"Man kann sich mit Putin auf alles Mögliche einigen – man darf nur nicht davon ausgehen, dass er sich daran hält"
Mar 21, 2025
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Olivia Kortas, ZEIT-Korrespondentin in Kiew, und Michael Thumann, Leiter des ZEIT-Büros in Moskau, beleuchten die komplexe Situation in der Ukraine. Kortas beschreibt den unermüdlichen Kampf der Ukrainer und ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Thumann erklärt, dass Putin lediglich auf Zeit spielt und keine schnelle Friedenslösung im Sinn hat. Die beiden Gäste diskutieren die dramatischen Auswirkungen von Trumps Telefonat mit Putin und die Strategien, die Selenskyj verfolgen muss, um die Ukraine zu schützen.
Putins Verhandlungstaktik zielt darauf ab, Zeit zu gewinnen und seine imperialen Ambitionen in der Ukraine weiter auszubauen.
In der Ukraine herrscht Skepsis gegenüber Verhandlungen, da frühere Abkommen zeigen, dass Putin oft Vereinbarungen bricht.
Deep dives
Telefonat zwischen Trump und Putin
Das Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin diente dazu, über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine sowie die Verteilung von Land und Infrastruktur zu diskutieren. Während Trump ein 30-tägiges Moratorium vorschlug, äußerten die Russen die Bedingung, dass die Ukraine ihre Mobilisierung und Waffenlieferungen einstellen müsse, was als ein Zeichen der Stärke und Kontrolle ihrerseits interpretiert wurde. Die Verbindung zwischen den beiden Politikern war durch zahlreiche Vorbereitungen gekennzeichnet, bei denen Dolmetscher und Berater eine zentrale Rolle spielten. Obwohl die Gespräche positiv dargestellt wurden, blieben die tatsächlichen Ergebnisse und Absichten aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen und Forderungen auf beiden Seiten unklar.
Strategie Putins und Ziele
Putins Strategie zielt darauf ab, Zeit zu gewinnen und seine Positionen in der Ukraine weiter zu stärken, während er gleichzeitig die westlichen Nationen in die Irre führt. Er zeigt sich in Verhandlungen geschmeidig und nutzt emotionale Appelle, um Trump zu beeindrucken und von den eigenen Ambitionen abzulenken. Trotz der momentanen Diskussionen über Waffenstillstände bleibt Putin entschlossen, seine territorialen Ansprüche und Einflussmöglichkeiten in der Ukraine auszubauen. Diese Taktiken deuten darauf hin, dass Putin nicht geneigt ist, von seinen langfristigen Zielen des imperialen Expansionismus abzurücken.
Reaktionen in der Ukraine
Die Reaktionen in der Ukraine auf das Gespräch zwischen Trump und Putin sind von Vorsicht und Skepsis geprägt. Präsident Selenskyj und andere Entscheidungsträger haben sich zurückhaltend gegenüber den Ergebnissen geäußert, da sie befürchten, dass Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden könnten. Gleichzeitig gibt es jedoch einen Hauch von Optimismus, da man erkennt, dass Trump möglicherweise nicht alle Bedingungen Putins akzeptieren wird, was als positives Signal interpretiert werden kann. Die Sorgen über eine mögliche Fragmentierung des Waffenstillstands sind präsent, denn einzelne Abkommen über Nebenthemen könnten die nationalen Interessen der Ukraine gefährden.
Ein Vergleich mit vergangenen Verhandlungen
Vergleichbare Verhandlungen in der Vergangenheit, wie die Minsker Abkommen, zeigen, dass es schwierig ist, mit Putin eine langfristige Lösung zu finden. Putins Taktik hat sich über die Jahre verfestigt, und die Erkenntnis, dass er Vereinbarungen oft bricht, ist für die Ukraine eine ständige Realität. Die Verhandlungen müssen von einer starken militärischen Verteidigung begleitet werden, um sicherzustellen, dass ein zukünftiger Waffenstillstand nicht erneut als Vorwand für aggressive militärische Handlungen genutzt wird. Daher sollten sowohl Diplomatie als auch legitime Verteidigungsbereitschaft Hand in Hand gehen, um die Souveränität der Ukraine langfristig zu sichern.
Ist die Ukraine nach dem Telefonat zwischen Donald Trump und Wladimir Putin einem Frieden einen Schritt näher gekommen – oder einer Niederlage? Was für Pläne haben die beiden Männer, die über Krieg und Frieden in Europa entscheiden? Was können sie erreichen? Und worauf kann die Ukraine hoffen?
Darüber sprechen wir diese Woche in "Das Politikteil" mit Olivia Kortas, ZEIT-Korrespondentin in Kyjiw, und Michael Thumann, Leiter des ZEIT-Büros in Moskau.
Thumann erklärt, warum Putin kein Interesse daran hat, den Krieg schnell zu beenden und lediglich auf Zeit spielt. Er sagt: Putin ist Trump inhaltlich überlegen, aber der erratisch agierende US-Präsident ist auch für Putin eine Herausforderung.
Kortas beschreibt eine Ukraine zwischen Erschöpfung und dem Willen, nicht aufzugeben. Sie berichtet von Frontbesuchen, bei denen Soldaten sagen: "Wir kämpfen jetzt weiter, damit unsere Söhne in fünf Jahren nicht kämpfen müssen." Und sie sagt: Der ukrainische Präsident Selenskyj muss sich jetzt gegen zwei Gegner verteidigen: den russischen Präsidenten – und den amerikanischen.
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