Allianz-CEO Oliver Bäte für höhere Erbschaftssteuer: Wie sinnvoll ist der Vorschlag?
Jan 10, 2025
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In der Diskussion wird die Idee einer progressiven Erbschaftssteuer beleuchtet, die Gerechtigkeit und Chancengleichheit fördern soll. Experten vergleichen internationale Modelle und hinterfragen die Ineffizienz der deutschen Regelungen. Auch die Rolle der Erbschaftssteuer als Mittel zur Vermögensumverteilung wird erörtert. Dabei stehen Reformansätze im Fokus, die auf die demografischen Veränderungen reagieren und Ungerechtigkeiten abbauen wollen. Die Herausforderungen für Familienunternehmen und steuerliche Strategien zur Umgehung werden ebenfalls angesprochen.
Oliver Bäte plädiert für eine progressive Erbschaftssteuer, um die Ungleichheiten durch ererbtes Vermögen gerechter zu gestalten.
Die Diskussion um die Erbschaftssteuer zeigt die Notwendigkeit einer einheitlichen Bundesregelung zur Bekämpfung regionaler Unterschiede und Ungerechtigkeiten.
Deep dives
Krankheitsstandards und finanzielle Verantwortung
In Deutschland haben Arbeitnehmer im Durchschnitt 20 Tage im Jahr krank, während der EU-Durchschnitt nur bei 8 Tagen liegt. Oliver Bäthe, der Chef der Allianz, argumentiert, dass ein Karenztag für Krankmeldungen eingeführt werden sollte, um die Lohnfortzahlung zu reformieren. Die Diskussion um diese Maßnahmen zeigt, dass es schwierig ist, solche Regelungen politisch durchzusetzen, auch wenn sie in anderen Ländern wie Schweden bereits gescheitert sind. Ein solches System könnte dazu führen, dass die Unternehmen mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter übernehmen müssen.
Der Vorschlag zur Erbschaftssteuer
Bäthe spricht sich für eine progressive Erbschaftssteuer aus, um Ungerechtigkeiten durch ererbtes Vermögen auszugleichen. Bert Rürup betont, dass diese Steuer nicht als linke Forderung angesehen werden sollte, sondern eher als Teil einer unliberalen Diskussion über soziale Gerechtigkeit. Es wird diskutiert, dass die aktuelle Erbschaftssteuer in Deutschland unzureichend auf Ungleichheiten reagiert, da die Regelungen stark variieren und oft nicht transparent sind. Eine kohärente und gerechte Erbschaftssteuer müsste als Bundessteuer eingeführt werden, um regionale Unterschiede zu beseitigen.
Kapitalgesellschaften und Besteuerungsproblematik
Die Diskussion um die Erbschaftssteuer führt zur Frage, wie Unternehmen strukturiert sind und welche steuerlichen Regelungen sie betreffen. Rürup und Hüther erörtern, dass viele Unternehmen als Personengesellschaften betrieben werden, was die Besteuerung kompliziert macht. Ein Ansatz könnte darin bestehen, eine Kapitalgesellschaft zu etablieren, um bürokratische Hürden abzubauen und steuerliche Vorteile zu schaffen. Diese Umstrukturierung könnte nicht nur die steuerliche Belastung verringern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit steigern sowie gesellschaftliche Ungleichheiten mindern.
In dieser Folge diskutieren Handelsblatt-Chefökonom Bert Rürup und Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, die Vorschläge des Allianz-CEO Oliver Bäte, der sich in einem Handelsblatt-Interview für eine progressivere Erbschaftssteuer ausgesprochen hat. Bäte betonte, dass er es für falsch hielte, dass Menschen, die nur vermögend sind „weil ihre Eltern reich sind“, weniger zahlen sollen.
„Das ist ein absolut bedenkenswerter Vorschlag. Bäte hat nur, wie ich finde, falsche Zuordnungen gemacht“, sagt Hüther. „Er sagt, er sei in dieser Forderung links. Aber das ist gar keine linke politische Forderung, sondern es ist eine Forderung der ur-liberalen Diskussion.“ Das fange bei John Stuart Mill an mit der Frage, ob das leistungslose Einkommen, das beim Erben ankommt, zu besteuern ist oder nicht.
Doch ist dieser Vorschlag, ungeachtet seines Ursprungs, nun gerechter, weil er für gleichere Startchancen sorgt? Wäre er überhaupt umsetzbar? Wie ließe sich die Erbschaftssteuer sonst noch reformieren – und wie machen es andere Länder? All das besprechen Hüther und Rürup in dieser Folge Economic Challenges.
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