Tessa Szyszkowitz, Auslandskorrespondentin mit jahrelanger Erfahrung in Israel, und Dalia Sarig-Fellner, jüdische Aktivistin und Mitbegründerin von "Not in Our Name Vienna", beleuchten die komplexe Lage im Gaza-Konflikt. Sie diskutieren die menschlichen und historischen Dimensionen, die den Konflikt prägen. Tessa teilt persönliche Erlebnisse und die Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft, während Dalia von ihrer Identitätsreise und ihrem politischen Engagement berichtet. Zudem wird die schwierige Realität der Reisenden und die Differenzierung zwischen Antisemitismus und Antizionismus betrachtet.
Tessa Szyszkowitz reflektiert, wie der Gaza-Krieg das Bewusstsein ihrer Kinder über ihre israelische Identität und die komplexen Aspekte des Konflikts beeinflusst hat.
Dalia Sarig-Fellner fordert eine differenzierte Wahrnehmung von Antisemitismus und das Benennen der Verantwortung für Israels Handlungen im Kontext der Palästinenserrechte.
Deep dives
Die persönliche Erfahrung der Israelin im Gaza-Konflikt
Die israelische Auslandskorrespondentin Tessa Shischkowitz reflektiert, wie der Gaza-Krieg das Bewusstsein ihrer Kinder für ihre israelische Identität geprägt hat. Am 7. Oktober, dem Tag des Angriffs der Hamas, stellte sich für viele Israelis und jüdische Menschen weltweit die Frage, was es bedeutet, zu diesen Gemeinschaften zu gehören. Shischkowitz betont, dass ihre Kinder, die in einem globalistischen Umfeld aufgewachsen sind, die Reaktionen auf das Massaker beobachteten und sich intensiv mit der Geschichte Israels sowie der Palästinenser auseinandersetzten. Diskussionen in ihrem Haushalt drehen sich um die Tragödie, die beide Völker betrifft, und die Notwendigkeit, die komplexen Aspekte des Konflikts zu akzeptieren, um eine Lösung zu finden.
Der Wandel der Friedensbewegung in Israel
Tessa Shischkowitz beschreibt, wie sich die Friedensbewegung in Israel nach den Ereignissen des 7. Oktober verändert hat. Früher gab es Hoffnungen auf eine friedliche Lösung, wie sie während der Oslo-Abkommen 1990er Jahren bestand, doch die Realität zeigt, dass die Unterstützung für Friedensverhandlungen in der aktuellen Atmosphäre stark geschrumpft ist. Bei Gesprächen mit Befürwortern des Friedens wird deutlich, dass die Gewalt des Hamas-Angriffs das Vertrauen in eine kooperative Zukunft erheblich beeinträchtigt hat. Dennoch gibt es Stimmen, die, trotz persönlicher Verluste, für Frieden plädieren, was ein Hoffnungsschimmer für eine gemeinsame Zukunft zwischen Israelis und Palästinensern darstellt.
Die Komplexität der Identität und Verantwortung
Tessa Shischkowitz hebt die Komplexität ihrer eigenen Identität hervor, die auch durch ihren Übertritt zum Judentum geprägt ist. Ihre Erfahrungen verdeutlichen, dass Identitäten vielschichtig sind und nicht einfach in Kategorien wie jüdisch oder nicht-jüdisch eingeteilt werden können. Diese Erkenntnisse motivieren sie, ihren Kindern ein Verständnis für Bürgerrechte und Gerechtigkeit zu vermitteln, unabhängig von ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit. Der gegenwärtige Konflikt erfordert eine grundsätzliche Neubewertung der Identitäten und einen Diskurs über Gleichheit und Rechte für alle Menschen, die in der Region leben.
Aktivismus und Antisemitismus in Europa
Dalia Sarik-Fellner, eine jüdische Aktivistin, spricht über den Anstieg antisemitischer Angriffe in Europa und die Herausforderung, diese mit dem Engagement für die Palästinenser in Einklang zu bringen. Ihre Gruppe „Not in Our Name, Vienna“ hat das Ziel, den Diskurs rund um die israelische Politik und deren Auswirkungen auf Gaza zu verändern. Sie betont, dass das, was in Gaza geschieht, nicht als Selbstverteidigung gerechtfertigt werden kann, sondern als Kriegsverbrechen angesehen werden sollte. Sarik-Fellner fordert, dass die Verantwortung für die Handlungen Israels klar benannt wird und dass die jüdische Gemeinschaft differenzierter auf die Forderungen nach Frieden und Gerechtigkeit reagiert.
Persönliches und Aktivistisches zum jüdischen Staat im Krieg. Zu hören: Reporterin Tessa Szyszkowitz (London-Jerusalem) und Dalia Sarig-Fellner („Not in Our Name“).