Geschlechterrollen (1/2) - Wie weit toxische Männlichkeit verbreitet ist
Apr 3, 2025
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Achmed Toprak, Professor für Erziehungswissenschaften und Experte für toxische Männlichkeit in muslimischen Milieus, beleuchtet die Wurzeln toxischer Männlichkeit in Deutschland. Er diskutiert, wie traditionelle Männlichkeitsnormen Gewalt und antifeministische Einstellungen fördern. Ein besonders interessanter Punkt ist der Einfluss von Ehre in türkisch-muslimischen Familien und wie diese Vorstellungen die Kontrolle über Frauen beeinflussen. Zudem wird die Verbindung zwischen toxischer Männlichkeit und Salafismus thematisiert, sowie die Bedeutung emotionaler Pädagogik zur Transformation dieser Probleme.
Toxische Männlichkeit betrifft nicht nur Männer mit Migrationshintergrund, sondern ist ein weit verbreitetes Problem in der deutschen Gesellschaft.
Bildung spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen antifeministische Einstellungen und zur Förderung kritischen Denkens bei Jugendlichen.
Deep dives
Toxische Männlichkeit im Fokus
Toxische Männlichkeit wird als Verhaltensweise definiert, die sowohl Frauen als auch Männer selbst schädigt. Insbesondere wird betont, dass einige junge Männer, vor allem mit Migrationshintergrund, glauben, ihre Frauen durch traditionelle Männlichkeitsnormen schützen zu müssen, ohne Rücksicht auf die Wünsche oder die Emanzipation der Frauen zu nehmen. Diese Überzeugungen sind tief verwurzelt und können zu Verhaltensweisen führen, die nicht nur verletzend sind, sondern auch in Konflikt mit modernen gesellschaftlichen Normen stehen. Der Autor hebt hervor, dass ein erheblicher Teil der jungen Männer diese traditionellen Normen als Teil ihrer Identität annimmt, was die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Idealen unterstreicht.
Die Rolle von Bildung und Antifeminismus
Bildung wird als wesentlicher Faktor zur Bekämpfung antifeministischer Einstellungen identifiziert. Eine Studie zeigt, dass besonders bei Personen mit geringerem Bildungsniveau eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, nicht-feministische Ansichten zu vertreten. Dies betrifft nicht nur Männer aus muslimischen Milieus, sondern stellt ein weit verbreitetes Phänomen in der gesamten deutschen Gesellschaft dar. Maßnahmen, die den Bildungshorizont erweitern und kritisches Denken anregen, sind daher entscheidend, um diese toxischen Ideale in Frage zu stellen und eine emanzipatorische Entwicklung zu fördern.
Soziale Medien und Radikalisierung
Soziale Medien spielen eine entscheidende Rolle in der Radikalisierung und der Verbreitung toxischer Männlichkeitsideale. Sie werden von zahlreichen Gruppen genutzt, um einseitige Weltanschauungen und extremistische Ideologien zu verbreiten, während sie gleichzeitig die Sprache der Jugendlichen anpassen, um effektivere Botschaften zu vermitteln. Dies fordert Pädagogen heraus, kreative Wege zu finden, um diese Plattformen für positive Bildungsinhalte zu nutzen und mit Gegenargumenten anzusprechen. Das Verständnis für die Mechanismen hinter dieser Radikalisierung ist entscheidend, um resiliente Jugendliche zu entwickeln, die in der Lage sind, kritisch zu hinterfragen.
Wertvorstellungen und familiäre Einflüsse
Die Normen und Werte, die in Familien vermittelt werden, spielen eine bedeutende Rolle bei der Ausbildung toxischer Männlichkeitsideale. Oftmals wird das Gefühl, um Liebe und Anerkennung kämpfen zu müssen, an Kinder weitergegeben, was sie in eine Abhängigkeit von autoritären Strukturen drängt. Es wird betont, dass eine Reflexion dieser überlieferten Werte nötig ist, um die sozialen Rahmenbedingungen zu verändern, die zur Entstehung toxischer Männlichkeit beitragen. Die Auseinandersetzung mit diesen familiären Einflüssen könnte der Schlüssel sein, um Jugendliche von der Übernahme solcher Ideale abzubringen.
Gewaltbezogene Männlichkeitsideale und Antifeminismus sind in Deutschland weit verbreitet, auch unter Muslimen, wie der Autor Ahmet Toprak erklärt. Wichtig ist der Blick auf die Wurzeln toxischer Männlichkeit, sagt Demokratieforscherin Fiona Kalkstein. Kühn, Kathrin; Müller, Paulus; Pizzato, Lucca www.deutschlandfunk.de, Systemfragen
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