Verletzt überlebt Yamaguchi die erste Atombombe von Hiroshima. Irgendwie schafft er es zurück zu seiner Familie nach Nagasaki - dann fällt am 9.8.1945 die zweite Bombe.
In diesem Zeitzeichen erzählt Gianna Felicita Scholten:
- wie ein Mann zur Arbeit geht und dabei zwei Atombomben überlebt,
- warum das Überleben in Japan lange als Makel gilt,
- wie ein Löffel Kokosöl zu einem Akt der Menschlichkeit wird,
- und wie er den Schmerz der Erinnerung zunächst nur durch Gedichte in Worte fasst.
Am 6. August 1945 explodiert über Hiroshima die erste Atombombe. Tsutomu Yamaguchi, 29 Jahre alt, wird verletzt - aber überlebt. Am nächsten Tag reist er zurück in seine Heimatstadt. Drei Tage später fällt auch über Nagasaki eine Atombombe. Und Yamaguchi überlebt ein zweites Mal.
Jahrzehntelang schweigt er über das Erlebte. Zu groß ist die Angst vor Ausgrenzung als "Hibakusha", als einer, der der Explosion ausgesetzt war. Erst spät beginnt er zu sprechen, in Schulen, bei den Vereinten Nationen, in Gedichten: "Denkt an die Verzweiflung der Sterbenden unter der Bombe", sagt er. "Lernt aus der Geschichte." Tsutomu Yamaguchi stirbt 2010 in Nagasaki - als der einzige Mensch, der offiziell anerkannt beide Atombomben überlebt hat.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Dr. Chad Diehl, Historiker mit Schwerpunkt moderne japanische Geschichte
- Tsutomu Yamaguchi: Double A bomb Victim. My Life beneath the Atomic Clouds. Nagasaki 2007
- Chad Diehl: And the River Flowed as a Raft of Corpses. The Poetry of Yamaguchi Tsutomu, Survivor of Both Hiroshima and Nagasaki. New York 2010
- Chad Diehl (Hg.): Shadows of Nagasaki. Trauma, Religion, and Memory after the Atomic Bombing. New York 2024
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Gianna Felicita Scholten
Redaktion: Matti Hesse
Technik: Christine Reinartz