#20 2022 Über konstruktiven Journalismus - mit Ellen Heinrichs
May 31, 2022
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Ellen Heinrichs ist die Gründerin des Bonn-Instituts für Journalismus und konstruktiven Dialog. Sie spricht über die Notwendigkeit eines lösungsorientierten Journalismus. Heinrichs erklärt, wie empathische Geschichten und innovative Talkformate den Dialog in der Gesellschaft fördern können. Die Herausforderungen traditioneller Debatten und die Kunst des Zuhörens sind ebenfalls zentrale Themen. Zudem betont sie die Rolle von Satire, insbesondere in autoritären Regimen, und wie soziale Medien den Journalismus verändern.
Ellen Heinrichs betont die Notwendigkeit eines konstruktiven Journalismus, der positive Lösungsansätze und Fortschritte in der Berichterstattung hervorhebt.
Das Bonn-Institut fördert einen dialogorientierten Journalismus, um komplexe Themen vielfältig darzustellen und die Gesellschaft aktiv in die Diskussion einzubeziehen.
Traditionelle journalistische Erzählmuster sollten hinterfragt werden, um kollektive Anstrengungen und Netzwerke zu feiern, die positive Veränderungen bewirken.
Deep dives
Menschenzentrierte Berichterstattung
Das Interesse der Menschen liegt verstärkt auf Lösungen, die andere für gemeinsame Probleme gefunden haben. Dies zeigt sich in der Auslandsberichterstattung, die sich darauf konzentriert, positive Veränderungen und Lösungsansätze zu präsentieren. Solche Geschichten sind oft interessanter und ansprechender als reine Problemdarstellungen. Der Fokus auf lösungsorientierten Journalismus könnte das Publikum zurückgewinnen, das aktiv Nachrichten konsumiert, anstatt es zu meiden.
Konstruktiver Journalismus definieren
Das Bonn-Institut für Journalismus und konstruktiven Dialog setzt sich dafür ein, dass Journalismus gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und lösungsorientiert berichtet. Konstruktiver Journalismus beinhaltet nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit Missständen, sondern auch das Aufzeigen von Fortschritten und positiven Beispielen. Zudem wird betont, dass eine vielfältige Perspektivdarstellung essentiell ist, um die Komplexität von Themen angemessen zu erfassen. Dieser Ansatz fördert einen aktiven Dialog in der Gesellschaft und unterstützt die Menschen bei der Orientierung in schwierigen Zeiten.
Die Rolle der Geschichten im Journalismus
Traditionelle Erzählmuster im Journalismus neigen dazu, Helden zu kreieren und einfache Dichotomien zu fördern, was die Komplexität der Realität nicht widerspiegelt. Die Suche nach relativen Protagonisten, die wie normale Menschen dastehen, kann inspirierend wirken und Leser dazu anregen, selbst aktiv zu werden. Anstatt sich auf isolierte Helden zu konzentrieren, sollten Journalistinnen und Journalisten kollektive Bemühungen und Netzwerke in den Vordergrund stellen, die den gemeinsamen Kampf um Lösungen zeigen. Dadurch können mehr Menschen motiviert werden, ihre eigenen Beiträge zur Gesellschaft zu leisten.
Die Herausforderungen des Nachrichtenkonsums
Die Überwältigung durch negative Nachrichten führt dazu, dass viele Menschen den Nachrichtenkonsum vermeiden. Das zeigt sich in einer Studie, in der ein Drittel der Befragten angab, aktiv Nachrichten zu meiden, um sich emotional zu schützen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Journalisten Wege finden, auch beim Berichten über schwierige Themen, der Veröffentlichung konstruktiver und lösungsfokussierter Inhalte zu berücksichtigen. Berichte, die positive Ansätze und Unterstützung bieten, können helfen, das Interesse und Engagement der Zuschauer aufrechtzuerhalten.
Die Zukunft des Journalismus
Das Bonn-Institut fördert eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Medienhäusern, um den Journalismus weiterzuentwickeln und zu reflektieren. Die Einrichtung bietet Seminare und Workshops zu konstruktiven Ansätzen an, um Journalisten dazu zu ermutigen, neue Erzähltechniken zu erlernen. Ziel ist es, eine Kultur des kollektiven Denkens beim Journalismus zu schaffen, die sowohl negative als auch positive Aspekte zeigte. Der Wandel hin zu einem umfassenderen, lösungsorientierten Journalismus könnte nicht nur die Relevanz der Medien erhöhen, sondern auch die Rolle des Journalismus in der Gesellschaft nachhaltig stärken.
Journalisten zählen zu den Schwarzsehern der Gesellschaft. Statt nach dem Guten zu graben, leuchten sie all das Schlechte aus, was uns umgibt. Zwischen Krieg und Pandemie, Klimakrise und sozialer Ungerechtigkeit, ist das allerhand. Doch dass es auch anders gehen kann, versucht das neue Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog in der Branche zu beweisen. Gründerin Ellen Heinrichs erklärt im Gespräch mit Solmaz Khorsand, wie kritisch konstruktiver Journalismus sein kann, dass Satire ein dankbares Vehikel zur Informationsvermittlung ist und dass Diskutanten in Talkformaten andere Anreize geboten werden müssen, um sich weniger in hohlen Phrasen anzubrüllen und sich mehr substanziell zu unterhalten.