Internationale Finanzmärkte - Der Ausverkauf unseres Bankensystems
Aug 30, 2024
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Christoph Becker, Finanzmathematiker und Stochastiker am Darmstädter Institut für Statistik und Operations Research, beleuchtet die kritische Lage des deutschen Bankensystems. Er diskutiert die Machtkonzentration im Finanzwesen und deren Folgen für die Selbstbestimmung der Bürger. Becker gibt Einblicke in die Verschiebung von lokalen Banken hin zu großen Fondsgesellschaften. Er thematisiert auch die Vorteile regionaler Finanzstrukturen und die Notwendigkeit bürgerlichen Widerstands gegen globale Finanzsysteme für mehr soziale Gerechtigkeit.
Die Konzentration der Entscheidungsmacht im Finanzsystem bei großen globalen Fonds gefährdet die individuelle Freiheit und Selbstbestimmung der Bürger.
Die Transformation zu einem kapitalmarktbasierten System verringert die Sichtbarkeit kleinerer Unternehmen und Privatpersonen im Finanzprozess erheblich.
Deep dives
Die Macht des Finanzsystems
Das aktuelle Finanzsystem beeinflusst maßgeblich, wer Zugang zu Krediten erhält. Die Entscheidungsmacht liegt zunehmend in den Händen einer kleinen Anzahl von Personen, insbesondere großen globalen Fonds, wodurch die individuelle Freiheit und Selbstbestimmung der Bürger gefährdet wird. Diese Machtkonzentration schafft ein Ungleichgewicht, da wenige Akteure dominieren, welche Projekte finanziert werden und welche nicht. Die lokale Bank, einst ein zentraler Akteur, wird durch den Markteinfluss großer Fonds zunehmend marginalisiert.
Vom bankbasierten zum kapitalmarktbasierten Finanzsystem
Die Transformation des Finanzsystems von einem bankbasierten zu einem kapitalmarktbasierten System hat bedeutende Konsequenzen für Unternehmen und Bürger. Während in der Vergangenheit lokale Banken Kredite direkt vergaben, übernehmen jetzt Kapitalmarktakteure diese Funktion, was zu einer Entfremdung zwischen Kreditnehmern und Geldgebern führt. Diese Veränderung hat dazu geführt, dass kleinere Unternehmen und Privatpersonen kaum noch Sichtbarkeit im Finanzprozess haben und ihre Stimmen nur schwach gehört werden. Dies reduziert die Möglichkeit für Bürger, Einfluss auf Entscheidungsprozesse zu nehmen, welche ihr unmittelbares wirtschaftliches Umfeld betreffen.
Regionales Investieren als Lösung
Eine potenzielle Lösung für die steigende Machtkonzentration im Finanzwesen ist die Förderung regionaler Finanzstrukturen. Durch Investitionen in lokale Projekte über kleine Banken oder Bürgerbeteiligungen können Bürger direkten Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Region nehmen. Beispiele wie die Münchner Stadtanleihe zeigen, dass Bürger bereit sind, in ihre lokale Gemeinschaft zu investieren und sich somit stärker mit ihrer Umgebung zu identifizieren. Lokale Finanzstrukturen könnten nicht nur finanzielle Selbstbestimmung fördern, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die soziale Kohäsion stärken.
Die Rolle der Ideale und das Bewusstsein der Bürger
Ein wachsendes Interesse an idealistischen Themen unter den Bürgern könnte eine Veränderung des Finanzsystems einleiten. Viele Menschen setzen sich vermehrt mit Themen wie Ökologie, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit auseinander, was durch die zunehmende Popularität von ESG-Investments reflektiert wird. Dennoch besteht die Gefahr, dass das Finanzsystem diese Strömung ausnutzt, um seine Kontrolle zu verstärken, indem es idealistische Kriterien für Kreditvergaben anlegt. Die Herausforderung liegt darin, sicherzustellen, dass diese Ideale nicht zur Manipulation der Bürger führen, sondern tatsächlich in die Selbstbestimmung und Freiheit der Menschen münden.
ein Vortrag des Finanzmathematikers Christoph Becker Moderation: Hans-Jürgen Bartsch
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Seit Jahren schon verschwinden immer mehr Banken vor unserer Haustür. Und es werden immer weniger Kredite vor Ort vergeben. Der Bankkunde mutiert zum Zwerg auf der internationalen Finanzbühne, stellt der Finanzmathematiker Christoph Becker fest.
Christoph Becker ist Finanzmathematiker und Stochastiker am Darmstädter Institut für Statistik und Operations Research. Die Aufzeichnung für den Hörsaal erfolgte exklusiv für Deutschlandfunk Nova, beruht jedoch auf seinem Vortrag am 22. April 2024 bei den "Citizen Lectures" an der Technischen Universität Darmstadt. Der Titel: "Dass Finanzsystem und die Selbstbestimmung des Menschen".
Ihr wollt den Hörsaal live erleben? Am 11. Oktober 2024 ist es wieder so weit. Und wir verschenken Tickets! Hier gibt es alle Infos!
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Schlagworte: +++ Finanzmathematiker +++ Christoph Becker +++ Darmstädter Institut für Statistik und Operations Research +++ Finanzsystem +++ Selbstbestimmung +++ Kredite +++ Bankensystem