Steffen Kopetzky, ein renommierter Autor historisch inspirierter Werke, spricht über seinen neuen Roman "Monschau". Er erkundet, wie Epidemien gesellschaftliche Erinnerungen prägen und uns heute betreffen. Die berührende Liebesgeschichte zwischen einem Assistenzarzt und einer Erbin wird im Kontext von Quarantäne und Nachkriegszeit beleuchtet. Kopetzky erklärt auch, wie historische Sprache seine Charaktere zum Leben erweckt. Am Ende gibt er einen emotionalen Auszug aus seinem Roman zum Besten, der die Sorgen eines Rettungsfahrers erzählt.
Steffen Kopetzkys Roman „Monschau“ thematisiert die Auswirkungen der Pocken-Epidemie auf lokale Gemeinschaften und deren historische Bedeutung.
Die Diskussion über das Verhalten von Verantwortlichen zeigt, wie wirtschaftliche Interessen oft gesundheitlichen Maßnahmen während Epidemien Vorrang einräumen.
Deep dives
Ausbruch der Pocken und historische Relevanz
Der Roman behandelt den Ausbruch der Pocken in den frühen 1960er Jahren in Deutschland, eine Erkrankung, die historisch betrachtet nicht so weit zurückliegt, wie viele denken. Der letzte offiziell bekannte Fall von Pocken wurde 1979 dokumentiert, und die Krankheit wurde erst von der WHO für ausgerottet erklärt. Es wird darauf hingewiesen, dass trotz der enormen Kosten, die für Impfungen und die Bekämpfung der Krankheit entstanden sind, diese im Vergleich zu den ökonomischen und menschlichen Schäden bei Ausbrüchen viel geringer waren. Im 20. Jahrhundert allein starben schätzungsweise 300 Millionen Menschen an Pocken, was die dringend notwendige Forschung und Impfung unterstreicht, um die Gesellschaft vor dieser Bedrohung zu schützen.
Monschau und seine geografische Bedeutung
Monschau, gelegen nahe der belgischen und luxemburgischen Grenze, wird als beeindruckende Kulisse für die Erzählung verwendet und ist historisch bedeutend für die Region. Die Stadt hat ihren Charme und Charakter aus der Barockzeit bewahrt und zieht nicht nur Leser, sondern auch Filmemacher an. Die Verbindung von lokalen Gegebenheiten und historischen Kontexten wird durch die Erzählungen von den realen Erfahrungen der Menschen, die während der Pocken-Epidemie in dieser Region lebten, verdeutlicht. Dies zeigt, dass solche Epidemien nicht nur globale Auswirkungen haben, sondern auch tief in lokalen Gemeinschaften verwurzelt sind.
Parallelen zwischen der Reaktion auf Epidemien
Die Diskussion über das Verhalten von Verantwortlichen im Umgang mit Epidemien, sowohl in den 1960er Jahren als auch in der heutigen Zeit, verdeutlicht, dass wirtschaftliche Aspekte oft Vorrang vor gesundheitlichen Maßnahmen haben. Am Anfang werden gesundheitliche Risiken häufig verleugnet oder nicht ernst genommen, und es gibt parallele Reaktionen zu Coronavirus-Situationen, die historisch ähnlich sind. Die Zuhörer erfahren, dass bei der Reaktion auf die Pocken in der Eifel ähnliche gesellschaftliche Ansichten vorherrschten, wie sie auch während der COVID-19-Pandemie zu beobachten waren, was zeigt, dass solche menschlichen Reaktionen zeitlos sind. Diese Narrative helfen dabei, die Geschichte im Kontext der heutigen Gesellschaft besser zu verstehen und die Probleme, die aus einem solchen Umgang mit Epidemien entstehen, hervorzutreten.
Historische Stoffe und menschliche Verbindung
Der Autor nutzt historische Erzählungen, um einen zeitgenössischen Bezug herzustellen, was zeigt, wie wichtig das Verständnis der Geschichte für die Gesellschaft ist. Themen wie Abenteuer, Liebe und Krankheit werden betrachtet, um zu verdeutlichen, wie historische Erfahrungen die heutige menschliche Verbindung prägen. Der griechischstämmige Arzt Nikos wird als zentrale Figur eingeführt, der inmitten der Epidemie eine zarte Liebesgeschichte erlebt, was die emotionalen Aspekte der Krise beleuchtet. Diese Verbindung zwischen fiktiven Charakteren und historischen Tatsachen verstärkt das Gespür für die Herausforderungen und Emotionen, die Menschen während bedeutender geschichtlicher Ereignisse durchleben.
In der aktuellen Folge von "Besser lesen mit dem FALTER“ spricht Moderatorin Petra Hartlieb mit dem Autor Steffen Kopetzky über dessen neuen Roman „Monschau“ und die großen Themen des Lebens: Liebe, Abenteuer, Krankheit, Krieg. Am Ende der Sendung liest Kopetzky einen Ausschnitt aus seiner Neuerscheinung vor, zuvor hat FALTER-Literaturkritiker Klaus Nüchtern noch zwei Buchempfehlungen für Sie.