Drohnen über Estland, Cyberangriffe auf Flughäfen, Sabotage an Bahnleitungen – die Zahl sogenannter hybrider Attacken wächst. Russland gilt vielen als Drahtzieher. Stimmt das überhaupt? Wie gefährlich sind diese Vorfälle? Und wie gut ist Deutschland aufgestellt?
Im Presseclub sind sich die Gäste einig: Putin setzt auf Provokationen mit maximaler Wirkung bei minimalem Aufwand. Drohnen für ein paar Tausend Euro binden Raketenabwehrsysteme im Millionenwert und lenken den Westen von ihrer Unterstützung der Ukraine ab. „So kann er uns blamieren und unsere Verteidigungsfähigkeit infrage stellen“, sagt Christoph Schiltz.
„Wir sind nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden“, zitiert die Runde Verteidigungsminister Pistorius und stimmt zu. Wie groß die Gefährdungslage ist, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Während Schiltz glaubt, dass ein russischer Angriff auf uns nicht unmittelbar bevorstehe, weil Putin dafür die Ressourcen fehlten, sind Florian Flade und Thomas Wiegold da deutlich skeptischer.
In einem Punkt sind sich aber alle einig: Deutschland hat erhebliche Sicherheitslücken. Es fehlt an einem Detektionssystem für Drohnen, über Zuständigkeiten wird gestritten, die Polizei vor Ort hat keine technischen Mittel. Auch die kritische Infrastruktur ist verwundbar: vom Stromnetz bis zu Krankenhäusern. Hier fehle es an Investitionen und einem klaren Lagebild.
Am Ende bleibt die Frage, ob die Politik der Bevölkerung die Gefahrensituation klarer kommunizieren müsse. Man ist sich einig, dass mehr Ehrlichkeit gegenüber der Bevölkerung nötig ist. „Wir verwechseln Resilienz oft mit Gleichgültigkeit“, warnte Florian Flade. Sicherheit heiße nicht nur Panzer beschaffen – sondern Strukturen aufbauen, die Menschen im Ernstfall schützen.
Moderator Jörg Schönenborn mit den Gästen: Florian Flade (Westdeutscher Rundfunk), Marina Kormbaki (DER SPIEGEL), Christoph Schiltz (WELT),Thomas Wiegold (Journalist und Blogger).
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