16 – Straßen befreien – aber wie? Paper Planes vs. Letzte Generation
Jan 13, 2023
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Simon Wöhr, Stadtplaner und Autor von "Das Manifest der freien Straße", diskutiert, wie Straßen als erweiterte Wohnzimmer konzipiert werden können. Er betont die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels hin zu einer menschenfreundlicheren Stadt. Alexander Grevel, Aktivist der Letzten Generation, teilt spannende Einblicke in direkte Protestaktionen und die Herausforderungen, die diese mit sich bringen. Beide Gäste erörtern, wie Berlin durch kreative und konfrontative Ansätze lebenswerter gestaltet werden kann.
Simon Wöhr betont die Notwendigkeit, Straßen als Räume für Begegnung und Austausch neu zu definieren, abseits der Autofokussierung.
Alexander Grevel beschreibt die direkte politische Aktion der letzten Generation als essenziell, um dringende Klimadiskussionen voranzutreiben.
Beide Sprecher fordern ein Umdenken in der Stadtplanung, um lebenswerte, grüne und inklusive städtische Räume für alle zu schaffen.
Deep dives
Stadtentwicklung und innovative Projekte
Simon, ein Stadtplaner, spricht über seine Initiative zur Stadtentwicklung, insbesondere das Radbahn-Projekt, das einen überdachten Fahrradweg unter der U-Bahnlinie U1 in Berlin schaffen soll. Die Vision umfasst die Umwandlung eines derzeit ungenutzten Raums in eine komfortable Radstrecke, die Menschen dazu ermutigt, umweltfreundlich zu reisen, unabhängig von den Witterungsbedingungen. Simon betont, dass das Projekt nicht nur praktisch ist, sondern auch zur Schaffung eines architektonischen Wahrzeichens beitragen könnte, ähnlich wie die Highline in New York. Die wichtige Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik hat es dem Team ermöglicht, Bundesmittel für die Umsetzung zu gewinnen und ein Konzept zu entwickeln, das jetzt in die Realität umgesetzt wird.
Der Einfluss der letzten Generation
Alexander erklärt seinen Werdegang von der Chemie zu seinem Engagement bei der letzten Generation, einer Bewegung, die direkt Druck auf die Politik ausübt, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Er hebt hervor, dass das politische System nicht schnell genug reagiert, um die erforderlichen Veränderungen angesichts der Klimakatastrophe herbeizuführen. Alexander beschreibt verschiedene Aktionen der Gruppe, die darauf abzielen, gesellschaftliche Diskussionen über Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu fördern, und erklärt, wie solche Aktionen oft als Protestformen eingesetzt werden, um die Öffentlichkeit wachzurütteln. Es wird betont, dass das Ziel nicht nur ist, auf die Probleme hinzuweisen, sondern auch alternative Denkweisen und Lebensstile zu propagieren.
Kritik an der Autofokussierung der Stadt
Das Gespräch thematisiert die Autofokussierung in der Stadtplanung, die in Deutschland Wurzeln hat und zu einer Lebensweise geführt hat, die das Auto als unverzichtbar erachtet. Simon und Alexander hinterfragen die Notwendigkeit von Autos und fordern eine Neubewertung öffentlicher Räume, um diese für Fußgänger und Radfahrer zugänglicher zu machen. Sie betonen, dass Straßen eigentlich lebendige Räume sein sollten, wo Menschen sich treffen und interagieren können, anstatt nur Durchgangsorte für Fahrzeuge zu sein. Ein Umbau der Städte hin zu einer autofreien Planung könnte nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch zu einer nachhaltigeren Lebensweise inspirieren.
Aktionsformen und gesellschaftlicher Diskurs
Die verschiedenen Aktionsformen von Gruppen wie der letzten Generation werden diskutiert, wobei betont wird, dass Provokation oft notwendig ist, um Aufmerksamkeit für Klimafragen zu gewinnen. Alexander beschreibt, wie diese Aktionen, obwohl sie oft auf Widerstand stoßen, wichtig sind, um eine breite öffentliche Debatte zu fördern und Veränderung anzustoßen. Simon äußert Respekt für diese Methoden, sieht aber einen anderen Ansatz in der Stadtentwicklung, der weniger auf konfrontative Maßnahmen setzt. Beide Seiten erkennen, dass ihre Ansätze sich ergänzen können und dass sowohl kreative Stadtentwicklung als auch direkte Aktion zu einem umfassenden Umdenken führen müssen.
