Katharina Graça Peters, SPIEGEL-Journalistin und Expertin für koreanische Politik, spricht über die dramatischen Ereignisse in Südkorea, als der Präsident Yoon Suk-yeol Kriegsrecht verhängte. Sie beleuchtet, wie mutige Bürger und Abgeordnete ihre Demokratie verteidigten und das Kriegsrecht nach nur sechs Stunden aufhoben. Peters analysiert die politische Polarisierung und die Rolle der Frauen in Südkoreas Gesellschaft. Abschließend diskutiert sie die Zerbrechlichkeit und Stärke der Demokratie in einem turbulenten politischen Umfeld.
Die mutige Mobilisierung von Bürgern und Abgeordneten gegen das verhängte Kriegsrecht wird als Triumph für die südkoreanische Demokratie betrachtet.
Die politischen Spannungen und die Spaltung der Gesellschaft in Südkorea führen zu wachsender Besorgnis über die Stabilität der Demokratie und mögliche Amtsenthebungsverfahren.
Deep dives
Ausbruch des Kriegsrechts
Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol rief das Kriegsrecht aus, um das Land vor angeblichen kommunistischen Bedrohungen zu schützen. Diese Ankündigung führte zu einem angespannten Szenario, in dem Parlamentarier und Bürger in kurzer Zeit vor dem Parlament mobilisierten, um die Entscheidung zu stoppen. Als die Sicherheitskräfte versuchten, den Zugang zum Parlament zu blockieren, kam es zu dramatischen Momenten, in denen Abgeordnete sich barricadierten und ihre Stimmen gegen das Kriegsrecht abgaben. Innerhalb kürzester Zeit stimmten 190 der 300 Abgeordneten dafür, das Kriegsrecht auszusetzen, was als bedeutender Akt des Widerstands betrachtet wird.
Bürgerliche Mobilisierung und Demokratie
Die mutige Mobilisierung der Bürger und Parlamentarier in dieser kritischen Nacht wurde als Triumph der südkoreanischen Demokratie betrachtet. Trotz der ernsthaften Bedrohung durch das Kriegsrecht gelang es den Bürgern, die Rückkehr zur autoritären Herrschaft zu verhindern. Hunderte zogen vor das Parlament, um ihre Stimmen zu erheben und zeigten so den gemeinsamen Willen zur Verteidigung ihrer demokratischen Werte. Diese Ereignisse lösen schmerzhafte Erinnerungen an vergangene Militärdiktaturen aus und erinnern viele daran, wie wichtig die Aufrechterhaltung der Demokratie ist.
Politische Spaltung und Zukunftsperspektiven
Die politischen Spannungen in Südkorea sind in den letzten Monaten gewachsen, was zu einer polarisierten Gesellschaft geführt hat. Der Präsident spaltet das Land weiter und erzeugt Feindbilder zwischen verschiedenen politischen Lagern, insbesondere zwischen Männern und Frauen. Diese Dynamik schürt Ängste unter den Bürgern, dass die jüngsten politischen Entwicklungen eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität der Demokratie darstellen könnten. Die mögliche Amtsenthebung von Präsident Yoon zeigt, dass die Menschen zunehmend auf die Notwendigkeit einer politischen Verantwortung drängen, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickeln wird.
In einer Kurzschlussreaktion stürzt der konservative südkoreanische Präsident Yoon sein Land ins politische Chaos. Die Bürger retten ihre Demokratie. Und bangen um die Zukunft.
Vermutlich waren es am Ende ein paar Hundert mutige Abgeordnete, Bürger und Bürgerinnen, die Südkoreas Demokratie gerettet haben. Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol hatte in der Nacht zum Mittwoch das Kriegsrecht verhängt – und nach sechs dramatischen Stunden – wurde es wieder aufgehoben. Das Land stand am Abgrund.
In dieser Folge von »Acht Milliarden« spricht Host Juan Moreno mit SPIEGEL-Journalistin Katharina Graça Peters über die dramatischen Stunden von Seoul. »Es gibt Momente in der Geschichte, die sich einbrennen, Ereignisse, bei denen jeder sich noch Jahre später erinnern kann, wo er war und wie er sich gefühlt hat. In Südkorea wird das für viele Menschen die Nacht vom dritten auf den vierten Dezember sein«, so Graça Peters. Jetzt fragen sich viele in Südkorea, ob das Abwenden des Putschversuchs eher ein Zeichen der Stärke der Demokratie ist - oder ob dieses Manöver des Präsidenten, das politische System nachhaltig beschädigt hat.
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