#19 2020 Über Kritik und Kränkung - mit Klaus Nüchtern
Oct 13, 2020
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Klaus Nüchtern, Literaturkritiker beim Wiener ‚Falter‘ und bekannt für seine scharfen Verrisse, spricht mit Barbara Kaufmann über die Risiken des Kritikerdaseins. Er thematisiert die mimosenhaften Reaktionen von AutorInnen und erklärt, warum kluge Verrisse wertvoller sind als oberflächliches Lob. Nüchtern vergleicht den Literaturbetrieb mit der Politik und beschreibt die brutalen Seiten beider Welten. Zudem reflektiert er über die Einflüsse sozialer Medien auf die Debattenkultur und das Machtspiel von Kritik und Kränkung in der Gesellschaft.
Klaus Nüchtern betont, dass gut begründete Kritiken für das Vertrauen der Leser unerlässlich sind, um die Literaturbranche voranzubringen.
Der Vergleich zwischen Literaturkritik und politischer Kritik zeigt, dass persönliche Empfindungen in der Literatur flexibler behandelt werden als in der Politik.
Die Diskussion über Mutlosigkeit im Literaturbetrieb zeigt, dass innovative Stimmen oft ignoriert werden, während etablierte Namen bevorzugt werden.
Deep dives
Der neue Merch-Shop
Ein neuer Merch-Shop bietet die Möglichkeit, die Marke und die Inhalte des Projekts auf vielfältige Weise zu unterstützen. Fans können jetzt Merchandise-Artikel wie Taschen und Tassen erwerben, die mit dem Logo des Podcasts gestaltet sind. Diese Produkte sollen nicht nur Freude bereiten, sondern auch die Verbindung zum Podcast stärken, da die Macher sich für die Unterstützung ihrer Anhänger bedanken. Der Shop ist ein Schritt, um die Community weiter zu integrieren und die Wertschätzung für die Zuhörer zu zeigen.
Die Rolle eines Kritikers
Die Gefahren und Herausforderungen des Kritikerlebens werden eingehend beleuchtet. Kritiker müssen sich oft mit den Auswirkungen ihrer Urteile auseinandersetzen, da ihre Bewertungen für Autoren existenzielle Konsequenzen haben können. Die Diskussion umfasst auch, wie langwierig und schmerzhaft Kränkungen von Autoren sein können, nachdem sie verrissen wurden. Klaus Nüchtern beschreibt, dass er seinen kritischen Standpunkt durch gut begründete Urteile untermauern muss, um das Vertrauen der Leser zu wahren.
Literaturbetrieb vs. Politik
Ein Vergleich zwischen dem Literaturbetrieb und der politischen Arena zeigt grundlegende Unterschiede im Umgang mit Kritik und öffentlichen Reaktionen. Der Literaturbetrieb erlaubt mehr Freiraum für persönliche Empfindungen, während in der Politik oft ein härterer Umgangston herrscht. Nüchtern betont, dass die politische Kritik oft eher auf der Person beruht, während literarische Kritiker dazu neigen, die Kunst selbst im Fokus zu haben. In der Literatur sind die Grenzen zwischen persönlicher Ablehnung und beruflicher Kritik oft flexibler.
Mutlosigkeit im Literaturbetrieb
Eine Diskussion über Mutlosigkeit im Literaturbetrieb kommt zu dem Schluss, dass die Branche oft zögert, neue, innovative Stimmen und Ansätze zu unterstützen. Kritiker und Autoren scheinen sich häufig an traditionelle Werte zu halten, wodurch aufregende Entwicklungen unterdrückt werden. Nüchtern verweist auf prominente Literaturnamen, die zu spät ausgezeichnet wurden, was den Eindruck erweckt, dass die Academy nach Möglichkeit auf Bewährtes setzt. Diese Stagnation könnte die Reichweite der Literatur und deren Einfluss auf die Kultur insgesamt einschränken.
Die Demokratie der Kreativität
Die Demokratisierung des kreativen Schaffens durch Self-Publishing und Social Media wird als Vorzeichen eines Wandels im Literaturbetrieb betrachtet. Nüchtern stellt fest, dass viele digitale Plattformen es Künstlern ermöglichen, ohne traditionelle Verlage Gehör zu finden. Trotz dieser Entwicklungen bleibt der Literaturbetrieb manchmal hermetisch, was den Eintritt neuer Stimmen in den öffentlichen Diskurs erschwert. Dies führt zu der Frage, ob etablierte Institutionen in der Lage sind, sich an diese Veränderungen anzupassen und inklusiv zu bleiben.
Klaus Nüchtern ist Literaturkritiker bei der Wiener Stadtzeitung „Falter“ und berühmt berüchtigt für seine oft sehr unsanften Verrisse. Mit Barbara Kaufmann spricht er über mimosenhafte AutorInnen, warum ihm ein kluger Verriss lieber ist, als doofes Lob, wie gefährlich ein Kritiker lebt und warum er die Politik weitaus brutaler findet, als den Literaturbetrieb.