In dieser Folge diskutieren der Historiker und Kosovo-Experte Kurt Gritsch, Militärhistoriker Hans-Peter Kriemann und der ehemalige Bundesaußenminister Jürgen Trittin den ersten Einsatz der Bundeswehr im Kosovo nach dem Zweiten Weltkrieg. Es geht um die Ursachen und den Verlauf des Kosovo-Krieges, die umstrittene deutsche Beteiligung sowie die politischen Konsequenzen für die Rot-Grüne Koalition. Die Diskussion dreht sich auch um die Veränderungen bei den Grünen nach dem Krieg und die Gefahren des Nationalismus im Kontext des Kosovokrieges.
Der Kosovo-Krieg führte zu kontroversen Diskussionen über den ersten Bundeswehreinsatz seit 1945.
Der Tod von Tito verschärfte politische Spannungen und ethnische Konflikte auf dem Balkan.
Deep dives
Hintergrund und Auslöser des Konflikts im Kosovo
Der jugoslawische Staatschef Tito war eine Schlüsselfigur in der Region, und nach seinem Tod 1981 brach das System auseinander. Ethnische Spannungen in Jugoslawien verschärften sich, was zu Konflikten führte. Die Unabhängigkeitsbestrebungen des Kosovo führten zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, einschließlich des Kosovo-Kriegs.
Konflikte in den jugoslawischen Teilrepubliken und Serbiens Machtstreben
Nach Titos Tod entstanden politische Spannungen zwischen den jugoslawischen Teilrepubliken. Serbien versuchte, seine Vormachtstellung zu behaupten und lehnte die Unabhängigkeit des Kosovo ab. Die Ethnienmischung auf dem Balkan erschwerte die Souveränitätsansprüche, und Serbien nutzte diese Situation, um seine Macht auszudehnen.
Internationale Intervention und deutscher Einsatz im Kosovo-Krieg
Die NATO griff militärisch ein, um Menschenrechtsverletzungen im Kosovo zu stoppen. Deutschland beteiligte sich an Luftangriffen gegen Jugoslawien und erlebte damit seinen ersten Kriegseinsatz seit 1945. Die politische Entscheidung zur Teilnahme am Krieg führte zu kontroversen Diskussionen innerhalb der Regierung und der deutschen Öffentlichkeit.
Nachwirkungen des Kosovo-Kriegs und deutsche Beteiligung
Der Kosovo-Krieg veränderte die Rolle der Bundeswehr und markierte einen Übergang zu vermehrten Auslandseinsätzen. Trotz der öffentlichen Kontroversen hatte der Einsatz im Kosovo langfristige Auswirkungen auf die deutsche Militärpolitik. Die Bedeutung des deutschen Engagements im Kosovo-Krieg wurde in der politischen Landschaft kritisch hinterfragt und führte zu internen Debatten über pazifistische Positionen.
Er ist ein Politikum: Der erste Einsatz der Bundeswehr nach dem Zweiten Weltkrieg im Kosovo entzweit nicht nur die Partei Bündnis 90/Die Grünen, sondern ganz Deutschland.
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Ihr hört in dieser "Eine Stunde History":
00:05:34 - Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Christine Werner blickt auf den Beginn der Luftschläge zurück
00:10:24 - Historiker und Kosovo-Experte Kurt Gritsch
00:21:21 - Militärhistoriker Hans-Peter Kriemann
00:32:18 - Ehemaliger Bundesaußenminister Jürgen Trittin