Julia Weigelt, eine Expertin für Drogenforschung im Krieg, spricht über den geheimen Umgang von Soldaten mit Drogen wie Aufputschmitteln und Cannabis. Sie berichtet von einer erschütternden Studie, die zeigt, wie viele ukrainische Soldaten regelmäßig Drogen konsumieren, um psychische Belastungen zu bewältigen. Weigelt beleuchtet auch die Suchtproblematik in der Bundeswehr und die hohe Hemmschwelle, Hilfe zu suchen. Zudem diskutiert sie die Herausforderungen, die Drogenkonsum für Veteranen und deren Rehabilitation darstellt.
Der Drogenmissbrauch unter ukrainischen Soldaten ist ein wachsendes Problem, das offiziell unzureichend adressiert wird, obwohl viele regelmäßig leistungssteigernde Substanzen konsumieren.
Die verheerenden russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte haben dramatische zivile Verluste zur Folge, darunter zahlreiche Kinder, und werfen Fragen zu Kriegsverbrechen auf.
Die geopolitischen Spannungen zwischen den USA und Russland beeinflussen die militärische Hilfe für die Ukraine erheblich und erschweren den Friedensprozess erneut.
Deep dives
Die psychischen Belastungen ukrainischer Soldaten
Ukrainische Soldaten stehen während des Krieges vor enormen physischen und psychischen Herausforderungen, darunter Schlafentzug und ständige Todesangst. Diese Belastungen führen dazu, dass einige Soldaten Medikamente einnehmen, um die körperlichen und seelischen Strapazen zu bewältigen. Der Druck, in schwierigen Situationen leistungsfähig zu bleiben, führt zu einem Leistungsdenken, wobei Drogen eingesetzt werden, um die Wachsamkeit und Belastbarkeit zu steigern. Beispielsweise berichtete ein Soldat von der Schlacht um Bachmut, bei der die Verzweiflung und Erschöpfung so groß waren, dass ein ständiger Gebrauch von Leistungssteigernden Substanzen notwendig wurde, um die Kontrolle zu bewahren.
Die verheerenden Auswirkungen russischer Raketenangriffe
Russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte, wie der Angriff auf Krivi Rij, haben verheerende zivilgesellschaftliche Folgen, insbesondere für Familien und Kinder. Bei einem dieser Angriffe starben 19 Menschen, darunter 9 Kinder, während andere schwer verletzt wurden. Diese Angriffe werden von ukrainischen Behörden als Kriegsverbrechen bezeichnet, wobei es kaum Hinweise auf militärische Ziele in den angegriffenen Gebieten gibt. Die fortlaufenden Bombardierungen werfen schwerwiegende Fragen zur Absicht Russlands auf und zeigen die drastische humanitäre Krise, die der Krieg verursacht hat.
Drogenmissbrauch im ukrainischen Militär
Der Drogenmissbrauch unter ukrainischen Soldaten wird als wachsendes Problem erkannt, jedoch offiziell nicht genügend adressiert. Studien haben gezeigt, dass eine beträchtliche Anzahl von Soldaten regelmäßig Drogen wie Cannabis und Amphetamin konsumiert, was die militärische Einsatzfähigkeit beeinträchtigen könnte. Ein Zusammenbruch der zivilen und militärischen Unterstützung für süchtige Soldaten schafft eine gefährliche Situation, in der viele Betroffene aufgrund von Stigmatisierung nicht die notwendige Hilfe suchen. Der Mangel an offener Diskussion und Strategien zur Unterstützung von Süchtigen behindert die Bemühungen, Drogenmissbrauch im Militär zu bekämpfen.
Die Rolle internationaler Beziehungen und geopolitische Spannungen
Die geopolitische Situation, insbesondere die Beziehungen zwischen den USA und Russland, beeinflusst die Dynamik im Ukraine-Konflikt erheblich. Präsident Zelensky fordert verstärkte militärische Unterstützung von den Vereinigten Staaten, einschließlich moderner Luftverteidigungssysteme, um die verheerenden Angriffe abwehren zu können. Die USA stehen unter Druck, ihre militärische Hilfe zu erhöhen, während der Kreml weiterhin Bedingungen für einen Waffenstillstand stellt, die als unhaltbar gelten. Diese komplexe geopolitische Landschaft trägt zur fortwährenden Unsicherheit und zu einem erschwerten Friedensprozess bei.
Ethik und Zukunft der medizinischen Technologien im Krieg
Die Entwicklung neuer medizinischer Technologien im Militär, einschließlich potenzieller Drogen zur Leistungssteigerung, wirft ethische Fragen auf. Forscher untersuchen, wie Medikamente wie Propanolol zur Behandlung von PTSD eingesetzt werden könnten, was jedoch auch die Gefahr der Entkopplung von moralischen Empfindungen beim Töten birgt. Zukunftstechnologien, wie die Nutzung von Implantaten zur Neuromodulation, stehen kurz davor, in militärischen Konflikten eingesetzt zu werden, was grundlegende Fragen zur Selbstbestimmung und Menschlichkeit aufwirft. Die mögliche Abwendung von traditionellen ethischen Standards im Militär lässt Bedenken hinsichtlich der Menschlichkeit im Krieg aufkommen.
Es ist ein Tabu-Thema im Krieg: Die Einnahme von Drogen. Warum greifen Soldatinnen und Soldaten zu Aufputschmitteln, zu Cannabis oder zu Pillen, die enthemmen? Wie kann süchtigen Veteraninnen und Veteranen geholfen werden? Diesen Fragen ist Julia Weigelt nachgegangen, sie schildert im Gespräch mit Host Stefan Niemann ihre Erkenntnisse. Dabei beschreibt ein ehemaliger Frontsoldat, warum er die blutige Schlacht um Bachmut, den Dauerbeschuss der Russen, die Todesangst und die totale Erschöpfung ohne seine "battle meds", seine Pillen, nicht durchgestanden hätte. Offiziell ist Drogenkonsum in den ukrainischen Streitkräften verboten. Die Studie einer NGO mit 1.000 befragten Soldaten zeigt jedoch, dass viele regelmäßig Drogen nehmen. Dies werde von der Regierung aber nicht als Problem gesehen - eine Lösung sei entsprechend schwierig. Julia Weigelt berichtet auch von der Situation bei der Bundeswehr. Für das Jahr 2024 seien 139 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr mit Suchtproblemen behandelt worden - bei einer Truppenstärke von 180.000. Viel deute auf eine hohe Hemmschwelle hin, Suchtprobleme zu melden.
In der Ukraine gibt es weiterhin keine Anzeichen für ein baldiges Ende des Krieges. Auf die aktuelle Lage und den russischen Angriff auf die Heimatstadt von Präsident Selenskyj blickt Kai Küstner. Nach dem laut UN tödlichsten Bombenangriff auf Kinder seit Beginn des russischen Angriffskriegs stellt sich die Frage: Wann ist die Geduld von US-Präsident Trump mit dem russischen Machthaber Putin am Ende? Kai Küstner erklärt unter anderem auch, warum das lange geplante Rohstoffabkommen zwischen der Ukraine und den USA immer noch nicht unterschrieben ist und welchen Einfluss die Zoll-Entscheidung Trumps auf den Krieg haben könnte.
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