zu fördern. Der Rückzug in private Räume oder soziale Blasen kann einen Mangel an Vielfalt und neuen Perspektiven zur Folge haben. Daher ist es wichtig, dass Gemeinden Räume schaffen, die die Menschen nutzen können, um zusammenzukommen und sich auszutauschen.
Strategien zur Revitalisierung von Gemeinden
Eine erfolgreiche Revitalisierung erfordert eine Vielzahl von Vergleichsstrategien, die auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinde abgestimmt sind. Die Vermietung leerstehender Läden und die Schaffung von Räumen für kreative Projekte können helfen, das Interesse an einem Ort zu beleben. Zugleich ist es von wesentlicher Bedeutung, dass lokale Regierungen und Gemeindevertreter diese Prozesse unterstützen und fördern. Ein langfristiger Ansatz, um soziale und wirtschaftliche Strukturen wiederherzustellen, wird durch die Einbeziehung aller Stakeholder und die Lokalisierung von Lösungen verstärkt.
Zuerst macht der Bäcker zu, der Supermarkt, die Bank, irgendwann ist der Ortskern … tot. Aber nicht überall. Wie eine Handvoll engagierter Menschen ein Dorf Schritt für Schritt retten kann, erklärt der Architekt Peter Nageler.
Peter Nageler ist Partner und Gründer des Architekturbüros nonconform.
1. Es fängt meistens mit ein paar Leuten an. Das Ortskernsterben hat viele Gründe und die Lösungen sind kompliziert, aber sie beginnen immer mit ein paar engagierten Menschen die beschließen, dass sie das nicht mehr hinnehmen wollen – und die anfangen etwas zu tun.
2. Demokratie braucht öffentliche Räume. Es ist toll, wenn man Freunde zu sich nachhause einlädt oder sich im Verein betätigt. Aber wir dürfen uns nicht nur in unsere Bubbles zurückziehen, sondern wir brauchen öffentliche Räume, wo wir mit Fremden zusammen treffen, diskutieren, neue Leute kennenlernen und Zufälliges passiert.
3. Das Auto ist Teil des Problems. Autos sind super Verkehrsmittel, aber wenn man einen Ortskern beleben will, ist es meistens notwendig, dass sie entweder nur mehr sehr langsam oder gar nicht durchfahren dürfen. Dann können plötzlich Kinder und Familien dort rum laufen, es ist leiser, sauberer und eine positive Dynamik kann beginnen.
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