Michael Häupl und Christoph Chorherr über 10 Jahre Rot-Grünes Wien – #353
Jun 25, 2020
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Michael Häupl, der langjährige Bürgermeister Wiens, und Christoph Chorherr, ehemaliger Gemeinderat der Grünen, reflektieren über ein Jahrzehnt Rot-Grün in Wien. Sie diskutieren die Herausforderungen der Integration und die Erfolge im Wohnbau und Verkehr. Häupl gibt Einblicke in seine Gesundheitsreise nach einer Krebsoperation und wie dies sein Leben veränderte. Die beiden Gäste beleuchten auch die politischen Kontroversen rund um Stadtplanung und die Notwendigkeit einer ökosozialen Marktwirtschaft für die Zukunft Wiens.
Die Rot-Grün-Koalition in Wien hat erfolgreich neoliberale Privatisierungen abgewendet und dem populistischen Aufschwung entgegengewirkt.
Erhebliche Fortschritte im öffentlichen Verkehr wurden erzielt, wobei der Anteil des öffentlichen Verkehrs an den Mobilitätsdaten von 20 auf 40 Prozent gestiegen ist.
Die Integration von Migranten bleibt eine Herausforderung, weshalb ein aktiver Fokus auf Bildungs- und Integrationsinitiativen erforderlich ist.
Deep dives
Neustart der Rot-Grün-Koalition
Vor zehn Jahren erlebte Wien einen politischen Wandel mit dem Aufstieg der Rot-Grün-Koalition in der Stadtverwaltung. Dieses Bündnis wurde als gewagtes Experiment betrachtet, insbesondere da ähnliche Allianzen in Europa bereits erfolgreich bestanden. Die Koalition gelang es, dem Aufschwung des rechtsradikalen Populismus entgegenzuwirken und neoliberale_PRIVATISIERUNGen abzuwenden. Diese Anstrengungen führten zu einer stabilen Regierungsführung, die in zahlreichen Bereichen positive Reformen ermöglichte.
Herausforderungen und Erfolge der Rot-Grün-Politik
Die Rot-Grün-Regierung konnte während ihrer Amtszeit bemerkenswerte Fortschritte erzielen, insbesondere im Bereich des öffentlichen Verkehrs. Ein Beispiel ist die Erhöhung des Anteils des öffentlichen Verkehrs an den Mobilitätsdaten von 20 auf 40 Prozent. Zudem wurde die Schaffung sozialer Wohnprojekte wie der geförderten Wohnungen erfolgreich vorangetrieben, was die Stadt international als Vorreiter im Wohnbereich positionierte. Dennoch blieben einige Herausforderungen, darunter die Integration und der Zuzug von Einwanderern, bestehen.
Zukunftsvision und ökologische Verantwortung
In den nächsten Jahren wird es für die Stadt wichtig sein, sich weiterhin als Vorreiter im Bereich der ökologischen Stadtentwicklung zu positionieren. Das Ziel, bis 2040 alle fossilen Brennstoffe abzulehnen, erfordert umfangreiche Investitionen und innovative Maßnahmen. Eine erhebliche Herausforderung besteht darin, den zunehmenden Stadtverkehr nachhaltig zu gestalten und gleichzeitig die Lebensqualität der Bürger zu sichern. Wissenschaft und Forschung sollen dabei eine zentrale Rolle spielen, um die notwendigen Themen voranzubringen.
Die Rolle von Integration in der Stadtpolitik
Wien hat sich in den letzten Jahren durch den Zuzug von Migrantinnen und Migranten verändert, was zu einer lebendigen multikulturellen Gesellschaft führte. Dennoch fehlt es an politischen Repräsentanten mit Migrationshintergrund, was in der Öffentlichkeit als Mangel wahrgenommen wird. Die politische Integrationspolitik kann nicht nur als Reaktion auf Herausforderungen erfolgen, sondern sollte aktiv und sichtbar gestaltet werden. Ein stärkerer Fokus auf Bildungs- und Integrationsinitiativen könnte dazu beitragen, langfristige soziale Ungleichheiten abzubauen.
Lehren aus der Vergangenheit und Ausblick auf die Zukunft
Die Politiker sollten aus den vergangenen zehn Jahren lernen, um künftige Herausforderungen besser zu bewältigen. Insbesondere die erfolgreiche Integration von sozial schwachen Gruppen und die Förderung der Teilhabe an Bildung sind kritische Aspekte, die verbessert werden müssen. Die Stadt ist gut aufgestellt, jedoch benötigen die kommenden Jahre innovative Ansätze zur Lösung von bestehenden Problemen in der Stadtentwicklung. Die Fortsetzung der Rot-Grün-Koalition erfordert einen offenen Dialog über die Themen, die in den letzten Jahren nicht ausreichend behandelt wurden.
Altbürgermeister Michael Häupl und der frühere Wiener Gemeinderat Christoph Chorherr ziehen Bilanz über zehn Jahre Rot-Grün. Ein Gespräch mit Raimund Löw, FALTER-Chefreporterin Nina Horaczek und FALTER-Redakteurin Eva Konzett über die Höhen und Tiefen der Stadtpolitik, die schwache Integration der vielen migrantischen Wiener und die Errungenschaften bei Wohnbau und Verkehr.
Lesen Sie das Interview mit Häupl und Chorherr im FALTER 26/20 online: https://www.falter.at/zeitung/20200623/man-muss-riskieren-dass-man-fotzen-kriegt
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