Körperliche Bestrafung von Kindern gilt lange Zeit als normal. Erst am 6.7.2000 wird Gewalt als Erziehungsmaßnahme in Deutschland gesetzlich verboten.
In diesem Zeitzeichen erzählt Jana Magdanz:
- von Astrid Lindgren - einer vehementen Verfechterin einer Erziehung ohne Gewalt,
- wie der "Struwwelpeter" Generationen von Kindern Albträume bereitet,
- wie lang und debattenreich der Weg zu einer gewaltfreien Erziehung war und immer noch ist,
- welchen Einfluss Religion und die deutsche Geschichte auf die Erziehung haben.
Viele heute Erwachsene wurden in ihrer Kindheit noch ganz selbstverständlich geschlagen. "Wer nicht hören will, muss fühlen", hieß es dann - und von Gesetzes wegen war das völlig legal. Noch 1968 musste das Bundesverfassungsgericht darüber verhandeln, ob die Rechte des Grundgesetzes für Kinder überhaupt gelten.
Wer heute sein Kind schlägt, kann angezeigt und bestraft werden. Denn am 6. Juli 2000 wird das "Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung" verabschiedet. Darin steht: "Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig."
Gleichzeitig macht eine Kampagne auf das neue Gesetz aufmerksam. Für Eltern werden Beratungsstellen und Trainings eingerichtet, in denen sie lernen können, ihre Kinder auch in Stresssituationen gewaltfrei zu erziehen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:- Professor Reinhard Wiesner, langjähriger Leiter des Referats für Kinder- und Jugendhilferecht im Bundesfamilienministerium
- Sabine Andresen, Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt und Präsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes
- Viertklässler der Grundschule Nikolaus-Groß in Hattingen-Niederwenigern
- Horst Petri: Erziehungsgewalt. Frankfurt am Main, 1989
- Alice Miller: Am Anfang war Erziehung. Frankfurt am Main, 1980
- Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind, München und Berlin, 1938
- Klaus Harney und Heinz-Hermann Krüger (Hrsg.): Einführung in die Geschichte der Erziehungswissenschaften und Erziehungswirklichkeit. Opladen, 1997
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Das ganze Zeitzeichen-Archiv gibt’s hier.Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen: Autorin: Jana Magdanz
Redaktion: Christoph Tiegel und David Rother
Technik: Sarah Fitzek