AUSGABE 220 (Recht statt Rache: 80 Jahre Nürnberger Prozesse)

Das 'Nürnberger Tagebuch' von Gustav Gilbert ist ein bemerkenswertes Dokument, das Einblicke in die Psyche der Hauptkriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs während der Nürnberger Prozesse bietet. Gilbert, ein US-amerikanischer Psychologe, führte detaillierte Gespräche mit den Angeklagten, darunter Hermann Göring, Wilhelm Keitel und Rudolf Hess. Seine Aufzeichnungen umfassen ihre Reaktionen auf die Anklagen, ihre Rechtfertigungen und ihre persönlichen Überzeugungen. Das Buch bietet eine einzigartige Perspektive auf die Persönlichkeiten und Motivationen dieser zentralen Figuren des NS-Regimes. Es ist eine wichtige Quelle für Historiker und Psychologen, die das Verhalten und die Denkweise der Täter des Holocaust und anderer Kriegsverbrechen verstehen wollen. Das 'Nürnberger Tagebuch' bleibt ein erschütterndes Zeugnis der menschlichen Abgründe und der Mechanismen, die zu solchen Gräueltaten führen können.

Das Buch analysiert die deutsche Nachkriegsgesellschaft und ihre Schwierigkeiten, die Vergangenheit und insbesondere die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu verarbeiten. Es untersucht die psychologischen Mechanismen, die dazu führten, dass Trauer und Schuldgefühle vermieden wurden. Die Autoren argumentieren, dass diese "Unfähigkeit zu trauern" tiefgreifende Auswirkungen auf die politische und soziale Entwicklung Deutschlands hatte. Das Werk gilt als einflussreiche Studie zur deutschen Nachkriegsgeschichte und zur kollektiven Psyche. Es regte eine breite gesellschaftliche Debatte über die Vergangenheitsbewältigung an.