Zukunftsvisionen für urbane Räume
Im Verlauf des Gesprächs wird die Notwendigkeit betont, städtische Räume zu entsiegeln und eine grünere, lebenswertere Umgebung zu schaffen. Es wird diskutiert, dass ein Umdenken in der Stadtplanung nötig ist, um Räume für Erholung und Gemeinschaft zu schaffen, während die Straßen gleichzeitig lebendige Durchgangsorte bleiben sollten. Simon und Alexander plädieren für einen nachhaltigen und inklusiven Ansatz, der die Bedürfnisse der Gemeinschaft berücksichtigt und das Miteinander fördert. Sie schließen mit der Vision, dass die Städte der Zukunft autofrei und menschenfreundlich sein sollten, um höchste Lebensqualität und Umweltbewusstsein zu gewährleisten.
„Ring frei!“ macht euch Lust aufs Leben ohne Auto.
Heute sprechen Caroline Siegers, Yan Minagawa und Florian Kobler im Rahmen der Berliner Runde mit Simon Wöhr, Stadtraumentwickler beim gemeinnützigen Forschungslabor Paper Planes e.V., mit dem er u.a. den Fahrradstreifen „Reallabor Radbahn“ unter der Hochbahn entwickelt hat. Die Runde komplettiert Dr. Alexander Grevel, Aktivist der Klimagerechtigkeitsbewegung und unter anderem bei der Letzten Generation aktiv.
Simon Wöhr ist Autor von „Das Manifest der freien Straße“, das gerade im Jovis-Verlag erschienen ist. Er nimmt uns mit in die spannende Zukunft des Berliner Straßenraums, in der wir Straßen wieder als „unser erweitertes Wohnzimmer“ begreifen, denn: „Die Straße war ein Ort, wo man sich austauscht, auch ein Wirtschafts- und Handelsraum – inzwischen ist es durch die Dominanz des Autos nur noch ein Ort, um von A nach B zu kommen.“ Als Planer und Autor ist Simons Weg dabei der Versuch, durch Inspiration zum Bewusstseinswandel für ein humaneres Miteinander und mit kreativem Design zur Transformation der Stadt beizutragen.
Konfrontativer geht Alexander vor: Er bringt uns auf Tuchfühlung mit den Straßenklebern der Letzten Generation, mit seinen Erfahrungen bei den Aktionen, der Organisationsstruktur und den Erwägungen, die ihn dazu bewegt haben, seinen Körper „dem fossilen Alltag in den Weg zu stellen“. Gemeinsam überlegen wir, wie sich Berlin in eine lebenswerte Stadt verwandeln kann. In Simons Worten: „Ich glaube, es kann beides geben. Wir [Paper Planes] gehen über die Lust, Ihr [Letzte Generation] eher über den Schmerz oder das Leid – und beides kann bewegen und ergänzt sich.“
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Ring frei! live im Radio: Ihr könnt uns auch auf UKW 88,4 hören, wir senden immer am zweiten Dienstag im Monat um 18 Uhr live aus der Raumfahrtagentur im Wedding.
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00:25: Intro
00:58: Begrüßung
01:27: Vorstellung Simon Wöhr
01:50: Die Radbahn Berlin
07:42: Paper Planes e.V.
09:35: Quartiersbezug
11:41: Festkleben als radikaler Gegenentwurf
11:50: Vorstellung Dr. Alexander Grevel
14:27: Letzte Generation
15:48: Etappenerfolg beim „Containern“
16:19: Autogipfel
17:11: Protestform und Wirkung
18:20: Die Praxis des „Klimaklebens“
21:02: Aufbau der LG
22:29: Ablauf des zivilen Widerstands
26:45: Der Weg und die Sprache von Paper Planes
28:30: Das Manifest der freien Straße
32:00: Cross-Marketinghinweis für den Jovis-Verlag
32:45: Interaktionen mit Betroffenen
34:25: Zuspruch und Unterstützung
37:43: Umsetzung der freien Straße
40:20: Problembär StVO bzw. BMVI
41:12: Bezirkspolitik: der persönliche Beitrag
42:20: Im Herzen Aktivisten
42:50: Der Wille ist da – Beteiligung schwierig
44:05: Ästhetik der Prototypisierung
45:53: Internationaler Vergleich
47:35: Fünf Thesen der freien Straße
48:16: Straße und Austausch
50:55: „Unter der Straße liegt der Sand“
53:28: Booklaunch
53:50: Einladung zum Perspektivwechsel
55:30: Wahlaufruf
55:45: Outro
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