"Als Escort spiele ich keine Rolle, sondern ich komme als Mensch"
Jul 29, 2024
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Ben Nordmann, Produktdesigner und Escort, spricht über seine Rolle in der unterstützenden Sexarbeit. Er erläutert, wie er Frauen, die mit Bodyshaming oder Traumata kämpfen, zu positiven sexuellen Erfahrungen verhilft. Das Gespräch dreht sich um die Verbindung von Kunst und Sexualität und die Schaffung inklusiver Räume. Ben betont die Wichtigkeit von Achtsamkeit und menschlicher Verbindung und warum er glaubt, dass diese Erfahrungen viele Frauen stärken können. Er plädiert für einen ethischen Umgang mit sexueller Lust und eine offenere gesellschaftliche Sicht auf Sexarbeit.
Ben Nordmann betont die Bedeutung von unterstützender Sexarbeit zur Unterstützung von Menschen mit traumatischen Erfahrungen oder Körperbildproblemen.
Die Schaffung eines sicheren Raumes für intime Begegnungen ist entscheidend, um Ängste vor Berührung abzubauen und positive Erlebnisse zu ermöglichen.
Stigmatisierung von Sexarbeit ist ein zentrales Thema, und Ben setzt sich aktiv für Aufklärung und ein positives Bild von Sexualität ein.
Deep dives
Vielfalt der Erfahrungen in der Sexarbeit
Ben Nordmann präsentiert die Vielfalt der Bedürfnisse von Menschen, die seine Dienste in Anspruch nehmen. Er beschreibt, wie unterschiedliche Personen, von denen einige traumatische Erfahrungen gemacht haben, ihm begegnen, um ihre Sexualität neu zu entdecken. Einige suchen nach Unterstützung aufgrund von fehlendem Vertrauen, andere nach neuen sinnlichen Erfahrungen nach persönlichen Verlusten. Diese Erfahrungen zeigen, dass es oft tiefere Probleme gibt, die Ben mit seiner unterstützenden Sexarbeit adressiert.
Zielsetzung der unterstützenden Sexarbeit
Die unterstützende Sexarbeit, wie Ben sie definiert, zielt darauf ab, Menschen zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, ihre Sexualität selbstbestimmt zu genießen. Er hebt hervor, wie wichtig es ist, ein sicherer Raum für intime Begegnungen zu schaffen, wo man auch Hilfe bietet und daran arbeitet, die Angst vor Berührung zu mindern. Ben legt Wert darauf, dass Sexualität in verschiedenen Formen erlebt werden kann, unabhängig von körperlichen oder psychischen Einschränkungen. Anhand von konkreten Formaten und Erlebnissen schafft er Möglichkeiten für positive, stärkende sexuelle Erfahrungen.
Umgang mit Klienten und deren Bedürfnissen
Ben erklärt, dass der Umgang mit seinen 'Gastgeberinnen' sehr sensibel ist. Verständigung ist für ihn der Schlüssel zur erfolgreichen Interaktion, dabei ist es wichtig, nicht nur ihre sprachlichen Äußerungen zu hören, sondern auch nonverbale Signale zu beachten. Er hat festgestellt, dass viele seiner Klienten eine vordefinierte Erwartung haben und dennoch verschiedene Hintergründe mitbringen, was die Notwendigkeit verstärkt, im Gespräch auf individuelle Bedarfe einzugehen. Dieses Verständnis fördert ein Gefühl der Sicherheit und ermöglicht es den Menschen, offen über ihre Wünsche und Ängste zu sprechen.
Grenzen und Ethik in der Sexarbeit
Ben thematisiert die ethischen Überlegungen und Grenzen, die in der unterstützenden Sexarbeit existieren. Er betont, dass jeder Kontakt einvernehmlich gestaltet werden muss und Transparenz hinsichtlich der eigenen Grenzen und Werte stattfinden sollte. Wenn Klienten aufgrund ihrer Verletzungen oder Erfahrungen nicht bereit sind, sich auf eine sexuelle Interaktion einzulassen, ist es wichtig, auf ihre Bedürfnisse zu hören und gegebenenfalls den Kontakt abzubrechen. Diese anerkannte Verantwortung zeugt von einem hohen Maß an Professionalität und respektvollem Umgang in seiner Arbeit.
Stigmatisierung und gesellschaftliche Herausforderungen
Die Stigmatisierung von Sexarbeit bleibt ein zentrales Thema im Gespräch mit Ben. Er hebt hervor, dass viele Menschen Vorurteile gegen Sexarbeitende haben, was die Arbeit für die gesamte Branche herausfordernd macht. Ben setzt sich aktiv dafür ein, diese negative Wahrnehmung zu ändern, indem er durch seine Arbeit und Öffentlichkeitsarbeit ein positives Bild von Sexualität und von unterstützender Sexarbeit vermittelt. Er glaubt daran, durch Aufklärung und offene Diskussionen, das Missverständnis über diesen Berufszweig zu mindern und so einen Raum zu schaffen, in dem Menschen ihre Sexualität unbefangen gestalten können.
Er ist Callboy und Escort, viel lieber nennt Ben Nordmann seinen Nebenjob aber unterstützende Sexarbeit: "Für mich ist ein Treffen erfolgreich, wenn eine Person nicht wieder zu mir kommt." Er empfängt Frauen, die etwa Bodyshaming kennen, schlechte Erfahrungen mit Sex gemacht haben, Behinderungen oder Traumata haben, sich nach Intimität sehnen oder noch nie Sex hatten.
Den Podcasthosts Melanie Büttner und Sven Stockrahm erzählt Ben von seiner Arbeit und warum er glaubt, dass positive sexuelle Begegnungen für viele Frauen den Unterschied machen können. Er sagt: "In der Zugewandtheit und in der Schambefreitheit liegt ein großes Potenzial." Was er damit genau meint, erklärt der etwas andere Sexarbeiter in dieser Folge.
Mehr zu unserem Gast und weitere Infos
Ben Nordmann arbeitet als Escort und Produktdesigner. Er hat die Initiative justnotbed gegründet, für eine inklusive, authentische und nahbare Perspektive auf Sexualität über Kunst und Escort. Ben Nordmann ist auf Instagram, X und YouTube.
Supportive Sexwork ist ein Kollektiv für den Austausch, die Aufklärung und Angebote zu unterstützemder Sexarbeit.
Folge den Sexpodcasthosts, der Ärztin und Sexualtherapeutin Melanie Büttner und dem ZEIT-ONLINE-Ressortleiter Wissen, Sven Stockrahm, auf Instagram unter @dr.melanie.buettner und @svensonst.
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